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Blutschwestern

Blutschwestern

Titel: Blutschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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hören, und kein unfreundlicher Mensch tritt auf Dawons
     Schwingen, während er schläft.«
    Nona befand, dass es genug der sinnlosen Unterhaltung war. So ehrlos war sie nun doch nicht, dass sie sich mit einen Greif
     abgeben musste! Sollte Ilana es halten, wie sie wollte, Nona wollte mit dieser Kreatur nichts zu schaffen haben. »Von mir
     aus kannst du den Garten behalten. Ich habe lieber ein Dach über meinem Kopf«, befand sie und erhob sich rasch. Ohne sich
     von dem Greif zu verabschieden, lief sie die Treppen hinauf und versuchte Dawons Worte zu überhören. »Nona, Menschin, hat
     noch keine Unterkunft. Wenn Nona es möchte, wird Dawon sie mit seiner Schwinge warmhalten in dieser Nacht.«
    Oh, bei der Liebe Salas, das könnte ihm wohl so passen
, dachte sich Nona empört, während sie nicht schnell genug von ihm fortkommen |52| konnte. Sie suchte sich eine leidlich bequeme Ecke auf dem
    Gang vor Ilanas Räumen und verbrachte eine sehr unbequeme und kalte Nacht, bis Ilana sie endlich am Morgen fand und kopfschüttelnd
     fragte, warum sie nicht einfach eine der Dienerinnen im Haus geweckt habe.

|53| Das vergiftete Herz
    Akari wickelte das Schafsfell dicht um ihren Körper. Es war so fürchterlich kalt! Seit Tagen, seit sie in Dungun angekommen
     war, fror sie. Die Kälte kroch ihr durch die Glieder wie eiskalte Klauenfinger, zuerst durch ihre Zehen, dann die Beine hinauf,
     in ihre Arme; und gleichgültig, was sie auch tat, ob sie die Feuerbecken in ihren düsteren Räumen anheizen ließ oder ein weiteres
     Schafsfell für ihr Ruhelager forderte – die Kälte wollte einfach nicht weichen. Akari dachte an die Reise, die sie mit der
     schweigsamen Gesandtschaft zurückgelegt hatte. Sie waren am Rand des Isnalwaldes gewandert, immer den Sandfluss entlang, dessen
     schwarze Wasser zum Mugurgebirge führten, der Heimat der Greife. Erst kurz vorher waren sie abgebogen und nach Süden gegangen,
     wo sie schließlich auf die Sumpflandschaft gestoßen waren, welche Dungun umschloss. Die Sümpfe waren das Schlimmste gewesen!
     War der Sandfluss schon düster und sein Wasser undurchdringlich, so war das Sumpfland von Dungun ein Ort des Todes, denn es
     war die Heimat der Schjacks, der Tiere des Muruk. Obwohl Akari keinen Schjack zu Gesicht bekommen hatte, waren sie doch ständig
     in der Nähe gewesen. Sie hatte ihre unheimlichen Laute in der Nacht gehört, wenn sie in ihrem Zelt gelegen hatte, bewacht
     von den finsteren Männern Dunguns. Die schrecklichen Geräusche, welche die Schjacks von sich gaben, erinnerten Akari an das
     Zusammenschlagen von Knochen, und dann wieder heulten sie laut, ein heiseres Heulen, wie der Wind, der durch ein Falbhorn
     stieß. Akari wusste, dass Schjacks hundsähnliche Raubtiere waren, mit einem Gebiss von zwei Reihen hintereinander wachsender
     spitzer Zähne und |54| Augen, die dunkel und schwarz wie die Nacht über Dungun waren, und drahtigem Fell, das die Farbe getrockneten Blutes besaß.
     Nein, Akari hatte sie nicht gesehen, aber was sie von ihnen gehört und gerochen hatte, war mehr als genug gewesen.
    Das Sumpfland war ein feuchtes Tal. Man mochte annehmen, dass ein Sumpfland eine Vielzahl von Pflanzen und Bäumen aufweisen
     musste, doch wurde eines Besseren belehrt, wenn man das Land der Schjacks betrat. Wenig bis nichts gedieh hier! Als sie den
     finsteren Gesandten namens Pakal gefragt hatte, warum nichts wuchs, hatte er sie mit leblosem Blick angesehen und mit dem
     Finger auf die öde Fläche gewiesen. »Die Schjacks bringen ihre Opfer seit Jahrhunderten hierher. Und da sie Aasfresser sind,
     haben die Körper der Getöteten den Boden verseucht.« Dann hatte er Akari angesehen und sich zu einem schiefen Lächeln durchgerungen.
     »Für dich, Königin, mag es eine Einöde sein, für die Schjacks ist es ein fruchtbares Land, denn der faulige Schlamm verleiht
     ihrer Beute eine Süße, die sie schätzen.«
    Akari hatte sich die Hand vor den Mund gehalten und war ins Zelt zurückgerannt. Das war also der süßliche Geruch gewesen,
     welcher sie umgab, sobald sie das Sumpfland betraten. Es war der Gestank des Todes, der Geruch der Fäulnis und des Verfalls.
    Fast war sie erleichtert gewesen, als sie endlich das Sumpfland hinter sich gelassen hatten und Dungun erreichten. Ihre Erleichterung
     hatte sich jedoch auch hier schnell in Entsetzen verwandelt. Die ganze Straße hinauf zur Oberstadt war ein schreckliches Schauspiel
     des Todes. Auf Speeren aufgespießt, moderten die

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