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John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung

John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung

Titel: John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Iran, 1994
    In der kleinen Hütte war es kalt und zugig. Trotz der Decken, die über dem einzigen Fenster und der verzogenen Tür hingen, damit ja kein Lichtschimmer nach außen drang, pfiff eiskalte Luft herein. Niema Burdock hauchte ihre Finger an, um sie zu wärmen. Im trüben Licht der kleinen, batteriebetriebenen Funzel, der einzigen Lichtquelle, die ihnen Tucker, der Teamleiter, erlaubte, bildete ihr Atem kleine Wölkchen. Ihrem Mann Dallas schien die Kälte überhaupt nichts auszumachen. Er trug nur ein T-Shirt und war gerade dabei, die Semtex-Blöcke sicher in seinem Rucksack zu verstauen. Niema, die ihn beobachtete, versuchte sich ihre Besorgnis nicht anmerken zu lassen. Sie machte sich nicht etwa wegen des Plastiksprengstoffs Gedanken, nein, das Plastikzeug war so sicher, dass es die Soldaten in Vietnam sogar als Brennstoff benutzt hatten. Aber Dallas und Sayyed mussten die Sprengkörper in der Fabrik selbst zünden, und das war der gefährlichste Teil einer ohnehin schon haarsträubenden Mission. Obwohl, wenn sie ihren Mann so ansah, er wirkte genauso ruhig, als gälte es, nur mal eben eine Straße zu überqueren. Niema dagegen war alles andere als ruhig. Der ferngesteuerte Zünder war ein antiquiertes Ding, und das mit Absicht, falls die Ausrüstung in falsche Hände fiel. Nichts sollte darauf hinweisen, dass die Operation eine amerikanische war, wes halb Dallas auch Semtex anstatt C 4 verwendete. Doch gerade weil ihre Ausrüstung nicht unbedingt auf dem neuesten Stand war, hatte Niema ihr Möglichstes getan, dafür zu sorgen, dass alles fehlerlos funktionierte. Immerhin waren es die Finger ihres Mannes, die den Zünder betätigen mussten.
    Dallas merkte, dass sie ihn beobachtete, und blinzelte ihr zu. Sein normalerweise ausdrucksloses Gesicht verzog sich zu einem warmen Lächeln, ein Lächeln, das er nur für sie reservierte. »He«, sagte er sanft, »keine Sorge, ich kann das.«
    Und sie hatte gedacht, man würde ihr ihre Nervosität nicht anmerken! Die anderen drei Männer wandten ihr die Köpfe zu. Da sie nicht wollte, dass sie dachten, sie könnte mit der Anspannung der Situation nicht fertig werden, zuckte sie gespielt gleichgültig mit den Schultern. »Verklag mich doch. Ich bin frisch verheiratet, ich hab keine Ahnung. Dachte, die besorgte Gattin zu spielen gehört zu meinem Job.«
    Sayyed, der ebenfalls dabei war, einzupacken, lachte. »Schöne Art, seine Flitterwochen zu verbringen.« Er war im Iran geboren, aber mittlerweile amerikanischer Staatsbürger, ein zäher, drahtiger kleiner Mann Ende Vierzig. Sein Englisch war perfekt, ja es klang sogar die Sprechweise des mittleren Westens heraus, was nicht nur daran lag, dass er schon seit dreißig Jahren in den Staaten lebte, sondern auch an seinem unglaublichen Fleiß. »Ich persönlich hätte mir Hawaii ausgesucht. Wenigstens ist’s da jetzt wärmer.«
    »Oder Australien«, warf Hadi sehnsüchtig ein. »Dort ist jetzt Sommer.« Hadi Santana war arabisch-mexikanischer Abstammung, aber in Amerika geboren und aufgewachsen. Er stammte aus dem heißen Süden Arizonas und mochte das kalte, iranische Gebirge im Winter ebenso wenig wie Niema. Seine Aufgabe war es, Wache zu halten, während Dallas und Sayyed die Zündungen legten. Er überspielte seine Anspannung, indem er wieder und wieder Gewehr und Munition überprüfte.
    »Wir waren nach der Hochzeit zwei Wochen auf Aruba«, bemerkte Dallas gelassen, »wirklich toll da.« Abermals zwinkerte er Niema zu, und sie musste unwillkürlich lächeln. Falls Dallas nicht zuvor schon einmal auf Aruba gewesen war, konnte er nicht allzu viel von der Insel mitbekommen haben, hatten sie ihre Kurzflitterwochen doch fast ausschließlich im Bett verbracht. Nur zum Essen waren sie gelegentlich aufgestanden. Ach, es war herrlich gewesen. Das war jetzt drei Monate her.
    Tucker beteiligte sich nicht an der Unterhaltung, aber seine kühlen, dunklen Augen ruhten fast prüfend auf Niema, als frage er sich, ob es vielleicht ein Fehler gewesen war, sie in sein Team aufzunehmen. Sie besaß zwar nicht die gleiche Menge an Erfahrungen wie ihre Kollegen, aber ein Neuling war sie auch nicht gerade. Und nicht nur das, sie konnte jede Telefonleitung mit verbundenen Augen anzapfen. Falls Tucker also Zweifel an ihren Fähigkeiten hegte, sollte er es offen sagen, wünschte sie, anstatt nur finster zu glotzen.
    Nun, sie hatte jedenfalls Zweifel, was ihn betraf, überlegte sie trocken. Nicht, dass er was Falsches gesagt oder getan

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