Blutinsel
Duval, ein Räuber und Totschläger, seinem Nachbarn Wesley Tyler zu.
Der rümpfte nur die Nase. » Was hast du schon davon, du wirst sie nur von weitem sehen. «
» So lange, wie ich jetzt schon im Knast schmore, ist das fast so gut wie Sex. «
» Ruhe, da vorne! « , ermahnte Bloomfield die beiden Schwätzer.
Duval verzog seine Mundwinkel und grinste frech.
Sie hatten Walepole hinter sich gelassen. Der Busfahrer beschleunigte. Sie fuhren knapp an die sechzig Meilen, als er plötzlich laut aufschrie. » Was macht denn der Idiot? «
Noch bevor sich die Gefangenen aufrichten konnten, trat der Fahrer mit voller Wucht auf die Bremse. Plötzlich krachte es, und der Bus neigte sich bedrohlich zur Seite. Ein wildes Rufen und Geschrei durchlief das Gefährt. Der Fahrer riss die Hände vor das Gesicht, als der Bus hinab in den Graben schoss und auf die Seite kippte. Erneut krachte es laut, Glas splitterte, und das Metall ächzte von der Wucht des Aufpralls. Einer der Wachmänner wurde an den Gefangenen vorbeigeschleudert und prallte mit dem Kopf gegen einen der Sitze, bevor er zu Boden stürzte. Dann blieb der Bus auf der Seite liegen, Stille kehrte ein. Wesley Tyler fasste sich an den Kopf und spürte warme Feuchtigkeit in seinen Haaren.
Dan Lukovic war der Erste, der zu sich kam und die Situation erfasste. Der Wachmann war ihm direkt vor die Füße gefallen. Er beugte sich zu ihm hinab und zog die Pistole aus dem Halfter. Dann durchsuchte er die Taschen des Mannes, der ihm mit stumpfen, offenen Augen ins Gesicht blickte. Ein Freudenschrei kam über Lukovics Lippen, als seine Hände mit einem Schlüsselbund auftauchten.
» Was … was ist passiert? « , fragte Martin Simmrock, der vierte Gefangene, der wieder zu sich gekommen war. Er hörte das Klimpern der Schlüssel.
Stöhnend wankte Officer Bloomfield durch den auf der Seite liegenden Bus. » Bleibt sitzen, rührt euch nicht! « , befahl er mit gefährlicher Stimme. Sein Schrotgewehr zielte den Gang entlang. Plötzlich drehte sich Lukovic herum. Drei Schüsse krachten und schlugen in Bloomfields Oberkörper ein. Der Wachmann wurde wie von einer unsichtbaren Faust zu Boden gestreckt, das Schrotgewehr fiel ihm aus der Hand. Schon war Lukovic über ihm. Ein weiterer Schuss brach. Das Projektil traf den schwer verwundeten Wachmann oberhalb der Nasenwurzel. Ein letztes Stöhnen kam über seine Lippen, bevor er starb.
Lukovic lachte wie von Sinnen, dann warf er Simmrock den Schlüsselbund zu. » Heute ist unser Glückstag « , triumphierte er laut.
» Was ist mit den beiden anderen? « , fragte Duval.
Lukovic zeigte auf den Wachmann, dem er die Waffe aus dem Halfter genommen hatte. » Der ist alle, wahrscheinlich hat er sich das Genick gebrochen « , sagte er lakonisch. » Hätte sich wohl auch besser angeschnallt. «
Nachdem sich Simmrock befreit hatte, warf er Duval den Schlüsselbund zu.
» Der Fahrer macht es auch nicht mehr lange « , rief Lukovic den anderen zu. Dann stellte er sich auf den Fahrersitz und hangelte sich geschickt bis zur zerborstenen Frontscheibe, durch die er schließlich hinaus ins Freie stieg. » Ihr solltet euch beeilen « , forderte er die anderen auf, bevor er verschwand.
Duval beobachtete, wie Simmrock Lukovic folgte. Er beugte sich zu Tyler hinab und löste dessen Fesseln.
» Komm, mein alter Zellengenosse « , raunte Duval Tyler zu. » Die Freiheit winkt. «
» Ich habe nur noch ein paar Monate « , erwiderte Tyler und fasste sich erneut an den Hinterkopf. » Außerdem hat es mich erwischt. Wenn du verschwinden willst, dann lass dich nicht aufhalten. Geh, ich bleibe hier. «
Duval lächelte. » Ich lass dich doch nicht so einfach zurück, wir gehen gemeinsam oder wir bleiben beide hier. «
Tyler schüttelte den Kopf. » Du hast noch fünfzehn Jahre vor dir « , entgegnete er. » Ich werde in acht Monaten entlassen. «
Duval schüttelte den Kopf und zeigte auf den erschossenen Wachmann. » Wenn wir verschwinden, dann werden sie dir die Sache in die Schuhe schieben. Sie brauchen einen Schuldigen. Und du weißt, die nehmen jeden, den sie gerade kriegen können. «
Tyler richtete sich auf. Sein Kopf schmerzte. Draußen war das Geheul einer Sirene zu hören. Noch war das Signal weit entfernt, doch es näherte sich unaufhaltsam.
» Komm jetzt! « , drängte Duval.
Tyler überlegte kurz, schließlich nickte er.
» So eine gottverdammte Scheiße « , fluchte er, als er sich zusammen mit Duval durch die zerborstene Frontscheibe
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