Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
verstanden. »Ist es nicht ein merkwürdiger Gedanke, dass noch mehr Wesen wie Levantin in unserer Welt leben?« Justine deutete zum Fenster hinaus. »Die Bibelstellen, die er uns genannt hat, gehen mir nicht mehr aus dem Kopf. Wie viele sind es wohl noch? Sollen wir die Menschheit auf sie aufmerksam machen?« Sie zuckte mit den Achseln und gab sich selbst die Antwort. »Wohl kaum. Wer würde uns glauben?«
    »Tja, wer würde das, außer den üblichen Spinnern?«, stimmte ihm Will zu. »Und dem Vatikan?«
    »Falls es überhaupt Spinner gibt«, meinte Justine nachdenklich. »Sollte man sie nicht lieber Realisten nennen?«
    Will, Saskia und der Professor lachten.
    Der Chrysler hielt an, und als Will und Saskia aus dem Fenster blickten, erkannten sie eine Polizeiinspektion.
    Justine drehte sich auf dem Fahrersitz zu ihnen. »Ihr wolltet doch zu den Flies, n'est-cepas?« »Wären Sie so nett und würden mich danach noch ein Stück mitnehmen?«, fragte der Professor. »Wenn Sie in Hamburg bleiben möchten, würde ich Sie übrigens gerne als Fahrerin einstellen.« »Non, merci. Ich muss nach Italien und ein paar Freundinnen einen letzten Besuch abstatten.« Sie schaute Saskia an. »Aber ich melde mich bestimmt, wenn ich wieder in der Stadt bin.« Ihr Gesicht hatte die zynische Härte verloren, die sie der Welt so gerne zeigte. »Ich schulde dir etwas: mein zweites Leben. Das werde ich dir niemals vergessen.«
    Saskia berührte sie sanft an der Schulter, dann stieg sie aus. Will folgte ihr. Ihre Hände fanden einander, als sie gemeinsam die Treppe hinaufgingen.
    Justine ließ die Scheibe nach unten fahren. »Sie soll auf dich aufpassen, Blumenmann«, rief sie und hupte zweimal, dann gab sie Gas. »Niemals würde ich mit einem Mann gehen, der Florist ist«, murmelte sie und sah in den Rückspiegel zum Professor. »Wo darf ich Sie hinfahren?« Sie bog auf eine breite Straße ein. »Und wollen Sie mir zum Abschied nicht Ihren Namen verraten, Monsieur le professeur?«
    »Warum interessiert er Sie auf einmal?«, fragte er; ein Lächeln spielte um seine Lippen. »Ahrs, ich habe Ihnen nie ganz getraut, und warum hätte ich mir den Namen eines Mannes merken sollen, den ich vielleicht schon im nächsten Moment hätte töten müssen?«, fragte sie mit breitem Grinsen. »Aber wie die Dinge nun stehen ...« Sie hielt an einer roten Ampel. Der Professor lachte und stieg unvermittelt aus. »Wollen wir es nicht dabei belassen, Madame Chassard oder Montagne, oder wie immer Sie heißen möchten? Ich wünsche Ihnen ein schönes, langes Leben. Halten Sie die Ohren steif, was ich passend finde, wenn man bedenkt, was Sie in sich tragen. Und danke fürs Mitnehmen. Ich habe einen Termin in der Nähe«, rief er in den Chrysler, bevor er die Tür zuschlug. Grüßend hob er die Hand, dann sprang die Ampel auf Grün, und Justine fuhr nach kurzem Zögern los.
     
EPILOG
    Der Professor sah den Chrysler im Verkehr verschwinden, wandte sich um und schlenderte die Straße hinauf zu seinem Büro, dem man von außen nicht ansah, was sich dahinter verbarg. Er sperrte die Tür auf, ging den schmalen Flur entlang bis zum Aufzug und fuhr in den dritten Stock. Dieses Mal nahm er eine Key-Karte heraus, führte sie in den Schlitz an der Tür ein und gab zusätzlich die Codenummer ins Tastenfeld ein.
    Nach dem Gang durch die Zwischenschleuse, einer zweiten Karte und einer weiteren Geheimnummer betrat er endlich die dritte Etage. Sämtliche Wände waren entfernt worden, nur in der Mitte stand ein einsamer Computer unter einem nicht weniger einsamen Schreibtisch, auf dem drei Monitore wie ein Tryptichon angeordnet waren. Durch die mit Folie verkleideten Fenster fiel das gefilterte Sonnenlicht in einem sanften Blauton, das die Illusion schuf, um ihn herum befände sich ein Meer. Nichts als Meer.
    Der Professor nahm auf dem Sessel Platz und schaltete zuerst den Computer, dann die Monitore an. Danach rief er die Statusmeldungen ab, checkte die Mails, organisierte die union mit ein paar elektronischen Briefen neu und erklärte, dass es eine Maitresse gab: Rapier. Danach sandte er Mails in die Welt, um sein Netzwerk über die neusten Entwicklungen in Kenntnis zu setzen. Der überwiegende Teil der Vorbereitungen war umsonst getroffen worden. Es wäre vielleicht besser gewesen, Smolskas Tod zu verhindern? Er lehnte sich zurück, stieß sich ab, damit er Abstand zum Tisch bekam, und drehte sich dann mit der Sitzfläche um die eigene Achse.
    Während er so rotierte, drehten

Weitere Kostenlose Bücher