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Blutige Spuren

Blutige Spuren

Titel: Blutige Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Liemann
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Sekunden verstreichen, um sich der gönnerhaften Aufforderung zu entziehen. » Maria Isabel Dacosta, Kripo Berlin. Und mit wem habe ich es zu tun? «
    » Maria Isabel? Ah! Danke, Körner, Sie können gehen. « Er richtete sich an sie: » Maria Isabel … ¡Me alegro! ¡Bienvenido, Señora! ¿Cómo está usted? Yo sol señor Angermann, buenas noches! «
    » Ich bin Portugiesin. «
    » Ach so. Na, mein Portugiesisch ist leider nicht so gut. « Er lachte, ohne die Mundwinkel zu verziehen.
    Sie streckte ihm die Hand entgegen. » Das macht nichts. «
    » Wie gesagt, Angermann. Wir sind sozusagen Kollegen. Ich weiß, Sie sind beordert, einen Fall zu übernehmen. Inzwischen haben wir die Sache im Griff. Sie können das getrost abhaken. « Er wartete.
    Er wartet, dachte sie. Ich soll ihn fragen. Ich hasse das. » Ich habe meinen Auftrag « , beharrte sie.
    » Jetzt nicht mehr « , erwiderte Angermann und lächelte. Im Zeitlupentempo zog er etwas aus der Tasche. Dann hielt er ihr seinen Ausweis hin, der im Blaulicht blinkte.
    » BKA « , las Isabel vor. » Und? Was hat das mit meinem Auftrag zu tun? «
    Angermann lächelte jetzt aufreizend maliziös und legte den Kopf schief.
    Isabel wollte ihm am liebsten an die Gurgel springen und erdrosselte ihn im Geiste. Stattdessen blickte sie auf ihre Schuhe und bohrte eine Fußspitze in den Feuchtsand, der dick auf dem Asphalt lag. » Sie werden es mir erklären, Herr Polizeidirektor Angermann?! «
    » Leider, leider … « , beteuerte Angermann bloß.
    » Dann werde ich meine Dienststelle anrufen und um Weisungen bitten. «
    » Ja « , tönte Angermann, als hätte sie einen Teddy bei einer Rummel-Lotterie gewonnen, » das ist eine Super-Idee! Bitten Sie um eine Weisung Ihrer Dienststelle. Aber Sie wissen ja: Bundesrecht bricht Landesrecht. «
    Isabel, die schon ihr Handy in der Hand hatte, hielt kurz inne und entgegnete: » Bundesrecht bricht Landesrecht – das gilt gemäß Artikel 31 des Grundgesetzes nur für den Vorrang von Gesetzen, nicht für die Frage, welche Polizeibehörde zuständig ist.«
    Mit einem aufgesetzt wirkenden höflichen Lächeln hob Angermann die Hand zum Gruß und drehte sich zum Gehen um.
    Isabel war sich nicht sicher, wen sie anrufen sollte. Es war kurz vor halb fünf. Ihr fiel nicht mehr ein, wer in der Wache Nachtdienst hatte. Sie wusste nur, dass ihr Vorgesetzter, Kai Sternenberg, in dieser Nacht seinem Hobby frönte und bei der Telefonseelsorge Dienst schob. Danach war er zwei Tage nicht zu gebrauchen. In seinem Alter, Mitte vierzig, schien die männliche Selbstüberschätzung neue Formen anzunehmen.
    Wie dem auch sei, bei der Telefonseelsorge durfte sie ihn nicht stören. Das war ein Gesetz. Sternenberg-Recht bricht Landesrecht, dachte sie. Ich will rein ins Haus und sehen, was los ist. Wieso weist das Bundeskriminalamt Berliner Polizisten an, die Kripo nicht zu einem Tatort durchzulassen? Wachtmeister, die noch nicht mal Männer sind, geschweige denn Meister.
    Sie merkte, dass sie sich in Gedanken verzettelte und auf der Stelle herumtappte. Wenn Angermann mich so sieht, hat er seinen Triumph. Sie schaute sich um. Auf der anderen Straßenseite stand ein Grüppchen Anwohner. Unter ihnen machte sie ein bekanntes Gesicht aus. Ohne dem Gesicht einen Namen zuordnen zu können, erinnerte sie sich, dass es einem Journalisten gehörte. Mit dem schaffe ich es, dachte Isabel.
    Zehn Minuten später stand sie wieder neben ihrem Wagen. Sie wünschte sich, nicht im Haus gewesen zu sein. Sie hustete und versuchte, den Brechreiz zu unterdrücken. Auf dem Handy suchte sie nach der Nummer von Kai Sternenberg.

2
    » Weißt du, wir haben hier gebastelt, nicht gebumst. Wir haben Blumen aus Papier gemacht und sie zwischen die Kerzen gelegt. Er hat mir Gedichte vorgelesen. Er schreibt schöne Gedichte. Speed war hier nicht angesagt. Wir haben nicht mal getrunken. Einen Wein, sonst nichts. Wir haben gebastelt und Gedichte gelesen. Es war poetisch, weißt du.
    Alle denken gleich, dass wir Speed nehmen und dass ich es mit einem Achtzehnjährigen treibe. Meine Mutter, meine Eltern, alle. Sie machen mir Vorwürfe, ich sei eine alte Schachtel, die einen Jüngling verführt. Wir haben den ganzen Tag und die ganze Nacht und den nächsten Tag hier gesessen und geredet, sehr tiefe Gespräche, wirklich tiefe Gespräche. Das verstehen die nicht. Das können die nicht begreifen, verstehst du? «
    » Ja « , sagte Kai Sternenberg.
    » Die glauben, ich bin eine Schlampe. Eine Schlampe, die

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