Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0496 - Sein Hobby war die Mord-AG

0496 - Sein Hobby war die Mord-AG

Titel: 0496 - Sein Hobby war die Mord-AG Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
»Arbeitet die Mordkommission neuerdings nach dem Einmannprinzip?« fragte eine männliche Stimme hinter mir. »Leidet die City Police unter akutem Personalmangel, oder macht Ihr Verein gerade Betriebsurlaub?«
    Ich warf einen Blick über die Schulter. Der Sprecher war ein etwa fünfundzwanzigjähriger Wichtigtuer mit einem runden Gesicht und kleinen spöttischen Augen.
    »Ich gehöre nicht der Mordkommission an«, informierte ich ihn ruhig. »Ich bin FBl-Agent. Ich habe den Funkspruch zufällig unterwegs aufgefangen, nur zwei Häuserblocks von hier entfernt. Deshalb bin ich hergekommen.«
    »Ein Lob Ihrem Diensteifer!« sagte er. »Aber wann dürfen wir mit dem Eintreffen Ihrer Kollegen von der City Police rechnen?«
    Ich gab dem Schwätzer keine Antwort. »Wer hat das Morddezernat verständigt?« fragte ich. Das platinblonde Mädchen schaute mich an. Ihre großen bernsteingelben Augen schwammen in Tränen. »Das war ich«, sagte sie. »Vor fünf oder zehn Minuten…«
    »Wie heißen Sie?« fragte ich die Blonde. »Ich bin Eunice Redcliff.«
    »Sie waren dabei, als das Verbrechen geschah?«
    Das Mädchen zitterte. »Ja«, stieß sie hervor und hob fröstelnd die glatten, runden Schultern'. »Es war schrecklich! Arty steckte den Schlüssel ins Schloß und machte auf. Er ging voran, um in der Diele das Licht anzuknipsen. Im nächsten Moment passierte es! Es knallte dreimal hintereinander! Ich schrie und taumelte zurück. Aus der Wohnung kam ein Mann gehetzt. Er jagte an mir vorüber auf den Fahrstuhl zu. Die Pistole hatte er noch in der Hand…«
    »Haben Sie ihn erkannt?«
    »Nein, alles ging so wahnsinnig schnell. Ich war vor Schreck wie gelähmt. Ich sah den Mann nur von hinten…«
    Lieutenant Humber vom zweiten Morddezernat traf etwa fünf Minuten nach mir ein. Ich begrüßte ihn und Dr. Raggers, den Polizeiarzt, und erklärte meine Anwesenheit am Tatort. Die Fotografen und der Arzt machten sich sofort an die Arbeit.
    Lieutenant Humber zog ein saures Gesicht. Er wußte, was auf ihn zukam. Ermittlungen in Schauspielerkreisen sind meistens sehr langwierig und schwierig.
    In der Wohnung des Ermordeten herrschte mustergültige Ordnung. Das Türschloß war unversehrt. Soweit es sich auf den ersten Blick erkennen ließ, war der Mörder mit einem passenden Schlüssel eingedrungen. Er hatte auf Forsythe gewartet, um ihn beim Eintreten niederzuschießen.
    Eunice Redcliff war die einzige Tatzeugin. Lieutenant Humber verhörte sie in Forsythes Arbeitszimmer, einem mahagonigetäfelten Raum, dessen Längswände bis unter die Decke mit dicht gefüllten Buchregalen bedeckt waren.
    »Miß Redcliff, Sie waren mit Mr. Forsythe befreundet?« fragte Lieutenant Humber. Die junge Dame saß ihm am Schreibtisch gegenüber. Sie hatte sich inzwischen gefaßt und weinte nicht mehr.
    Eunice trug ein schulterfreies Cocktailkleid aus schokoladenbraunem Chiffon. Als einzigen Schmuck hatte sie eine einreihige Perlenkette umgelegt.
    Alles an diesem etwa 22jährigen Girl wirkte vollkommen: das Gesichtsoval mit den hohen Jochbeinen, die ungewöhnlich langen, dichten Wimpern, die goldfarbenen Augen, der Schwung der weichen Lippen und die edle Linie des schmalen Halses. Eunice Redcliff hatte eine angenehme Stimme. Es war die geschulte Stimme einer gelernten Schauspielerin.
    »Ja, Lieutenant, er war mein Freund«, erwiderte das Mädchen. »Arty hat viel für mich getan. Ohne seine Fürsprache hätte ich wohl kaum die Chance bekommen, in dem neuen Film von Arne Riceman eine tragende Rolle zu übernehmen. Es wird mein erster Film sein. Bisher habe ich hauptächlich in Broadway-Aufführungen mitgewirkt.«
    Ich erinnerte mich jetzt schwach, den Namen Eunice Redcliff schon auf Theaterfotos und in Kritiken gelesen zu haben. Vom Aussehen her hatte sie freilich das Zeug, beim Film eine rasche Karriere zu machen.
    »Ist Eunice Redcliff Ihr Künstlername?« erkundigte sich der Lieutenant.
    »Nein, so heiße ich wirklich. Ich bin 23 Jahre alt und lebe allein in New York. Ich bewohne ein Einzimmerapartment in Downtown Manhattan. Ich arbeite auch als Fotomodell.«
    »Ja, Ihr Gesicht kommt mir bekannt vor«, sagte Humber freundlich. Humber, 38 Jahre alt, hatte unwahrscheinlich blaue Augen und blondes Stoppelhaar. Sein Lächeln gab ihm einen jungenhaften Anstrich.
    »Miß Redcliff, seit wann kennen Sie Mr. Forsythe?« fragte der Lieutenant. »Seit zwei Monaten.«
    »Wo haben Sie sich kennengelernt?«
    »Er rief mich eines Tages an. Er hatte mich in einem Stück von

Weitere Kostenlose Bücher