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Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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stehen, und er starb, bevor ihn die Rettungssanitäter erreichten. Saskia schaute hinter sich, in Richtung Sandtorkai. Sie nahm Wills Hand. »Geschafft«, flüsterte sie.
    Ein Krankenwagen und zwei Polizeifahrzeuge rasten mit Sirenengeheul an ihnen vorbei, doch Justine fuhr ganz gemütlich weiter, bog ab und lenkte den Chrysler tiefer in die Innenstadt. »Noch nicht«, sagte sie von vorn. »Wir müssen von hier verschwinden.«
    »Vergiss nicht, dass Justine Chassard offiziell tot ist; Valerie Montagne hat sich noch nichts zuschulden kommen lassen, wenn ich mich nicht täusche«, widersprach Saskia. »Will und ich gehen zur Polizei und stellen uns, aber sie werden uns nicht viel vorwerfen können. Danach wartet ein Restaurant auf mich, das schon viel zu lange geschlossen war.«
    Will rieb sich übers Gesicht. »Ich will gar nicht wissen, was aus meinem Blumenladen geworden ist. Es wird alles vertrocknet oder verfault sein.«
    Der Professor lächelte. »Das lässt sich regeln«, meinte er vieldeutig. »Die union kann Ihnen sicher unter die Arme greifen. Wo sie doch eine neue Maitresse hat.« Er lachte. »Und einen neuen Vorsitzenden, der umgehend ein Komitee gründen wird. Die union wird in eine neue Ära geführt.«
    Sie fuhren eine Weile ohne Ziel durch die - wie ihre Bewohner gerne sagten - schönste Stadt der Welt. »Was wohl aus seiner Seele geworden ist?«, fragte Will nachdenklich.
    »Komm nicht auf die Idee, für sie zu beten!« Justine lachte böse. »Verdient hat er es nicht. Ganz im Gegenteil, er soll von mir aus zu Belua fahren und ihn ein bisschen unterhalten! Und damit hat diese ganze unerfreuliche Geschichte dann doch noch ein gutes Ende genommen.« Saskia hatte die Minibar gefunden, in der Coladosen verschiedener Hersteller lagerten. Sie öffnete eine und nahm einen Schluck. »Darauf trinke ich.« Und darauf, setzte sie in Gedanken hinzu, dass es Geheimnisse gibt, die besser nicht eröffnet werden.
    Sie besaß die Gabe der Médiatrice noch immer. Aber sie konnte sie verbergen. Wegschließen, zusammendrücken, klein machen, in den hintersten Winkel schieben, so dass sie niemand bemerkte. Nicht einmal Levantin.
    Ihre größte Sorge war gewesen, dass er sie durchschauen würde. So aber hatte sie ihn herausgefordert, sein Glück ein zweites Mal zu versuchen und sie zu zeichnen. Sie zeichnen zu müssen, um die Erde zu verlassen.
    Natürlich hatte sie die Gabe gegen ihn eingesetzt, seine Überlegenheit blockiert und ihn auf die Geschwindigkeit eines gewöhnlichen Menschen gedrosselt. Sie hatte ihm die Unsterblichkeit und seine Unverwundbarkeit geraubt. Levantin hatte niemals eine Chance gegen sie besessen. Dieses Mal hatte sie mit ihm gespielt.
    Doch das würde auf immer ihr Geheimnis bleiben.
    Saskia nahm noch einen Schluck und betrachtete die Dose, ohne den Aufdruck wahrzunehmen. Durfte sie ihre Gabe ruhen lassen? Musste sie sich nicht dort einmischen, wo eine Öffnerin gebraucht wurde? Saskia hielt sich nicht für eine Führerin. Politik interessierte sie nicht, Kriege in anderen Ländern machten sie betroffen, gingen sie aber nichts an. Hatte sich daran vielleicht etwas geändert?
    Das Rot auf der Dose ließ sie an die Haare des Vampirs denken. Dominic de Marat. Ein Wesen aus einer vergangenen Zeit, dessen Mutter ihre Ausbildung bei Frans Hohentgar absolviert hatte. Sie glaubte nicht an Zufall, schon lange nicht mehr. Sie würde dem Vampir sicherlich wieder begegnen. Furcht spürte sie nicht. Sie wusste, wie sie sich verteidigen konnte. »Du hast nicht zugehört«, sagte Will beleidigt.
    »Nein, entschuldige. Ich war mit meinen Gedanken woanders«, gab sie zu. »Was sagtest du?« »Dass ich mich vielleicht Shiva und nicht Will nennen sollte«, wiederholte er. »Mon Dieu. Er leidet an Megalomanie«, murmelte Justine. »Das ist das Dämonische in ihm.« Der Professor nahm ein Handy heraus. »Ich würde an Ihrer Stelle bei dem Namen Will bleiben. Er passt zu Ihnen. Sollten Sie jemals die Lust verspüren, ein Gott sein zu wollen, ist das wohl das Zeichen dafür, dass das Böse in Ihnen die Oberhand gewinnt und Frau Lange Ihnen den Kopf von den Schultern schlagen muss.« Er klang nicht heiter.
    »Das sollte sie wohl.« Will drückte ihre Finger. »Meine Erlaubnis hast du. Aber zuerst gehen wir einen Kaffee trinken. Den schuldest du mir noch.«
    »Sehr gern.« Sie lächelte ihn an. Es hatte keine großartigen Worte zwischen ihnen gegeben. Sie hatten sich ganz selbstverständlich die Hände gereicht und einander

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