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Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika

Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika

Titel: Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Brühwiler
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den wilden Tieren!

    Wir halten an einer Ampel, die hier robot genannt werden.
    „Guck mal, da. Der da, links, der jetzt auf unsere Höhe aufgeholt hat. Siehst Du den?“
    „Mhm?“ Ich drehe den Kopf nach links und gucke, und rund 12 Augenpaare schauen zurück.
    „Das ist ein Taxi. Zu denen musst Du möglichst viel Abstand halten. Was auch immer die machen: Die haben Vortritt.“
    Ich lerne meine erste Lektion im südafrikanischen Strassenverkehr. Auf der linken Strassenseite zu fahren ist ein Klacks im Vergleich zu den Geheimnissen im Umgang mit den südafrikanischen Taxis. Da es in diesem Land keinen nennenswerten öffentlichen Verkehr gibt, benützt der grössere Teil der Bevölkerung Taxis. Wer dabei an Mercedes Luxuslimousinen mit Lederpolster und Nussbaum-Intarsien denkt, liegt falsch. So falsch, wie man nur kann. Taxis sind Klein-Busse variablen, aber fast immer beträchtlichen Alters, die statt der zugelassenen 12 Passagiere eher deren 16 transportieren und von einem Fahrer ohne Führerausweis navigiert werden. Zu diesem Schluss bin ich gelangt, weil sich die Taxi-Fahrer an keine der mir bekannten Strassenregeln halten. Ihre Regel lautet: Platz da, jetzt komme ich! Vor der Ampel quetschen sich die Fahrer links an der Kolonne vorbei, um dann kurz vor grün vor der wartenden Menge loszupreschen. Taxis schaffen es auch, auf den Sandwegen, die neben den asphaltierten Strassen in den ländlicheren Teilen von Johannesburg zu finden sind, wartende Kolonnen zu überholen und sich dann einfach wieder in die Autoschlange hineinzuquetschen. Dies gelingt problemlos, weil die Fahrer aller anderen Autos keinen Kratzer riskieren wollen, während der Taxifahrer sich um seine fahrende Altmetall-Sammlung keine Sorgen machen muss. Ich habe mir sagen lassen, dass man manchmal sogar durch ein Loch im Boden die Fahrstrecke betrachten kann. Ein Gefühl fast wie im Flugzeug mit diesen Boden- und Nasenkameras.
    Taxi zu fahren, scheint ein Erlebnis zu sein. An dem ich aber leider nicht teilnehmen kann. Weisse werden in Johannesburger Taxis nicht gesichtet.
    Während sich die südafrikanischen Autofahrer ausnahmslos und stundenlang über die Taxis aufregen können, imponiert mir das System. Wenn ein Taxifahrer zweihundert Meter vor einer Ampel von der linken auf die vierte Spur rechts wechselt, weil er dort einen Kunden erspäht hat, und der restliche Verkehr um ihn herumfliesst, so hat das doch eindeutig künstlerische Qualitäten. Ich finde es auch nicht ungerecht, dass die Taxifahrer Boden gut machen, wo sie können, und dass dies auf Kosten von uns „normalen“ Fahrern geht. Meiner Meinung nach repräsentieren sie den öffentlichen Verkehr und sollen darum auch ruhig Vorfahrt oder sogar eine eigene Spur haben.
    Und dann ist da noch das System, mit dem ein Taxi herbeigewinkt wird: Man muss sich anhand von bestimmten Handbewegungen darüber verständigen, wohin das Taxi fährt. Interessant, nicht? Ich durchblicke den Code nicht und bin zu gehemmt, um zu fragen. Allzu gerne würde ich einmal die Erfahrung machen und ein Taxi benützen, aber das hat mir Lukas strikte verboten. Sogar unsere Maid wird mir, wenn auch sehr diplomatisch, mitteilen, dass es eine schlechte Idee wäre. Schade.
    Ein normales Taxi, also eines, wie wir es uns vorstellen, wird hier übrigens meter-taxi genannt. Ich glaube, dass ich in einem Jahr Südafrika so circa fünf meter-taxis gesehen habe. Im Vergleich dazu: Als wir einmal an einem Feiertag rund 30 Minuten auf der Autobahn in Richtung Stadtzentrum unterwegs waren, überholten uns drei Ferraris. Nun gut, das war dann aber auch nicht wirklich repräsentativ.
    Wer also nicht Taxi fahren will, darf oder natürlich muss, der braucht ein Auto. Ohne geht nichts. Die Südafrikaner verbringen viel Zeit in ihrem Wagen und sind daher auch ein bisschen besessen davon. Ich mache mir nicht viel aus Autos, doch sogar ein Banause wie ich muss bemerken, dass es hier von Mercedes und BMWs nur so wimmelt. Und von Geländewagen. In allen Variationen und Grössen, sozusagen Grösse Einfamilienhaus, Grösse Doppelhaus und Grösse Schulhaus. Autos gelten in Südafrika als Statussymbol, eher noch mehr als in Europa. Deshalb beisst der Südafrikaner auf die Zähne und schafft sich ein teures Gefährt an, auch wenn er es sich kaum leisten kann. Und teuer sind die Autos hier, sogar wesentlich teurer als in der Schweiz, die bekanntlich eine Hochpreisinsel in Mitteleuropa ist. Aber, wie unsere Maklerin Annette uns schon am ersten

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