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Blutstrafe - Thriller

Blutstrafe - Thriller

Titel: Blutstrafe - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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hereinfahrenden Zug entgegen.
    Ja, dachte der Lehrer. Das war ein Zeichen – der perfekte Beginn!
    Und endlich schrie sie, sperrte den Mund auf, dass man einen Tennisball hineinstopfen konnte. Vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben kam etwas Echtes und Menschliches heraus. Herzlichen Glückwunsch – hätte nicht gedacht, dass du dazu fähig wärst.
    Doch er ließ sich sein Vergnügen nicht anmerken. » O mein Gott!«, rief er. » Sie ist runtergesprungen!«
    Sie versuchte, sich mit den Händen nach oben zu ziehen, konnte jedoch scheinbar ihre Beine nicht bewegen. Vielleicht war ihre Wirbelsäule verletzt. Er konnte gerade noch ihre letzten Worte verstehen, bevor sie vom Lärm des Zuges verschluckt wurden: » Hilfe! Warum hilft mir niemand …«
    Schade, dass du dein Mobiltelefon verloren hast und jetzt niemanden mehr um Hilfe anrufen kannst. Er wusste, er sollte gehen, doch ihre jämmerlichen Bemühungen und die durchgeknallte Menge waren ein herrlicher Anblick.
    Dann tauchte wie aus dem Nichts ein sauber gekleideter Latino mittleren Alters auf, schob die Leute beiseite und sprang auf die Gleise hinab, wo er, als würde er dies schon sein ganzes Leben lang tun, das Mädchen wie ein Feuerwehrmann auf den Arm hob.
    Was hieß, dass er auch Polizist sein konnte.
    » Ist nicht gesprungen!«, rief plötzlich jemand. » Er sie geschubst! Der da, im Anzug!«
    Der Lehrer riss seinen Kopf herum. Eine knorrige, krumme alte Frau mit Kopftuch deutete auf ihn.
    Andere Fahrgäste hatten sich auf den Boden geworfen und streckten die Arme nach dem Helden und dem Mädchen aus.
    Die Hupe dröhnte, und Funken sprühten, als der Zug versuchte, rechtzeitig zu halten. Der Abstand hatte sich auf kaum fünf Meter verringert, als die helfenden Hände das Paar nach oben rissen.
    » Sie! Sie haben sie geschubst!«, schrie die Alte, den Finger noch immer auf den Lehrer gerichtet.
    Das ist ja wohl ein Witz, dachte der Lehrer wütend. Nicht nur, dass der Retter aus dem Nichts aufgetaucht war, jetzt hatte ihn auch noch eine alte Frau beobachtet. Seine Finger zuckten, um sie vor den noch immer heranrollenden Zug zu stoßen.
    Nachdem die Gefahr besiegt war, wandten sich auch andere Köpfe in seine Richtung. Er setzte sein charmantestes Lächeln auf und tippte mit dem Zeigefinger an seine Schläfe.
    » Die ist verrückt«, sagte er und wich zurück. » Plemplem.« Statt in die U-Bahn zu steigen, drehte er sich um und verließ, von Blicken gefolgt, gelassen den U-Bahn-steig. So, wie er aussah, würde ihn niemand aufgrund der Verdächtigung einer alten Frau aufhalten, die so wie sie aussah.
    Doch als er die Treppe erreichte, eilte er hinauf, den Blick nach hinten auf eventuelle Verfolger gerichtet. Unglaublich, dachte er kopfschüttelnd. Was ist aus der guten alten New Yorker Apathie geworden? Es geht bergab mit der Welt!
    Dennoch konnte er eine Lehre aus seinem Experiment ziehen. Jetzt wusste er, dass er nie von seinem Plan abweichen durfte, egal, wie groß die Versuchung auch war.
    Blinzelnd trat er in die andere, überirdische Welt. Die Licht-und-Schatten-gestreifte Seventh Avenue quoll über vor Menschen. Es waren Tausende, Zehntausende von Menschen.
    Guten Morgen, Schüler, sagte er leise, als er sich zum Lichter-Geysir auf dem Times Square wandte.

7
    Die Kinder zu waschen, ihnen etwas zu trinken und Medikamente zu geben und sie ins Bett zu packen dauerte über eine Stunde. Ich selbst schaffte es erst nach vier Uhr, mich hinzulegen. Vor meinem Schlafzimmerfenster begann der Himmel über der East Side bereits zu leuchten.
    Bevor ich in Bewusstlosigkeit abtauchte, überlegte ich noch, wie schön es einst gewesen war, die Nächte durchzumachen.
    Nur ein Fingerschnippen später – so kam es mir jedenfalls vor – schlug ich die Augen wieder auf. Die Sonate aus Husten, Schnäuzen und Jammern, die mich geweckt hatte, tönte durch die offene Schlafzimmertür. Wer brauchte da noch einen Wecker?
    Alleinerziehender zu sein war in vielerlei Hinsicht schon schwer, doch als ich auf dem Bett lag und an die Decke starrte, kam ich zu dem Schluss, dass es noch etwas weit Schlimmeres gab: Niemand lag neben mir, der mich mit dem Ellbogen anstupste und » du bist dran« murmelte.
    Irgendwie schaffte ich es, auf die Beine zu kommen. Zwei weitere Kinder hatten das Handtuch geworfen: Jane und Fiona wechselten sich an der Bennett’schen Kotzwanne ab. Plötzlich überkam mich eine dämliche, wenn auch verführerische Fantasie – vielleicht war ja alles nur ein

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