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Blutige Nacht

Blutige Nacht

Titel: Blutige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevor O. Munson
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Mona-Lisa-Lächeln.
    Ich werfe einen prüfenden Blick auf meine Uhr, stürze meinen Drink hinunter und gebe dem Barkeeper ein Zeichen für einen weiteren, einen doppelten. Warum zum Teufel auch nicht? Ich werde nicht betrunken, es sei denn, der Alkohol befindet sich bereits im Blut des Opfers, und abgesehen davon dient mir der Drink als Stütze, beschäftigt meine Hände mit etwas. Ich drücke meine Kippe aus und zünde eine weitere an.
    »Wie haben Sie das denn angestellt?«
    Ich drehe mich um und sehe sie in einem roten, mit Drachen bestickten Kimono vor mir stehen. Und sofort wird mir klar, dass ich mich in Bezug auf ihr Aussehen nicht mehr hätte täuschen können. Sie ist durch und durch echt, jedes Detail ist aus der Nähe genauso schön, wie es zuvor auf der Bühne gewirkt hatte. Noch schöner. Ich empfinde eine eigenartige Enttäuschung. Ein auffälliger Makel wäre mir willkommen gewesen, hätte mir die Kontrolle über mich selbst wieder zurückgegeben.
    »Was denn?«, frage ich, glücklich darüber, mich wenigstens nicht wie ein nervöser Schuljunge anzuhören. Dafür ist es verfluchte achtzig Jahre zu spät.
    »Hier ungestraft rauchen zu dürfen. Ich kann gar nicht glauben, dass Ihnen bislang noch keiner etwas gesagt hat. Für gewöhnlich sind sie hier diesbezüglich richtig nervig. Sie lassen mich noch nicht einmal in meiner Umkleidekabine rauchen.«
    »Na ja, wir haben sozusagen ein Übereinkommen getroffen. Wollen Sie auch eine?«, frage ich, zücke meine Schachtel und schüttle eine heraus.
    Reesa zögert einen Augenblick, dann greift sie zu, ist bereit, es wie ich darauf ankommen zu lassen. Manikürte Hände mit roten Fingernägeln führen die Kippe zu einem Mund mit wunderschön geschwungenen Lippen. Noch nie zuvor war ich eifersüchtig auf eine Zigarette. Anscheinend gibt es tatsächlich ein erstes Mal für alles. Sie wartet darauf, dass ich ihr Feuer gebe. Ihr Wunsch ist mir Befehl.
    »Ich hoffe, Sie sind Mick Angel«, sagt sie und nimmt einen tiefen Zug. »Anderenfalls komme ich mir gleich ziemlich dumm vor.«
    »Das bin ich. Darf ich Sie auf einen Drink einladen?«
    »Ich bekomme die Getränke hier umsonst, aber Sie können gern einen für mich bestellen.« Als sie sich auf den Barhocker neben mir gleiten lässt, ertönt das Rascheln von Seide auf Vinyl. Jetzt bin ich eifersüchtig auf den Hocker.
    »Okay. Lassen Sie mich raten – Sie sehen mir nach einer Lady aus, die gern Martini trinkt.«
    »Gut geraten. Und ich wette, Sie trinken Scotch.«
    Wir lächeln. Verwandte Seelen.
    »Wodka?«, frage ich in der Hoffnung, dass dem nicht so ist.
    Sie schüttelt den Kopf, leuchtend rote Locken hüpfen um ihr hübsches Gesicht. »Gin. Drei Oliven. Dirty.«
    »Aha, dirty also.«
    »Je dirtier, desto besser.«
    Ich rufe den Barkeeper zu uns und bestelle ihren Drink. Ihm fällt auf, dass Reesa raucht, und er vermasselt fast alles, doch ich unterbreche ihn, erkläre ihm, er hätte wieder alles falsch verstanden. Dieses Mal huscht ein Anflug von Zweifel über sein Gesicht. Das ist das Problem mit dem hypnotischen Blick. Er ist ein nettes Werkzeug, aber manche Menschen sind dafür empfänglicher als andere. Für gewöhnlich hängt es mit der Intelligenz zusammen. Ich frage mich, ob ich den hypnotischen Blick bei diesem Kerl bereits zu sehr ausgereizt habe und die Lage ungemütlich werden könnte, doch dann erlischt der Zweifel in seinem Blick, und er mixt den Drink.
    »Sind Sie denn schon mal hier gewesen?«, fragt sie.
    Ich nicke. »Ist aber eine ganze Weile her.«
    »Schon jemals meine Show gesehen?«
    Ich schüttle den Kopf. »Ich glaube nicht, dass Sie aufgetreten sind, als ich das letzte Mal hier war, aber ich wäre früher hierher zurückgekommen, wenn ich gewusst hätte, was mir da entgeht.«
    Das gefällt ihr. Dafür schenkt sie mir ein Lächeln.
    »Das hier sieht nach einem Ort aus, an dem Sie sich wohl fühlen könnten.«
    »Tatsächlich?«
    Jetzt ist es an ihr zu nicken. »Na ja, also, dieser Ort hier ist etwas altmodisch, und Sie scheinen mir auch eher einer vom alten Schlag zu sein.«
    Ich lächle ironisch. »Alter Schlag. Das bin ich, ganz richtig.« Mit Betonung auf alt.
    »Ich stehe darauf«, versichert mir Reesa. »Das ist ein Kompliment.«
    »Dann fasse ich es auch als solches auf.«
    Wir lächeln. Die Drinks kommen. Ich erfreue mich an dem perfekten Abdruck ihrer vollen Unterlippe auf dem Rand ihres Martiniglases.
    Doch so sehr ich das hier auch um des Vergnügens willen genießen möchte,

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