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Blutige Seilfahrt im Warndt

Blutige Seilfahrt im Warndt

Titel: Blutige Seilfahrt im Warndt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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Nachricht an sein Ohr, die ihn euphorisch stimmte. Die Männer der Grubenwehr waren auf Kullmann, Anke und Pierre gestoßen. An den mürrischen Kommentaren konnte Schnur erkennen, dass es seinen Leuten gut ging und dass sie sich nicht an die Regeln der Grubenwehr hielten.
    Einerseits ahnte Schnur, dass die Entscheidung, Anke in den Schacht gehen zu lassen, böse Folgen für ihn haben könnte. Andererseits freute es ihn zu erfahren, wie kratzbürstig sie sich gegen die Männer unter Tage durchsetzte.
    Doch die nächste Nachricht holte ihn sofort wieder von seinem Siegestaumel herunter. Das Phantom war geschnappt. Es war tatsächlich Tim Fechter. Aber er war nicht für Anton Grewes Entführung zuständig.
    Alles sprach dafür, dass Remmark doch derjenige war! Und der lag in tausend Tüten beim Gerichtsmediziner auf dem Seziertisch.
    Verzweifelt rieb er sich über sein Kinn, das sich so rau anfühlte wie Schmirgelpapier. Wie sollten sie es jetzt noch schaffen, Anton Grewe rechtzeitig zu finden?
    »Hier, Barbarossa«, hörte er Andreas Stimme hinter sich und roch sofort den Kaffee, den sie ihm hinhielt.
    »Nach der Tasse stehe ich bestimmt die nächsten drei Wochen stramm«, bemerkte Schnur und trank davon, ohne zu zögern.
    »Dann wirst du die Zeit zum Arbeiten nutzen«, stichelte Andrea.
    Schnur schaute der Kollegin ins Gesicht und musste lachen. Das tat ihm gut. Andrea schaffte es, ihn in dieser desolaten Situation noch aufzumuntern. Die Selbstvorwürfe drohten ihn innerlich zu zerreißen. Sollte Anton Grewe nicht gerettet werden …
    »Was ist mit dir?«, fragte Andrea. »Du bist plötzlich noch blasser geworden.«
    »Ich bin gerade zu dem Entschluss gekommen, meinen Job zu kündigen, wenn wir Grewe nicht retten können.«

    Grewe spürte plötzlich eine Regung. Er versuchte aufzuschauen, aber seine Augen waren verklebt. Er hatte Mühe, die Lider nur einen kleinen Spalt zu öffnen. Doch was er durch den Spalt sah, hätte er lieber nicht gesehen.
    Eine Ratte.
    Sofort kehrten die Lebensgeister in seinen Körper zurück.
    Er richtete sich mühsam auf, zappelte, soweit es in seiner Fesselung möglich war, um das Mistvieh abzuschütteln.
    Wo kam diese Ratte her? Gab es hier einen weiteren Zugang?
    Schon wieder kehrte Hoffnung in ihn zurück. Diese verdammte Hoffnung, die es ihm so schwer machte, sich mit seinem Schicksal abzufinden.
    Aber zuerst galt es, die Ratte abzuschütteln, was nicht einfach war. Sie krallte sich locker an seiner Jacke fest und schien ihn dabei mit einem höhnischen Blick zu fixieren.
    »Scheißvieh!«, krächzte er. Doch seine Stimme hörte sich so düster und hohl an, dass er vor sich selbst erschrak.
    Im gleichen Augenblick fiel die Ratte von seinem Arm herunter. Fast hätte er darüber lachen können.
    Wie von einer fremden Hand gesteuert, drehte er seinen Kopf nach links.
    Die Zeit war um.
    Die letzte Minute brach an.

    Die Hektik gelangte an ihren Höhepunkt. Die letzte Minute war angebrochen. Sämtliche Türen hatten die Männer aufgebrochen, sämtliche Stollen und Löcher und Schächte erkundet. Aber keine Spur von Anton Grewe.
    Anke war mit einer Laune zu der kleinen Gruppe über Tage hinzugestoßen, die so explosiv war, dass Schnur sich nicht wagte, sie anzusprechen. Er hatte von dem Disput unter Tage erfahren und sich selbst maßlos darüber geärgert, nicht selbst mit diesem Truppführer verhandeln zu können. Aber er hatte nicht nach unten fahren dürfen. Sein ganzes Bitten und Betteln, ihn runterzulassen, hatte nichts genützt. Dabei wusste er selbst nicht, ob er etwas hätte besser machen können.
    Wie ein Verrückter rannte er hin und her, als könnte er damit Schlimmeres abwenden.

    Zehn, neun, acht, sieben, sechs …
    Grewe verabschiedete sich von dieser Welt. Er schaute auf die Ratte, die in den letzten Sekunden seines Lebens seine Begleiterin war und dachte sich, wie gut es doch war, dass mit der verdammten Bombe wenigstens dieser Schädling ausgerottet würde.
    Ein Winseln stieß aus seiner Kehle, was ein Lachen sein sollte.
    … fünf, vier, drei, …
    Ein Rascheln, das nicht von der Zeitschaltuhr kam, lenkte Grewe ab.
    Wollte sich jetzt Bonhoff zeigen? In der letzten Sekunde seines Lebens … ihres Lebens?
    … zwei, eins …

    »Ich glaube, wir sind auf einer guten Spur«, rief Pierre. »Hier war vor Kurzem noch jemand.« Er leuchtete auf den Boden, dort lag ein verknülltes Tempotaschentuch. »Wer fasst es freiwillig an, um zu testen, wie lange es schon dort

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