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Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Titel: Blutland - Von der Leidenschaft gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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an mich und presste mich gegen den Baum, und es war wie ein kleiner Rückblick auf unser Zusammensein in dem Wäldchen. War das wirklich erst zwei Tage her? Als ich daran dachte, fühlte es sich auch besser an. Er schluckte noch zweimal und gab mich dann frei, mit einem verträumten Ausdruck auf seinem Gesicht und verzückt verdrehten Augen.
    »Das ist das Beste, was ich je in meinem Leben gekostet habe«, sagte er. »Heb deinen Rock hoch.«
    »Keine Zeit für die Liebe, Criminy Stain«, gab ich zurück und rollte den Kragen meines hässlichen Hemdes wieder hoch. »Lass uns über diese Mauer klettern und aus dem Garten Eden verschwinden.«

42.
    S o langsam wurde es unheimlich praktisch, einen Magier zu kennen. Ohne einen Illusionszauber wären wir nicht mal über die Straße gekommen, so voller Blut, wie wir waren. Criminy humpelte noch, als wir in Richtung Darkside liefen, doch die Wunde an seinem Hals hatte sich schon so gut wie geschlossen.
    »Irgendwann wirst du vergessen, dass es sie je gegeben hat«, meinte er.
    »Eigentlich glaube ich nicht, dass ich das je vergessen werde«, antwortete ich.
    Wir eilten gerade durch die Menge, als wir die Kirchenglocke läuten hörten, ein düsteres, trostloses Geräusch, das wieder und wieder erklang. Die Leute blieben alle auf der Stelle stehen und schauten hinauf zum höchsten Punkt der Stadt, wo sich die Kirchturmspitze in den weiß-blauen Himmel reckte. Das half uns sehr – man konnte den Leuten wesentlich einfacher ausweichen, wenn sie alle stillstanden.
    »Was ist passiert?«, fragte ein alter Mann und schaute sich hektisch um.
    »Jemand ist gestorben«, antwortete ein junger Mann.
    »Der Glückliche«, bemerkte der Ältere.
    Wir allerdings blieben nicht stehen – wir nutzten die unheimliche Stille, um uns weiter in Richtung Sicherheit zu bewegen. Als die Glocke aufhörte zu läuten, konnten wir laute Rufe hören, und plötzlich verließen alle Copper ihre Posten und hetzten auf ihren Bludrössern bergauf zur Kirche, so eilig, dass sie jeden, der ihnen im Weg stand, beiseite stießen.
    Bis wir Antonins Laden erreichten, wussten alle Bescheid:
    Jonah Goodwill, Magistrat von Manchester, war tot.
    »Ein Schlaganfall«, flüsterte eine modisch gekleidete junge Dame, die gerade ihre Schärpe reparieren ließ. »Er ist in seinem Garten gestorben, mit einem Lächeln, unter den Apfelbäumen, die die Armen ernährt und ihm soviel Freude bereitet haben. Solch ein liebenswerter Mann.«
    Jeder Kunde wartete dem Schneider mit einem weiteren saftigen Häppchen Klatsch auf, die meisten davon schlichtweg falsch. Aber die, die stimmten, waren sogar noch besser.
    »Sie wollen die Stadt zu seinen Ehren in Goodwill umbenennen«, erzählte eine alte Schachtel.
    »Er hat ein Testament hinterlassen, aber sein Nachfolger wurde tot aufgefunden, mit einem Pfeil in der Brust neben einer Bluddy-Dirne in Mr Goodwills eigenem Gästezimmer«, wisperte die gut genährte Frau eines Anwalts. »Ooh, ein solcher Skandal!«
    »Sie haben das nicht von mir gehört, aber die Copper hatten vor, alles Bludvolk auszurotten«, berichtete ein kahler, gelehrter Mann mit Brille. »Es gab sogar eine geheime Verbindung.«
    »In Wirklichkeit war er ein Fremdling aus einer anderen Welt«, sagte ein kleiner Junge, der gerade seine ersten Kniehosen erhielt, und seine Mutter zog ihn am Ohr und schalt ihn einen Lügner.
    Während Antonin zu meinen Füßen kniete, den Saum meines neuen smaragdgrünen Kleides absteckte und dabei mit dem ganzen Mund voller Nadeln grinste, schüttelte ich mich vor unterdrücktem Kichern.
    Am Abend feierten wir ein fröhliches Fest in dem zitronengelben Zimmer, und mein hässliches, blutbespritztes Seemannshemd knisterte fröhlich im Ofen. Die Bludmänner stießen mit ihren Teetassen an, und ich schlang einen dampfenden Wrappie mit Currygeschmack hinunter, frisch von einem Straßenhändler. Ich fand die Feier ganz prima.
    Als wir später zusammengekuschelt in dem Gästebett in Antonins Dachbodenkammer lagen, erhob Criminy sich auf einen Ellbogen, um mich in Licht unserer Kerze zu betrachten. Sein Lächeln, warmherzig und sanft, machte die harten Konturen seines Gesichtes weicher.
    »Von allen Möglichkeiten, wie es hätte laufen können«, meinte er, »würde ich mal sagen, es lief ziemlich gut.«
    »Wir hatten Glück«, meinte ich.
    »Ja, etwas Glück war dabei. Aber ebenso eine Menge Gerissenheit, clevere Lügen und gelungenes Wagnis zum exakt richtigen Zeitpunkt«, antwortete er und

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