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Blutinsel

Blutinsel

Titel: Blutinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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    » Der Hubschrauber ist wieder gestartet? « , fragte Cathy, als sie die Kanne der Kaffeemaschine mit Wasser füllte.
    » Er kann nicht länger warten, der Sturm nimmt zu « , erklärte Collingdale und setzte sich auf den Stuhl neben Cathys Schreibtisch. Er legte eine zusammengerollte Akte auf den Tisch und zog ein Taschentuch hervor. Seine Nasenflügel bebten, als er sich schnäuzte. » Mein Team ist noch drüben, aber viele verwertbare Spuren gibt es nicht. Wir haben die vierteilige Leiche in den Heli verladen. Er bringt sie nach Portland. «
    » Gut « , antwortete Cathy, nachdem sie Kaffeepulver in den Filter gefüllt hatte und die Maschine einschaltete. » Was haben Sie bislang für mich? «
    » Ich habe den Spurensicherungsbericht zu den beiden Todesfällen mitgebracht. Leider haben wir am Leuchtturm nicht mehr sehr viel finden können, außer diesen blutigen Stofffetzen in den Klippen, die von einem Nachthemd stammen und der Blutgruppe nach wohl zur Ehefrau des getöteten Leuchtturmwärters gehören. Der Leichnam der Frau liegt mit Sicherheit im Meer. Die Strömung dort ist tückisch. Für Taucher viel zu gefährlich. Der Stauerhaken stammt übrigens aus heimischer Fertigung. Dutzendware für Hafenarbeiter, Fischer und Seeleute. Der Stiel ist aus einer Eschenart, die hier in Maine vorkommt. Die Haken stammen notabene alle aus der gleichen Produktion. Mit der Kette sind wir noch nicht weiter, aber es ist eine alte Ankerkette, zumindest beinahe zwei Meter davon. «
    » Da war unser Geist wohl auf dem Festland shoppen « , unkte Cathy.
    Collingdale schmunzelte.
    » Dann muss er auch Schuhe gekauft haben « , scherzte er. » Arbeitsschuhe mit grobem Profil, Größe neun. «
    » Ein Schuhabdruck? «
    » Im Boot, er hat einen Abdruck im Blut hinterlassen. Das Muster ist im Bericht abgebildet. Ich habe ein klein wenig nachgeforscht. Es müssen ein paar Pathfinder oder Swat-Stiefel sein. Sie werden unter anderem auch von unserer Infanterie getragen. «
    Cathy griff nach der Akte und blätterte darin, bis sie die Sohlenabdrücke fand. Ein grobes, sternförmiges Profil. Endlich gab es eine handfeste Spur.
    » Sie stammen zu einhundert Prozent vom Täter? « , versicherte sie sich.
    » Dieser Vogelkundler trug Gummistiefel und das Opfer normale Arbeitsstiefel. Sie stammen vom Täter, im Profil befand sich das Blut von Evans. «
    Plötzlich krachte es. Ein greller Blitz zuckte vom Himmel herab.
    » Scheißwetter, wenn das so weitergeht, dann sitzen wir auch noch hier fest « , fluchte Collingdale.
    » Soll ich eine Übernachtungsmöglichkeit für Sie und Ihre Männer besorgen? « , fragte Cathy.
    Collingdale schüttelte den Kopf. » Nein, wir fahren mit dem Schiff. Ein Boot der Küstenwache ist hierher unterwegs. Brian wird uns übrigens begleiten, sagte er. «
    Cathy fiel aus allen Wolken. » Was wird er? « , fragte sie fassungslos.
    » Er sagte, wir sollen am Pier auf ihn warten « , antwortete Collingdale und erhob sich. » Dann will ich mal wieder. Ich hoffe, das war mein letzter Besuch auf dieser Teufelsinsel. «
    » Wo … wo ist Brian? « , fragte Cathy abwesend.
    » Im Hotel, er packt « , antwortete Collingdale und zog sich seinen Mantel über.
    Violent Beach, Hell’s Kitchen Island, Maine,
    17 . März 2007 , 14 . 35 Uhr (Samstag)
    Er hatte das Ziel erreicht, ganz so, wie Tyler es ihm beschrieben hatte. Als er in die kleine Bucht einfuhr, war von Weitem der Turm des alten Klosters zu erkennen. Mittlerweile regnete es, und die Wellen türmten sich meterhoch auf und warfen das kleine Boot hin und her, so dass sein Magen zu rebellieren drohte.
    Als er das Flachwasser erreichte, beruhigte sich das Boot. Er holte den Motor ein und ließ es treiben, bis das Kratzen von Steinen und Sand unter dem Kiel zu hören war. Schließlich setzte der Rumpf jäh auf dem Grund auf. Frank Duval sprang ins eiskalte Wasser und schob das Boot an eine Stelle unterhalb einer Klippe, wo es nicht mehr zu sehen war. Als er seine Füße wieder auf die Insel setzte, spürte er kaum noch seine Zehen. Der aufkommende Wind trieb den Regen quer über das Land, so dass Duval trotz seiner Kapuze bald triefend nass war. Ein Wald lag vor ihm, darin war er erst einmal vor dem Regen geschützt. Er schaute sich verstohlen um. Die Abtei lag auf einem sanften Hügel, östlich seiner Position. Mönche lebten dort in Abgeschiedenheit, hatte Tyler erzählt. Es war wohl besser, auf die Dunkelheit zu warten. Er schlug den Weg nach Westen ein, und bald

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