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Blutschwestern

Blutschwestern

Titel: Blutschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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war. Obwohl sie selbst ein schweres Schicksal
     zu tragen hatte, tat ihr die Königin leid, die am Abend nach Dungun aufbrechen musste. Sie ließ ihren Blick auf die beiden
     leeren Thronstühle wandern, die zart und schwungvoll nach engilianischer Art aus dem fast weißem Bellockholz gearbeitet auf
     die Schwesternköniginnen warteten. Noch waren sie nicht eingetroffen, doch als ein Raunen durch die Menge ging, wusste Nona,
     dass sie bereits herbeigeführt wurden. Gespannt wanderten die Augen der Menschen in Richtung der Throne.
    Ein schmales dunkelhaariges Mädchen in einem schlichten Gewand und mit einem silbernen Stirnreif nahm zuerst auf dem rechten
     Thron Platz. Nona musste ihre Enttäuschung verbergen, denn insgeheim hatte sie eine strahlende Erscheinung erwartet; doch
     dieses Mädchen schien ebenso furchtsam zu sein wie sie selbst. Als die zweite Schwester auf ihrem Thron Platz nahm, meinte
     Nona jedoch, sie würde einer Täuschung unterliegen. Das konnte nicht sein! Noch einmal sah sie hin, dann erkannte sie, dass
     es das Mädchen war, mit welchem sie am Morgen auf dem Opferplatz ein paar Worte gewechselt hatte.
Ich wünschte, ich könnte dir helfen, doch ich habe keinerlei Macht dazu
, fielen Nona ihre Worte wieder ein.
    Nun bemerkte auch die Schwesternkönigin Nona, die Blicke der beiden ruhten eine Weile aufeinander.
Verzeih mir
, schien die Andere ihr zuzurufen. Nona senkte schließlich als Erste den Blick. Bald ging erneut ein Raunen durch die Menge,
     und die Menschen |30| reckten ihre Köpfe, um besser sehen zu können. Auch Nona hob den Kopf, sie musste sich beherrschen, damit sie nicht mit offenem
     Mund auf die beiden Greife starrte, die sich zur Gesandtschaft Dunguns gesellten. Normalerweise wären sie aus Engil fortgejagt
     worden. Sie waren Verräter, die Gehilfen Muruks, sie waren die scheußlichen Halbmenschen des Mugurgebirges, dazu verdammt,
     das einzig Gute zu tun, was sie hervorzubringen vermochten; das reine gleißende Silber aus dem Gebirge zu schlagen, es zu
     schmieden und zu schönem Zierrat zu verarbeiten. Sie waren verhasst, sie waren verdammt … und trotzdem waren sie wunderschön
     auf eine seltsam abstoßende Art. Ihre Körper waren menschlich und athletisch wie die von Kriegern, helle Haut, lange Gliedmaßen
     und schöne Hände waren ihnen zu eigen. Ihre Gesichter waren jugendlich, ebenmäßig und schön, ihr Haar war glatt und schlohweiß;
     ebenso wie Sasalor fiel es ihnen lang fast bis zum Gesäß über den Rücken. Die Schwingen der Greife waren ebenso weiß wie ihr
     Haar, und wenn sie diese spannten, hätten sie gut und gerne fünf Männer damit umfangen können. Dies alles war schön anzusehen,
     doch die blauen Augen starrten kalt und hart, und unter der langen weißen Haartracht verbargen sie spitze Knochen, scharf
     wie Dolche, die ihnen entlang der Wirbelsäule aus dem Rücken wuchsen. Die Gesichter der Greife wirkten gefühllos, und an den
     Gelenken ihrer Schwingen saßen tödliche Klauen, mit denen sie ihr Opfer aufschlitzen konnten. Liandra hatte ihnen oft von
     den Greifen erzählt. Sie wurden geboren wie ein ganz normales Kind, ohne Schwingen und spitze Knochen am Rücken. Wenn es anders
     gewesen wäre, so hätte keine Frau sie zur Welt bringen können, ohne bei der Geburt zu sterben. Erst später, etwa im Alter
     von drei Jahresumläufen, begannen die Knochen aus ihrer Wirbelsäule durch die Haut zu stoßen, ebenso wie ihre Schulterknochen
     aufbrachen und das Wachstum der Schwingen einsetzte. Mit dem Wachstum verlor auch das Haar seine Farbe, und die Augen bekamen
     ein tiefes kaltes Blau. So hatten nicht wenige Mütter, die sich mit Greifen eingelassen hatten, ihre Kinder unentdeckt |31| aufziehen können, bis deren Wachstum einsetzte oder das Geschrei der Bälger sie verriet; denn die Kindheit eines Greifen,
     so hatte Liandra ihnen erklärt, war alles andere als angenehm. Bis der Greif ausgewachsen war, hatte er grauenvolle Wachstumsschmerzen
     zu erdulden, ein Übel, das Muruk ihnen im Gegenzug für sein vermeintliches Geschenk, einen menschlichen Körper, auferlegt
     hatte. Ein ausgewachsener Greif, so hatte sie weiter berichtet, besaß wenig andere Interessen als Kampf, Silber und Frauen.
     Er wurde von einem stetigen Trieb nach Vermehrung seiner Art gepeinigt. Liandra hatte mahnend den Finger gehoben. »Wehe, eine
     von euch gerät in die Fänge eines Greifen. Hat er euch einmal mit seinem Duft betört, werdet ihr ihm erliegen. Und noch etwas
    

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