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Blutige Vergeltung

Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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Entferntesten, wie kurz die Welt – immer – davorsteht, in Rauch aufzugehen.
    Manchmal frage ich mich, ob diese Unwissenheit nicht ein Segen ist.
    Die purpurnen Kristalle zischten, und ich stocherte mit Sauls Grillzangen in den Kohlen herum, um sicherzugehen, dass auch jedes kleine Stück verbrannte. Funken flogen in die Luft auf, während ich mich bemühte, das Gesicht vor der Hitze abzuschotten. Wer wusste, was dieser Dreck alles anrichten konnte?
    Ich. Ich hatte es gesehen.
    Argoth ist auf dem Weg … Ich kann die Flut nicht ewig zurückhalten.
    Wie viel hatte Perry gewusst? Nur so viel, wie er mir erzählt hatte? Oder hatte er gehofft, dass ich Shens Pläne durchkreuzen würde?
    Doch so dringend wollte ich es gar nicht wissen, als dass ich zulassen würde, dass er wieder in meinem Kopf herumpfuscht.
    Wirst du auf deine alten Tage etwa feige, Jill?
    Darum ging es nicht. Falls eine andere Höllenbrut verrückt genug sein sollte, in Shens Fußstapfen zu treten, würde sie von mir die gleiche Behandlung bekommen. Immerhin wusste ich jetzt, worauf ich zu achten hatte.
    Und selbst wenn Perry nichts damit zu tun gehabt hatte … nun ja, wir würden sehen.
    Leider hasste ich es, abzuwarten.
    Die Narbe pulsierte unter einem Kupferarmband, einem der alten, die Galina für mich ausgegraben hatte. Nachdem Saul fort war, musste das Kupfer wieder herhalten, weil ich ums Verrecken nicht mit Leder arbeiten konnte.
    Nun war die Sonne endgültig hinter dem Horizont verschwunden. Meine Stadt fing an zu vibrieren, während das Nachtleben erwachte.
    Das Telefon schrillte. Ich überprüfte noch einmal, ob auch wirklich jeder Rest Papier und Chemikalie vernichtet war, dann stampfte ich nach drinnen und griff mir den Hörer, bevor der AB anging. „Schieß los“, blaffte ich. Was ist denn nun schon wieder? Verflucht noch mal.
    „Hey Kätzchen.“ Eine vertraute Stimme. Er klang traurig und bis aufs Mark erschöpft. „Schön, dich zu hören.“
    Oh Gott! „Saul.“ Ich klang, als hätte man mir alle Luft geraubt. „Himmel. Ist das schön, dich zu hören. Wie geht’s dir?“
    „Gerade wollte ich dich dasselbe fragen. Irgendwie bekomme ich Theron nicht ans Telefon. Alles okay bei euch?“
    Ich schloss die Augen und unterdrückte das erleichterte Seufzen, das in meiner Brust saß. „Alles bestens. War ein bisschen viel los in letzter Zeit, das ist alles. Wie geht es dir? Wie läuft es bei euch?“
    „Ist mit dir auch bestimmt alles in Ordnung, Kätzchen?“ In seiner Stimme verbarg sich ein leises Grollen. Er machte sich Sorgen.
    „Ganz ehrlich. Alles im Lot bei uns!“ Ich hob nur gerade einen Fall mächtig in den Sand gesetzt und um ein Haar meine ganze Stadt verloren. Aber das passt schon. „Wir hatten eine kleine Scurfpanik und einige Trader, die aufmüpfig wurden. Das Übliche. Aber wir haben alles geregelt.“ Ich hielt mich davon ab, vor Erleichterung dumm draufloszuplappem. „Wie geht es dir? Was ist passiert?“
    „Sie ist gestorben.“ Eine ganze Welt voller Trauer lag in diesen drei Worten. „Ich komme heim. Mein Zug kommt am Dienstagabend um elf an. Ich bin schon am Bahnhof.“
    Oh, Gott sei Dank! „Das tut mir so leid.“ Meine Stimme versagte. Er kommt heim! „Du klingst furchtbar.“
    „Danke.“ Ein Löffelchen Ironie, um die Trauer für einen kurzen Moment zu vertreiben. „Sie ist friedlich eingeschlafen. Alle meine Tanten waren da.“
    Ich lauschte seinem Atmen eine scheinbare Ewigkeit lang. „Ich liebe dich.“ Leise und piepsend, als hätte man mich auf der Schule gerade in der falschen Dusche ertappt.
    Es mussten wohl die richtigen Worte gewesen sein. Das Knurren in seinem Schnaufen wurde weniger. „Ich liebe dich auch, Kätzchen. Holst du mich ab?“
    „Mit wehenden Fahnen!“ Woher nehme ich nur ein Auto? Scheiße, egal. Er kommt nach Hause.
    „Geht’s dir auch wirklich gut?“ Jetzt klang er eindeutig besorgt. „Du wirkst etwas …“
    „Die letzten Tage waren einfach ein bisschen heftig. Und du fehlst mir, und du tust mir leid.“ Und ich habe beinahe meine Stadt verloren. Fast wäre mir entgangen, was vorsich ging. Ich hatte noch mal Glück.
    Allerdings glauben Jäger nicht wirklich an Glück. Noch ein Grund, dem Frieden nicht zu trauen.
    Als hätte ich nicht schon genug.
    Zum Glück bohrte Saul nicht weiter nach. „Na gut. Ich muss jetzt los, der Zug fährt bald ab.“
    Ich drückte die Augen noch fester aufeinander. Gelbe und hellblaue Sterne tanzten mir vor den Pupillen. „Gute

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