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Blutlinie

Blutlinie

Titel: Blutlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Jones
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dann zog sie mich hinter sich herein und wir traten in den riesigen Vorraum, in dem sich eine großräumige Garderobe befand, vor der ein ziemliches Gewühl herrschte und von dem die Toiletten abgingen. Die Musik war hier deutlich lauter, es hämmerte ein Technobeat durch den Club, der mich erzittern ließ.
    Und wieder stellten wir uns brav an. Die Wände, in einem matten Silbergrau, verliefen im Kreis und gaben dem hochmodernen Ambiente den richtigen Touch. Hier waren sicher die Drinks sündhaft teuer und bestimmt nicht gepanscht. Ich freute mich auf einen Cocktail und merkte, dass dies auch wirklich so war. Am Montag fing der Alltag wieder an, den ich zwar mochte, aber von dem eine kleine Auszeit mal ganz gut tat.
    „Musst du mal?“, fragte mich Mary.
    Ich schüttelte den Kopf.
    „Würdest du meinen Mantel auch abgeben? Ich will aufs Klo.“
    „Na klar.“
    Ich nahm ihn ihr ab und sie verschwand im Gang, der zu den Toiletten führte. Bewundernde Blicke folgten Mary und ihrem roten Kleid, was mich zum Schmunzeln brachte. Sie war aber auch ein Rasseweib, das nur einen Meter 60 groß war, dies aber durch ihren eleganten Gang und die richtigen Kurven ausglich.
    Nach ein paar Minuten gab ich unsere Klamotten ab und bekam zwei Chips, die ich in eine Tasche am Rock steckte, in der anderen hatte ich mein Geld, so konnte ich mich frei bewegen. Ich wartete an der Seite, bis Mary endlich von der Toilette kam.
    „Wie die Hyänen!“, schimpfte sie und ich bemerkte, dass sie ihren Lippenstift nachgezogen hatte. „Du musst dir mal die Klos ansehen, alles aus Marmor!“
    „Werde ich nachher machen“, versprach ich, „ich habe großen Durst.“
    „Dann lass uns reingehen.“
    Wir zeigten den beiden Bürstenschnitten, die den Eingang bewachten, unsere Stempel unter dem Neonlicht. Sie nickten uns kurz zu, damit wir schnell weitergingen.
    Mary nahm meine Hand, damit wir uns in dem Getümmel auch nicht verlieren konnten, in der anderen hatte sie ihre rote Clutch.
    Mir verschlug es den Atem, während wir in das Innere des Clubs vordrangen. Hier unten gab es eine unvorstellbar große Tanzfläche. Es herrschte ein angenehmes Halbdunkel, das von herumwirbelnden bunten Stroboskoplampen zerrissen wurde. Hinzu kam gedämpftes Licht von den Wänden an den Seiten, das glimmend auf die Bar zeigte. Von draußen hatte die Kugel zwar breit gewirkt, dass aber so viel Platz herrschte, hätte ich nicht für möglich gehalten. Zur oberen Ebene gingen zwei breite Treppen hoch. Es waren massive Stahlkonstruktionen, die fest verankert in die Wände eingelassen waren. Die Tanzfläche grenzte an die Wände und die Treppen, sodass die Sicherheit gewährleistet war. An der Seite des Geschosses, auf dem wir uns bewegten, sah ich Unmengen von Tischen, kleine Sessel und eine lange Bar, die sich über die halbe Seite der Kugel zog. Sie war mit sicher dreißig Barhockern bestückt, die fast alle besetzt waren. Mary tippte mich an und zeigte nach oben, wo sich die Kuppel befand. Ich folgte ihr die nächstliegende Treppe hinauf. Auch in der oberen Etage dehnte sich die gleiche Fläche zum Tanzen aus, mit haargenau der gleichen Bar, die sich aber auf der anderen Seite befand.
    Die Musik verstummte plötzlich, wodurch man das laute Gerede der Menschen hörte, was sich zu einem undefinierbaren Gemurmel erhob. Jäh vernahm man eine männliche Stimme, die durch ein Mikrofon sprach, die die Gäste begrüßte und verkündete, dass es Punkt acht Uhr sei. Zeit für den Himmel.
    Zeit für den Himmel? Ich sah Mary an, die nur die Schultern zuckte. Die Leute klatschten und riefen irgendwas durcheinander, was mir die Vermutung nahe legte, dass viele nicht zum ersten Mal hier waren. Gespannt warteten wir am Geländer, was passieren würde. Viele kamen nach oben, die bis eben noch unten getanzt hatten und schubsten sich lachend an. Und da sah ich es: Die Kuppel öffnete sich langsam und glitt auseinander, sodass man den Himmel sehen konnte. Ein paar Sterne funkelten. Die Leute kreischten begeistert, applaudierten, dann setzte die Musik wieder ein.
    „Geil!“, rief mir Mary zu.
    Ich lächelte sie an. Gefesselt starrte ich nach oben. Mary zwickte mich in die Seite.
    „Wollen wir erst einmal was trinken?“, fragte sie laut, doch ich musste auf ihre Lippen sehen, um zu verstehen, was sie sagte.
    „Ja.“ Ich nickte bekräftigend.
    Wie zusammen abgesprochen blieben wir auf der oberen Ebene, um den Himmel im Blick zu haben, über den sich schwarzgraue Wolken schoben.

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