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Blutkrieg

Blutkrieg

Titel: Blutkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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das immer unbehaglicher
werdende Schweigen brach.
»Was ist geschehen?«, fragte er. »Das Mädchen erzählt, ihr
seid überfallen worden. Waren es Piraten?«
Wieder ließ Lasse eine geraume Weile verstreichen, bevor er
antwortete. Sein Blick tastete über die Tür, hinter der Verinnia
mit seiner Frau verschwunden war. Leise drang das Schluchzen
des Kindes durch das dünne Holz.
»Nein«, sagte er schließlich. »Keine Piraten.«
»Sondern?«, fragte Andrej. »Red schon! Was ist hier passiert?«
»Das, was immer passiert«, antwortete Lasse. »Sie kommen
jedes Jahr zweimal. Immer am ersten Tag des Frühlings und am
ersten Tag des Herbstes.«
»Wer?«, fragte Abu Dun.
»Die, von denen Verinnia euch erzählt hat«, antwortete er.
»Die Dauga!«
»Und was sind Dauga?«, wollte Andrej wissen. Er tauschte
einen weiteren fragenden Blick mit Abu Dun, erntete aber auch
jetzt wieder nur ein fast hilfloses Schulterzucken. »Und was
wollen sie von euch?«
»Das weiß niemand«, antwortete Lasse. »Sie kommen
zweimal im Jahr und holen einen von uns. Niemand weiß
warum. Doch keiner von denen, die sie mitgenommen haben,
wurde jemals wieder gesehen.« Er schüttelte den Kopf. »Sie
sind keine Menschen, so viel steht fest.«
»Wieso?«, wollte Abu Dun wissen.
»Weil man sie nicht töten kann«, antwortete Lasse. »Ganz
einfach.«
Andrej erstarrte. Er sah aus den Augenwinkeln, wie Abu Dun
zusammenfuhr, und auch er selbst hatte sich nicht so gut in der
Gewalt, wie es ihm lieb gewesen wäre.
»Man kann sie nicht töten, das ist lächerlich«, sagte er mit
einem leisen Lachen, das nicht einmal in seinen eigenen Ohren
echt klang.
»Oh, man kann sie töten«, erwiderte Lasse. »Verinnias Vater
hat einen von ihnen erwischt, gerade erst in der vergangenen
Nacht. Aber es ist sehr schwer, sie zu töten. Man muss ihnen
den Kopf abschlagen oder ihr Herz mit einem Speer
durchbohren.«
Diesmal tauschte Andrej einen entsetzten Blick mit Abu Dun.
Was Lasse da beschrieb, das waren nahezu die beiden einzigen
Möglichkeiten, Wesen von der Art zu töten, zu denen auch Abu
Dun und er selbst gehörten.
»Es ist schwer, aber man kann es schaffen«, sagte Lasse noch
einmal. »Doch ihr habt gesehen, was dann geschieht.«
»Nein«, antwortete Andrej, »das haben wir nicht. Wovon
redest du?«
Lasse atmete hörbar ein. »Die Dauga kommen so lange, wie
wir uns zurückerinnern können, um ihr Blutopfer zu holen«,
sagte er. »Am Anfang haben wir uns gewehrt, aber irgendwann
haben wir angefangen, uns in unser Schicksal zu fügen. Zwei
Leben im Jahr für das aller anderen, das erschien den meisten
von uns ein geringer Preis.«
»Den meisten, aber nicht allen«, vermutete Andrej.
»Nein«, bestätigte Lasse, »nicht allen. Meinem Bruder nicht,
und auch mir nicht. Trotzdem haben wir nie etwas getan, wir
waren feige. So wie alle anderen hier.«
»Und was ist letzte Nacht geschehen?«, fragte Andrej leise.
Lasses Blick verdüsterte sich noch weiter. » Die Schwarze
Gischt ist gekommen«, antwortete er, »das Schiff der Dauga. Sie
taucht immer mit der höchsten Flut auf. Sie hat ein schwarzes
Segel, daher der Name. Wir hatten das Opfer vorbereitet wie
jedes Jahr, doch diesmal wollten sie ein anderes …«
»Verinnia«, vermutete Andrej, als Lasse nicht weitersprach.
Der schwarzhaarige Riese nickte. »Ja«, sagte er düster. »Mein
Bruder war verzweifelt, er hat sich geweigert. Doch Arnulf und
die anderen haben ihn überwältigt und wollten Verinnia den
Dauga ausliefern. Im letzten Moment hat er sich losgerissen und
einem von ihnen das Schwert entrungen.« Er lachte, bitter und
sehr leise. »Er war ein Fischer wie ich, Andrej. Er konnte nicht
mit einem Schwert umgehen, aber die Angst verlieh ihm
übermenschliche Kräfte. Das Ungeheuer hat ihm den Arm
abgerissen, doch meinem Bruder ist es dennoch gelungen, es zu
enthaupten. Er konnte Verinnia nehmen und entkommen.«
Andrej ließ ihm ausreichend Zeit, die Erinnerung zu
verarbeiten, bevor er ganz leise fragte: »Und dann?«
»Die schwarze Gischt ist verschwunden«, antwortete Lasse.
»Doch heute, kurz vor Sonnenuntergang, ist sie wieder
aufgetaucht. Ihre Kanonen haben das Feuer auf uns eröffnet, sie
haben das halbe Dorf in Schutt und Asche gelegt. Vier von uns
sind tot und mehr als ein Dutzend verletzt. Und sie haben
gedroht wiederzukommen. Morgen … und am Tag danach …
und an dem danach. So lange, bis wir ihnen ihr Opfer
ausliefern.«
Andrej verspürte ein eisiges

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