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Blutheide

Blutheide

Titel: Blutheide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K.Hanke und C. Kröger
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der Absicht gegangen, irgendwo mit sich selbst auf ihren Neustart anzustoßen, dann in ihrer neuen Wohnung noch für etwas Ordnung zu sorgen, um schließlich halbwegs vernünftig schlafen zu gehen und ausgeruht zu ihrem ersten Dienst zu erscheinen. Toller Neustart, wenn schon die Vorsätze des ersten Tages komplett danebengingen. Es war nicht die beste Idee gewesen, in die schummrige Kneipe zu gehen und sich ausgerechnet an den einzigen Platz am Tresen zu stellen, an dem ein Glas stand. Zumindest nicht aus der Retrospektive. Mann, oh Mann, sie hätte es gleich ahnen müssen, als der Typ ihr sein breites Grinsen schenkte, sich selbst ein weiteres Bier bestellte und ihr ungefragt einen Martini.
    Bene – so hatte der Enddreißiger sich ohne große Umschweife vorgestellt – war irgendwie nicht das, was Katharina in dieser Umgebung als Kneipengast erwartet hatte. Ganz im Gegenteil. Sein durchtrainierter Körper steckte in einem gepflegten Outfit, geschmackvoll und trotzdem lässig. Ganz offensichtlich ein Typ, der eine Menge Wert auf sein Äußeres legte. Für Katharinas Geschmack war er fast schon etwas zu sehr gestylt, und eigentlich stand sie auch gar nicht darauf, am Tresen angebaggert zu werden, als wäre sie Freiwild. Aber gestern Abend hatte sie sich genau so gefühlt – wie Freiwild. Ohne die geringste Ahnung, was die Zukunft wirklich für sie bereithielt, in einer fremden Stadt, mit einem neuen Job und voller Zweifel und Ängste. Gerade diese Ängste waren es, die sie verfolgten. Sie hatte gedacht, sie in München zurücklassen zu können. Dort in der Wohnung, wo es damals passiert war und die sie nahezu voll möbliert ihrem Nachmieter übergeben hatte. Der junge Mann hatte sich über die Möbel gefreut, die sie ihm für einen geringen Abstand gelassen hatte. Das Geld hatte sie einer sozialen Einrichtung gespendet. Es war der Versuch gewesen, sich freizukaufen. Doch hatte es etwas genützt? Sie fühlte es noch nicht, obwohl so viele Kilometer zwischen München samt ihren Schuldgefühlen und Lüneburg lagen. Da hatte es verdammt gut getan, sich für den Moment von einem attraktiven Mann ein bisschen aufbauen zu lassen, der in ihr nichts weiter sah als eine Frau, die allein an einer Bar stand. Dem Einstiegs-Martini waren weitere gefolgt, ihrem Kopf nach zu urteilen, mussten es etliche gewesen sein. Den ersten halbwegs klaren Moment hatte sie erst wieder gehabt, als sie morgens um drei in einem fremden Bett aufgewacht war – nackt. So manche Erinnerungen hatten sich inzwischen wieder eingestellt, und es waren zugegebenermaßen nicht die unangenehmsten, aber trotzdem war sie erschrocken über sich selbst. So hatte sie ihr neues Leben eigentlich nicht starten wollen. Nach dem ersten Schreck hatte sie ihre Sachen zusammengesucht, sich leise angezogen und aus dem Staub gemacht. Der blonde Hüne, von dem sie nicht mehr als den Vornamen kannte – wenn es überhaupt sein richtiger Name war – war glücklicherweise nicht aufgewacht. Als sie auf der Straße gestanden hatte, war ihr schlagartig klar geworden, dass sie nicht im Geringsten wusste, wo sie war oder wie sie zu ihrer Wohnung kommen sollte. Also hatte sie sich ein Taxi geschnappt und den Fahrer ungewollt verärgert, weil die Strecke zu ihrer Wohnung letztlich kaum mehr als eineinhalb Kilometer lang war. An Schlaf war nicht mehr zu denken gewesen, und so hatte sie die Zeit bis zum Morgen genutzt, um wie geplant ihr neues Zuhause noch ein bisschen auf Vordermann zu bringen. Dann hatte sie versucht, mit einer kalten Dusche die unübersehbaren Spuren der vergangenen Nacht aus den müden Augen zu verbannen und mithilfe einiger weiblicher Tricks ein halbwegs munteres Gesicht in den Spiegel zu zaubern.

    Als Katharina nun an die Tür des Dienststellenleiters Stephan Mausner klopfte, riss sie sich mächtig zusammen. Sie wollte einen guten ersten Eindruck machen. In dem Moment, in dem sie das Büro betrat, erstarrte sie jedoch: Neben Stephan Mausner, der ihr freundlich die Hand entgegenstreckte, stand noch jemand – der Mann, dessen Bett sie erst vor wenigen Stunden fluchtartig verlassen hatte . Verdammt. So was konnte auch nur ihr passieren.
08.01 Uhr
    »Guten Morgen, liebe Frau von Hagemann, und herzlich willkommen bei der Kripo Lüneburg!«, begrüßte Stephan Mausner die neue Mitarbeiterin seiner Dienststelle. »Das trifft sich ja hervorragend. Tolles Timing, tolles Timing, dass ich Sie beide hier gleich zusammenhabe. Darf ich also vorstellen: Das ist

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