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1504 - Mordgeschichten

1504 - Mordgeschichten

Titel: 1504 - Mordgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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An diesem Abend regnete es. Trotzdem war Mike Raven guter Dinge, als er aus dem Fenster schaute und die Tropfen sah, die innerhalb eines gelben Lichtscheins zu glitzernden Perlen wurden. Seit zwei Tagen schon lag Irland unter einer regelrechten Wasserglocke, aber das machte dem allein lebenden Autor nichts aus. Er hatte die letzte Zeit genossen, und er war momentan besonders zufrieden, denn sein neuer Roman war vor gut einer Stunde fertig geworden.
    Das war für ihn der Tag der Tage. Dann fühlte er sich euphorisch, wie von fremden Kräften erfüllt und in den Himmel getragen. Er war sehr zufrieden mit der Geschichte. Sein Held war in neue Dimensionen vorgestoßen. Er hatte sich praktisch verselbstständigt, und genau das war das Großartige gewesen. Er war ihm entglitten, doch als schlimm hatte er diese Tatsache nicht angesehen. Die Geschichte hatte ihren eigenen Lauf genommen und war sogar noch besser geworden.
    Der Regen fiel weiterhin aus den dicken Wolken. Manchmal, wenn die Schleier von einer Windbö getroffen wurden, pitschten die Tropfen gegen die Scheibe, und für Mike Raven war dieses Geräusch wie eine wunderbare Musik. Er liebte den Regen, auch die dunstigen Tage und Nächte. Deshalb lebte er so gern auf dieser Insel, die ihm einfach alles bot, was er zum Leben brauchte.
    Er wohnte einsam, aber nicht zu einsam. Das nächste Dorf war zu Fuß zu erreichen, aber er konnte auch den Wägen nehmen, was er hin und wieder tat, um Proviant zu holen.
    Zu den Einheimischen hatte er so gut wie keinen Kontakt. Er war ihnen zudem suspekt. Sie wussten wohl, wer er war, aber er gehörte nicht zu ihnen. Er war hier nicht geboren. Er lebte sein Leben, und sie staunten nur darüber, dass er hin und wieder Besuch erhielt. Da kamen die Besucher sogar im Hubschrauber zu ihm. Menschen, für die es unheimlich wichtig sein musste, mit dem Autor zu sprechen.
    Auf seine Arbeit wurde Raven nie angesprochen, obwohl die Menschen wussten, womit er sein Geld verdiente. Er konnte sich auch vorstellen, dass so mancher dieser Leute seine Romane heimlich las.
    Das war ihm egal. Es gab andere Dinge, die für ihn zählten. Er wollte mit sich allein sein. Er brauchte die Einsamkeit, um nachzudenken und sich ganz seiner Geschichte hinzugeben. Alles andere konnte er vergessen und tat es auch.
    Die Bücher wurden gut verkauft. Darauf kam es ihm an. Es gab auch kein Foto von ihm auf der Innenseite des Rückumschlags. Darauf konnte Mike Raven gut und gern verzichten, denn er sah sich nicht eben als Adonis. Er war mehr ein Mensch, der noch unter dem Durchschnitt lag, so sah er sich zumindest. Wenn er sich im Spiegel betrachtete, dann dachte er daran, dass er dieses Bild früher immer gehasst hatte. Ein recht kleiner Mensch mit spärlichen rotblonden Haaren. Dafür mit einem großen Kopf versehen. Zum Körper gehörten auch zu lange Arme mit ebenfalls zu langen Beinen, sodass seine gesamte Gestalt immer ein wenig ungelenk wirkte.
    Er war auch nie perfekt gekleidet. Im Haus trug er die alten Jeans, die etwas zu langen Pullover, deren Farbe so blass war wie seine Augen.
    Seine Füße steckten in alten Slippern, und wer ihn so sah, hätte ihn niemals für einen erfolgreichen Autor gehalten.
    Aber das war er.
    Seine Geschichten wurden gekauft und gelesen.
    Besondern freute er sich auf den Roman, den er gerade beendet hatte.
    Hier war sein Held Aaron wieder durch eine Hölle gegangen, die ein ganz anderes Aussehen bekommen hatte. Sie war einfach super. Er hatte sich etwas Fantastisches ausgedacht. Eine Welt, in der Himmel und Hölle zusammengewachsen waren. Genau in diese Zwischenwelt hatte es den Killer Aaron verschlagen, und dort fühlte er sich unwahrscheinlich wohl und glücklich.
    Raven konnte nicht mal nachvollziehen, was ihn zu dieser Idee gebracht hatte. Sie war einfach über ihn gekommen. Da hatten sich plötzlich Schleusen geöffnet. Die Gedanken waren wie Regentropfen von oben nach unten gefallen. Sie hatten ihn regelrecht überschwemmt, und er hatte Mühe gehabt, sie zu ordnen.
    Jetzt war alles in Ordnung. Der Roman war geschrieben, sein Verleger würde jubeln, aber Raven dachte nicht daran, ihn schon anzurufen. Der Typ sollte noch etwas zappeln. Es machte dem Autor Spaß, den Verleger in der Klemme zu wissen, und erst nach einer bestimmten Zeit war er dann so gnädig, dem Mann das Manuskript zu überlassen.
    Das Arbeitszimmer war der größte Raum in dem nicht eben geräumigen Haus.
    Raven hatte es sich so umbauen lassen. Wände rausreißen,

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