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Blutiger Sand

Blutiger Sand

Titel: Blutiger Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kneifl
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zumute. Ich habe alles so satt, diese ganze beschwerliche Reise, diese wahnsinnigen Highway-Piraten aus dem Death Valley, die Scheiß-Polizei und vor allem diese Serienkiller …
    Der überwältigende Anblick des Grand Canyon mit seiner Vielfalt an Formen und Farben raubt mir dann erst recht die Sprache. Ich versinke in eine Art Trance. Starre minutenlang auf das gewaltige Bergmassiv. Im Wechsel von Licht und Schatten verändert sich laufend die Farbe der Felswände. Plötzlich erblicke ich ein winziges Stück des Little Colorado River. Ein schmaler smaragdfarbener Streifen, der sogleich wieder hinter dem nächsten Felsvorsprung verschwindet.
    Simon drängt darauf, zuerst etwas trinken zu gehen.
    Ich habe keine Lust, diesen schönsten Ausblick, den ich je gesehen habe, gegen einen Platz in einem Restaurant zu tauschen. Doch Orlando ist hungrig.
    Wir setzen uns auf die Terrasse des Restaurants, bestellen alle drei verschiedene Salate und schauen schweigend in die unendliche Tiefe vor unserem Tisch.
    Als wir das Restaurant verlassen, fällt mir ein Mann auf, der etwa fünfzig Meter entfernt auf dem kleinen Mäuerchen über dem Abgrund hockt und raucht. Der Mann kommt mir bekannt vor.
    „Ist das nicht Mike?“ Ich gehe auf ihn zu.
    „Hi Man!“
    „Hi Ma’am …“
    Ein Lächeln erhellt das hagere, sonnenverbrannte Gesicht des Mestizen.
    Er sieht krank aus. Hat dunkle Ringe unter den Augen. In seinem Blick liegt eine erschreckende Trostlosigkeit, die er zu überspielen sucht, indem er mich angrinst und fragt, ob wir einen Führer brauchen.
    „Ja. Wir wollen ein Stück runter“, sage ich. „Kommst du mit uns?“
    Ich kümmere mich nicht um Simons und Orlandos abweisende Blicke. Stecke Mike zwanzig Dollar zu. Er will sie nicht nehmen. Ich bestehe darauf.
    Simon und Mike übertreffen sich dann gegenseitig als Fremdenführer. Mike scheint merkwürdiger Weise keine Angst mehr vor dem Detective zu haben. Er widerspricht ihm dauernd.
    Ich amüsiere mich, bin nach wie vor schlecht auf Simon zu sprechen, weil er zugelassen hat, dass auch Claire verhaftet wurde.
    Selbst Orlando ist schwer beeindruckt vom Grand Canyon. Er fotografiert wie verrückt, macht hunderte Fotos.
    Eine kaum merkliche Veränderung des Lichts lässt plötzlich die Tierwelt ringsum erwachen.
    Hunderte Schwalben stürzen sich, wahrscheinlich auf der Jagd nach Insekten, die steilen Hänge des Canyon hinunter.
    Es sind nicht viele Wanderer unterwegs. Trotzdem ist es nicht still. Der Schrei einer Eule, das Gequake der Kröten und das Rascheln von kleinen Tieren in den Büschen begleiten uns auf unserem Abstieg.
    Orlando schreckt zusammen, als plötzlich ein Salamander unseren Weg kreuzt.
    „Gibt es eigentlich ein Tier, vor dem du dich nicht fürchtest?“, frage ich gereizt. „Salamander bringen außerdem Glück.“
    Mike kann die Schreie der Tiere sehr gut imitieren.
    „Hör auf“, faucht ihn Orlando an.
    Ich weiß, dass er Mike nicht mag. Immerhin hält er ihn ja für den zweiten Täter.
    Ich kann mir Mike beim besten Willen nicht als gemeinen sadistischen Mörder vorstellen. Er ist zwar ein merkwürdiger Typ, ein Spinner, würde man bei uns sagen, aber ich halte ihn für harmlos. Nur weil er Drogen nimmt, ist er noch lange kein Verbrecher, denke ich.
    Simon lässt Mike und mich nicht aus den Augen.
    Mike warnt uns vor Schlangen.
    „Du kennst dich mit Schlangenbissen aus?“, frage ich.
    „Ja. Ich habe einst den Biss einer sehr gefährlichen Schlange überlebt.“
    Orlando nimmt meinen Arm und bleibt mit mir ein paar Meter zurück.
    „Er ist ‚The Snake‘, er hat sich gerade selbst verraten“, flüstert er mir auf Deutsch ins Ohr.
    „Ach komm, hör auf!“
    „Er verfolgt uns seit Mesa Verde. War in Taos und Santa Fe und jetzt ist er hier. Bestimmt war er auch in Albuquerque und hat die armen Frauen am Campingplatz umgebracht“, flüstert er aufgeregt weiter.
    „Hör auf. Er ist ein Loser, ein armes Schwein …“
    Plötzlich höre ich Simon, der vor uns geht, Mike fragen, ob er ein Hopi sei.
    „Ja. Mütterlicherseits“, antwortet Mike knapp.
    Simon redet ihn nun in einer fremden Sprache an. Ich nehme an, es ist die Sprache der Hopi.
    Obwohl ich kein Wort verstehe, merke ich, dass Simon mit Mike scherzt.
    Mike wirkt sichtlich nervös.
    „Sein Körper verrät, dass er lügt“, murmelt Orlando.
    „Wie bitte?“
    „Er hat Simon kein einziges Mal in die Augen gesehen, wenn er ihm geantwortet hat. Sein Kopf ist immer mehr zurückgewichen und

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