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Blutmusik

Blutmusik

Titel: Blutmusik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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eingerahmt an der holzgetäfelten Wand
hingen.
    Harrison lehnte sich im Sessel zurück, die Arme oben und die
Hände im Nacken verschränkt. Vergil bemerkte eine Andeutung
von Schweißflecken in den Achselhöhlen.
    »Vergil, das war sehr peinlich«, sagte er. Sein
weißblondes Haar war kunstvoll angeordnet, um den vorzeitig
gelichteten Scheitel zu bedecken.
    »Er tut mir leid«, sagte Vergil.
    »Mir auch. Sie baten also Dr. Bernard, unsere Labors zu
besuchen.«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Ich dachte, er würde sich für die Arbeit
interessieren.«
    »Das dachten wir auch. Deshalb luden wir ihn ein. Ich
glaube nicht, daß er von Ihrer Einladung überhaupt
wußte, Vergil.«
    »Anscheinend nicht.«
    »Sie handelten hinter unserem Rücken.«
    Vergil stand vor dem Schreibtisch und schaute trübe auf die
Rückseite des Bildschirmgerätes.
    »Sie haben viel nützliche Arbeit für uns getan.
Rothwild sagt, Sie seien brillant, vielleicht sogar
unersetzlich.« Rothwild war der Biochips-Projektleiter.
»Aber andere sagen, man könne sich nicht auf Sie verlassen.
Und nun dies.«
    »Bernard…«
    »Nicht Mr. Bernard, Vergil. Dies!« Er drehte das
Bildschirmgerät herum und drückte einen Knopf der Tastatur.
Auf dem Bildschirm erschien Vergils geheime Computerakte. Seine Augen
weiteten sich, und die Kehle wurde ihm plötzlich eng, aber er
versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. »Ich habe noch nicht
alles gelesen, aber es scheint, daß Sie sich mit einigen sehr
verdächtigen Dingen beschäftigen. Möglicherweise
unethisch. Hier bei Genetron halten wir uns an die Richtlinien,
besonders im Hinblick auf unsere zukünftige Marktstellung. Aber
nicht allein aus diesem Grund. Ich möchte gern glauben,
daß wir hier eine ethisch einwandfreie Arbeit
leisten.«
    »Ich tue nichts Unethisches, Gerald.«
    »So?« Harrison stoppte den Ablauf der Zeilen. »Sie
entwickeln neue DNS-Ergänzungen für verschiedene
NIH-gesteuerte Mikroorganismen. Und Sie haben mit
Säugetierzellen gearbeitet. Wir arbeiten hier nicht an
Säugetierzellen. Wir sind für die biologischen Risiken
nicht ausgerüstet – nicht in den Hauptlabors. Aber ich
nehme an, Sie könnten mir die Sicherheit und die
unschädliche Natur Ihrer Forschung demonstrieren. Sie haben doch
nicht vor, eine neue Seuche zu schaffen, um sie an die
Revolutionäre in der Dritten Welt zu verkaufen, nicht
wahr?«
    »Nein.«
    »Gut. Einiges von diesem Material entzieht sich meinem
Verständnis. Man gewinnt den Eindruck, daß Sie gern unser
MAB-Projekt erweitern möchten. Das könnte wertvoll
sein.« Er hielt inne. »Was in Gottes Namen tun Sie
eigentlich, Vergil?«
    Vergil nahm die Brille ab und wischte die Gläser mit einem
Zipfel seines Arbeitskittels. Plötzlich mußte er niesen
– laut und naß. Er schnüffelte.
    Harrison machte ein etwas angewidertes Gesicht. »Wir haben
den Code erst gestern geknackt. Beinahe durch Zufall. Warum haben Sie
diese Arbeit versteckt? Handelt es sich um etwas, wovon wir nichts
wissen sollen?«
    Ohne seine Brille sah Vergil hilflos aus. Er begann eine Antwort
zu stammeln, dann brach er ab und schob das Kinn vor. Seine schwarzen
Brauen zogen sich in schmerzlicher Verwirrung zusammen.
    »Mir scheint Sie haben mit unserer Genmaschine gearbeitet.
Unerlaubt, versteht sich, aber Sie haben von jeher ein gebrochenes
Verhältnis zur Autorität, nicht wahr?«
    Vergils Gesicht überzog sich mit tiefer Röte.
    »Fehlt Ihnen was?« fragte Harrison. Es bereitete ihm ein
perverses Vergnügen, Vergil in Verlegenheit zu bringen. Ein
Lächeln drohte Harrisons forschenden Ausdruck zu
durchbrechen.
    »Mir fehlt nichts«, sagte Vergil. »Ich hatte…
arbeite an Biologik.«
    »Biologik? Der Begriff ist mir nicht
vertraut.«
    »Ein Ableger der Biochips. Autonome organische
Computer.« Der Gedanke, darüber hinaus etwas zu sagen, war
qualvoll. Er hatte Bernard geschrieben – ohne Ergebnis, wie es
schien – und ihn eingeladen, die Arbeit zu besichtigen. Er
wollte nicht alles Genetron überlassen, solange in seinem
Vertrag stand, daß sämtliche Ergebnisse seiner Arbeit als
Angestellter der Firma zufielen. Es war eine so einfache Idee, auch
wenn die Arbeit an ihrer Verwirklichung zwei Jahre erfordert hatte
– zwei arbeitsreiche und geheimniskrämerische Jahre.
    »Was ich gelesen habe, macht mich neugierig.« Harrison
drehte das Bildschirmgerät wieder herum und ließ den Text
weiterlaufen. »Wir sprechen offenbar nicht bloß über
Proteine und Aminosäuren. Sie pfuschen hier mit

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