Blutstrafe - Thriller
verhindern,
Dass ich bei euch bin, mit euch rede, meinen Kindern.
Lebt wohl, meine Vögel, und verzeiht,
Wenn ich glücklich bin, weil ihr auch ohne mich gedeiht.«
Das war’s dann. Ich konnte meine Tränen nicht zurückhalten. Und ich war nicht der Einzige. Ich nahm Jane fest in meine Arme, als sie zur Bank zurückkehrte.
Nach der Feier überraschten mich die Mädchen mit einem Picknick im Riverside Park. Ich ließ meinen Blick über den Hudson schweifen, wo ich Maeve als strahlenden Engel im Wasser erblickt hatte. Eine Halluzination? Und wenn schon. Ich hatte nichts dagegen.
Doch ein Teil von mir, der beste, glaubte nicht an eine Halluzination.
Ich würde Maeve eines Tages wiedersehen. Zuvor hatte ich nur daran geglaubt. Jetzt wusste ich es.
Eddie und Brian kickten sich gegenseitig einen Ball zu. Der Arzt hatte mir zwar gesagt, ich dürfe mein Fußgelenk noch mindestens zwei Wochen nicht belasten, aber was wussten Ärzte schon? Ich ließ meine Krücken fallen und humpelte zu meinen Kindern, um einen Pass abzufangen. Chrissy und Shawna sprangen umgehend auf und machten sich über mich her. Und auf einmal lagen alle meine Kinder in einem Haufen auf mir. Selbst Seamus ließ sich nicht zweimal bitten und entriss mir den Ball, bevor er fröhlich lachend auf meiner Brust landete.
98
Als wir wieder nach Hause kamen, herrschte reges Treiben vor dem Eingang – irgendwelche Demonstranten, die vor einer News-4Kamera im Kreis liefen, und andere Medienvertreter mit Mikrofonen.
Einer der Demonstranten hielt ein Schild hoch, auf dem » POLIZIST = MÖRDER « stand.
Was? Sollte es tatsächlich Leute geben, die wegen Meyers Tod wütend waren?
Ach so, stimmt, wir lebten in New York. Hier war alles möglich.
Auf einem anderen Schild klebte das Bild eines jungen schwarzen Mannes. Darunter stand in fetten Buchstaben: » KENNETH ROBINSON WURDE ERMORDET. NIEDER MIT DEM NYPD! «
Ich war verblüfft. Diese Menschen protestierten wegen eines Drogendealers aus Harlem, dessen Tod schon eine Ewigkeit zurückzuliegen schien!
Bevor ich meinen Kiefer wieder hochklappen konnte, rannten meine Kinder in die Menge. Meine Güte, was taten diese kleinen Wahnsinnigen? Hilflos musste ich mit ansehen, wie sie zwischen den Demonstranten hindurch zum Kameramann rannten. Nacheinander machten sie ihrem Ärger Luft.
» Mein Papa ist ein Held!«
» Er ist der beste Mensch auf der Welt!«
» Mein Papa ist ganz toll. Du aber nicht!«
Eddie blieb einen Moment wie angewurzelt stehen.
Dann rief er: » Schiebt euch doch eure Mikrofone sonst wohin!«
Die Reporter drängten sich um mich und bestürmten mich mit Fragen. Ich blieb ganz locker und schüttelte nur den Kopf. Mit der heldenhaften Unterstützung von Ralph, unserem Portier, schaffte ich es, meine durchgedrehte Rasselbande in die Eingangshalle zu schieben.
» Hört mal, Leute, ihr könnt doch nicht einfach solche Dinge sagen«, ermahnte ich sie, doch Seamus johlte und klatschte mit den Kindern die Hände zusammen.
Ralph eilte herbei, als wir den Fahrstuhl betraten. » Mr. Bennett, Entschuldigung«, hielt er mich besorgt auf. » Die Presseleute sagen, sie möchten nur eine kurze Stellungnahme von Ihnen. Dann verschwinden sie wieder.« Ich merkte ihm an, dass er sie unbedingt loswerden wollte.
» Also gut, Ralph, ich kümmere mich darum«, versicherte ich ihm.
Als ich an der Haustür erschien, schoben mir die Medienleute einen Aluminiumstrauß aus Mikrofonen unters Kinn. Ich räusperte mich lautstark.
» Nun muss ich doch eine Erklärung abgeben«, begann ich. » Ich stimme meinen Kindern hundertfünfzigprozentig zu: Schiebt euch – und damit spreche ich jeden Einzelnen hier an – schiebt euch doch eure Mikrofone sonst wohin. Einen schönen Tag noch!«
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