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Blutrose

Blutrose

Titel: Blutrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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mir leid, ich weiß, dass Sie von dem Fall abgezogen wurden, aber ich brauche Ihre Hilfe.«
    »Jederzeit«, sagte Tamar. »Worum geht es?«
    Clare schloss die Tür und erklärte es Tamar. Das Grauen ihrer Schilderung sickerte wie Gift durch Tamars postnatale Gelassenheit. Das Baby verzog verärgert das Gesicht, weil es spürte, wie seine Mutter ihm entglitt.
    »Geben Sie mir mein Handy. Es ist in meiner Tasche.« Tamar wiegte das Kind, und es schmiegte sich beruhigt wieder an sie. Clare reichte ihr das Telefon.
    »Wir tauschen«, sagte Tamar. »Sie nehmen sie.«
    »Wie heißt sie?«, fragte Clare und nahm das Neugeborene. »Dieser neue kleine Mensch.«
    Das Kind lag unglaublich leicht in ihren Armen.
    »Rachel.« Tamar fuhr zärtlich mit dem Finger über die Pausbacke des Babys. »Rachel Damases.«
    Clare betrachtete das Kind. »Sie ist wunderschön.«
    Clare beobachtete, wie sich Tamars Gesichtszüge verhärteten und ihre Augen kälter wurden, während sie ein paar Anrufe für Clare tätigte.

    »Das war’s.« Tamar klappte das Handy zu. »Jetzt tun Sie, was zu tun ist.«
    Sie streckte die Arme nach ihrem Baby aus, und Clare gab ihr Rachel zurück.
    »Schauen Sie in die Schublade«, sagte Tamar.
    Clare trat an den Nachttisch und zog die Schublade auf. Darin lagen eine Cremetube und eine Pistole.
    »Die Handcreme können Sie mir dalassen«, sagte Tamar.

53
    Draußen in der Wüste fühlte sich Riedwaans Bauch unter der Jeans wie ausgehöhlt an, und die Gürtelschnalle schwebte über der Haut. Er konnte die Stelle spüren, an der die Sonne das Metall aufgeheizt hatte, um die empfindliche Haut zu brandmarken. Er versuchte abzuschätzen, wie lang er ohnmächtig gewesen war, und maß die Zeit in gleichmäßigen Atem-Packungen ab. Ein. Dann aus. Um einen Rhythmus zu finden.
    Er entsann sich der Straße, die sich durch die Tamarisken gewunden hatte. Er war an dem Verbotsschild vorbeigekommen, bei dem man Lazarus Beukes gefunden hatte. Er war weitergefahren und hatte mit seinem Motorrad den jungfräulichen Sand im Flussbett aufgewühlt. Schließlich hatte er die Stelle gefunden, von der Darlene ihm erzählt hatte, und den Baum, der wie ein dunkelgrüner Wachposten ein paar Kilometer östlich von Spyts schlichtem Versteck stand. Er konnte die alten Gleise erkennen, die im aufgehäuften Sand versanken. Die halb eingestürzten Hüttendächer, deren Sparren wie die Rippen einer von Aasgeiern abgefressenen Karkasse in den Himmel stachen. Das Haus des Stationsmeisters, durch dessen Fenster der Sand ins Haus geflogen war, um sich wie ein Schatzhaufen in den vorderen Räumen aufzutürmen. Den
Pfad. Das Ende des Pfades, wieder das Flussbett, der Eukalyptusbaum, der über ihm aufragte, den Eingang zur Hütte. Dann nichts. Bis auf den gleißenden Schmerz.
    Riedwaan schlug die Augen auf. Die Sonne schickte sich an, im Westen einzutauchen. Er schloss die Augen gegen das grelle Licht und den vom Wind aufgepeitschten Sand. Er zwang sein Gehirn zu arbeiten. Sich zu erinnern.
    Überall waren Spuren gewesen. Er war in die Hütte getreten. Eine Spitzhacke und auch Schaufeln, die an der Wand lehnten. Alle neu. Die Knaben-Schirmmütze, die achtlos in einer Ecke lag. Die kürzlich ausgehobene Grube. Die einzelne Öltonne, die an einer Wand lehnte und unter deren Sandkruste noch das Gefahrenzeichen zu erahnen war. Die anderen waren ausgegraben worden und inzwischen ohne jeden Zweifel an Bord der Alhantra, auf der sie sich wie gespenstische Todesboten ihrem Ziel entgegenbewegten. Der Schmerz. In diesem Moment, als er im Raum gestanden hatte, hatte er ihn eingeholt, von hinten.
    »Du bist wach.« Eine Frauenstimme. Riedwaan konnte eine Silhouette ausmachen, die Holz in einen aschebeladenen Herd stapelte. In wenigen Minuten hätte sie Feuer gemacht. Seine Lider schlossen sich flatternd.
    Er schlug die Augen wieder auf und sah zu der Frau auf, die jetzt über ihm stand und deren Haar im Schlaglicht glänzte. Riedwaan versuchte seine Arme zu bewegen. Sie waren so fest um einen Baumstumpf gefesselt, dass die dünne Nylonschnur in seine Handgelenke schnitt. Der Boden war hart. Riedwaans Handy steckte noch in seiner hinteren Hosentasche. Es drückte gegen sein Gesäß. Er setzte sich zurecht und hoffte, dass es stumm gestellt war. Seine Waffe hatte er nicht mehr.
    »Wer bist du?« Riedwaans Stimme klang fremd in seinen Ohren. Seine aufgeplatzten Lippen schmerzten, wenn er sprach. Die Frau sank neben ihm auf die Knie und fächerte mit kühlen

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