Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutschwestern

Blutschwestern

Titel: Blutschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
nur ihr Leben zurückerhalten, sie hatte auch noch an der Seite Ilanas in Engil bleiben dürfen.
     Wie schnell war Ilana im Gegensatz zu Akari der neuen Lage Herr geworden! Hatte sie nicht bereits ihre Schwester verraten,
     indem sie sich eine neue Gefährtin erwählte?
    Akari zog das Schafsfell fester um ihre Schultern. Nein! Sie durfte den Hass und die Eifersucht nicht in ihr Herz lassen,
     denn dieses wäre der erste Schritt in Muruks Arme. Vielleicht sollte sie gar nicht warten, bis sie sich dereinst in der schwarzen
     Wüste von Melasan gegenüberstehen würden, vielleicht gäbe es eine viel einfachere Art, den Fluch Muruks zu brechen. Sie spähte
     hinaus auf die Straße. Die Menschen von Dungun waren zu dieser Zeit im Tempel. Bevor die Mitternachtsstunde erreicht war,
     forderte der Gott ein blutiges Opfer, und zwar jede Nacht. Akari sah hinüber zu ihrem Waffengürtel, der über einem Stuhl lag.
     Man hatte ihn ihr nicht abgenommen. Wieder spähte sie aus der Fensteröffnung hinaus. Es war nicht tief, und sie hatte gelernt,
     ihre Sprünge abzufedern. Und wenn sie nun versuchte zu fliehen? Das einfache Haus, in dem sie hier lebte, war zweistöckig,
     aber trotzdem nicht sehr hoch gebaut. Sie konnte kämpfen, wenn sie nur aus Dungun herauskam, wofür die Vorzeichen nicht einmal
     schlecht standen.
Aber das Sumpfland und die Schjacks
, dachte sie und spürte, wie die Angst ihr den Nacken hinaufkroch.
Einen Tag, ich brauche nur einen Tag, um das Sumpfland zu durchqueren. Dann gelange ich in die Wälder von Isnal und kann bei
     den Waldfrauen Schutz suchen. Sie stehen im Dienste der Götter, verehren jedoch Sala; sie werden mich nicht abweisen. Und
     die Diener Muruks … sie fürchten sie, sie meiden es, den Wald zu betreten.
Akari starrte unentschlossen auf ihren Waffengürtel. Dann fasste sie den Entschluss, es zu versuchen. Sie wollte und konnte
     nicht länger in Dungun bleiben. Beherzt warf sie das klamme Schafsfell ab und legte den Gürtel um ihre Hüften. Dann stieg
     sie in die Fensteröffnung und sprang.
    Weich, wie sie es vermutet hatte, fing sie ihren Sprung ab und |58| hielt sich die Hand vor die Nase. Sie war direkt vor einem verwesenden Körper im Straßenmatsch gelandet. Ihr Blick fiel auf
     das Tempelgebäude. Sie lauschte kurz, ob jemand etwas gehört hatte. Nichts! Es war kein Geräusch zu vernehmen außer dem Knistern
     der Fackelfeuer, die in ihren Halterungen zwischen den Leichen standen. Selbst die Wachen wohnten der Opferung bei und hatten
     ihre Posten vor dem Tempel und ihrem eigenen Haus verlassen. Akari drückte sich in den Schatten der Straße und begann den
     Weg hinabzulaufen. Ihr Herz raste, und sie dankte Sala für ihr Glück. Niemand hielt sie auf.
    Als sie nach einer Weile an das Stadttor gelangte, fand sie es unverschlossen vor. Der große hölzerne Riegel, der nur durch
     die Kraft von zehn Männern angehoben werden konnte, lehnte an den Mauern. Zwar war das Tor hoch und schwer, doch sicherlich
     vermochte sie es einen Spalt weit aufzuschieben. Mehr brauchte es nicht, um hindurchzuschlüpfen.
Sala sei Dank!
dachte sie fast übermütig – es waren nur noch wenige Schritte, die sie von der Freiheit trennten. Mit aller Kraft stemmte
     Akari sich gegen das schwere Holztor. Sie hätte jubeln mögen, als einer der beiden Flügel nachgab. Als sie hindurchschlüpfte,
     konnte sie bereits das Sumpfland erkennen. Trotz seiner Schrecken verhieß es ihr süße Freiheit. Akari tat ein paar Schritte,
     zuerst langsam, dann schneller, als sie aus den Augenwinkeln eine Bewegung ausmachte. Ein heiseres Pfeifen drang an ihre Ohren.
     Ehe Akari auch nur ihr Schwert hätte ziehen können, wurde sie am Kragen ihres Hemdes gepackt und zurückgezogen, so dass sie
     gerade noch erkennen konnte, wie ein dunkler Schatten an ihr vorübersprang. Es folgte ein wütendes Klappern. Hände zogen Akari
     weiter, die paar Schritte zurück, die sie gegangen war, zurück hinter die schützenden Mauern Dunguns. Sie riss sich los, als
     sie den ersten Schrecken überwunden hatte, doch einige düstere Gestalten sprangen herbei und schlossen die Tore der Stadt.
    »Was soll das?«, hörte sie sich sagen und wollte sich bereits wieder |59| gegen das Tor stemmen, als plötzlich Pakal, einer derjenigen, die sie nach Dungun gebracht hatten, ihren Arm festhielt. »Köni gin Akari, du solltest nicht hier sein. Die Schjacks würden dich zerreißen, wenn du nachts alleine ihr Land durchstreifst.« Er
     musterte sie aus

Weitere Kostenlose Bücher