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Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika

Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika

Titel: Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Brühwiler
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Besuch von seinem Bruder, der sich in der fremden Umgebung zur einzigen ihm bekannten Person flüchtet, der arme Kerl.
    Mittags hole ich die beiden jeweils in der Krippe ab und nach dem Mittagessen, so habe ich es mir vorgestellt, spielen wir am Pool und der angrenzenden Wiese im B&B. Bepackt mit Max, zwei Taschen mit Ball, Wasserspielzeug, Büchern, Trinkflaschen, Ersatzwindeln, Ersatzkleidern, Äpfeln, Sonnencrème, Badetüchern, und was man sonst noch braucht für einen kleinen Ausflug in den Garten - also den halben verfügbaren Hausrat - machen wir uns zum Pool auf. Der ist uns zu kalt zum Baden, aber man kann ja mit der Hand kleine Wellen machen und ähnliches. Nachdem wir auch noch ausgiebig in der Hollywood-Schaukel geschaukelt haben, ist es Zeit für Action, für ein kleines Fussballspiel. Ich breite ein Badetuch auf dem Rasen aus, setze den „Linienrichter“ Max darauf und nehme mit Tim Position ein. Wie es so ist mit einem Dreijährigen und einer Mama, wir spielen nicht immer schön auf Mann. Können wir beide nicht. Also besteht unser Spiel auch daraus, dass man dem Ball nachlaufen und ihn wieder ins Spiel bringen muss. Normalerweise macht das viel Spass - und ganz schön fit, so toll wie wir spielen - aber hier pfeife ich schon nach zwei Minuten zur Auszeit: Ich musste bereits drei Hunde-Häufchen umdribbeln. Was ist denn hier los? Eine genauere Inspektion der Wiese ergibt, dass sie als Hunde-Klo dient. Hätte mir ja auch früher auffallen können, dass die vielen Hunde bestimmt nicht spazieren geführt werden. Der Spass am Spielen im Freien ist mir gründlich vergangen. Ich muss mir mit den Jungs etwas anderes einfallen lassen. Aber es sind noch mindestens neun Wochentage, bis wir in unser Haus einziehen können!
    Es ist Ende Februar und das Wetter in Johannesburg ist toll, also sonnig, warm und sommerlich. Nur am Abend braut sich ein Gewitter zusammen. Plötzlich wird es dunkel draussen, und die ersten Donnerschläge fallen. Und urplötzlich ist es auch drinnen dunkel. Wir würden uns erstaunt angucken, wenn wir uns sehen könnten. Zum Glück erinnere ich mich, dass ich in einem Küchenschrank zwei Gaslampen samt Zündhölzern gefunden habe. Damals habe ich mich ja gefragt, wofür die sind – für einen netten Abend auf dem Balkon? Jetzt wissen wir’s: Weil man in Südafrika so was braucht bei Stromausfall. Und Stromausfälle sind häufig in diesem B&B, wie wir feststellen müssen. Ein Blitzschlag hat eine Trafostation in der Nähe ausgeschaltet und es dauert, bis die Sache repariert ist. Praktisch jeden zweiten Abend werden wir in den nächsten zwei Wochen ohne Strom sein. Wir lernen, das Wasser für Max’ Fläschchen mit der Bratpfanne auf der Gaslampe heiss zu machen, bibbernd im kalten Badezimmer zu duschen und abends Brot und Käse zu essen.

    Es sind jetzt rund sieben Wochen, seit wir aus unserem Haus ausgezogen sind. Unser Hausrat wurde damals von einer Speditionsfirma abgeholt und in ihrem Lokal in einen Fracht-Container eingepackt. Dieser nahm seinen Weg nach Rotterdam, um dort auf ein Schiff verladen zu werden, mit Zielhafen Durban. Dort wird „unser“ Container ausgeladen, vom Zoll kontrolliert und abgefertigt und mit dem Lastwagen nach Johannesburg gefahren. Zufällig habe ich kurz vor dem Umzug ein Bild von einem Container-Schiff gesehen und mir vorgestellt, wie unser Hausrat auch in so einem Blechbehälter auf ein Schiff geschnürt und um die halbe Welt geschippert wird. Ich meine, unser Bett! Meine grüne Teetasse! Tims Schaukelpferd! Unsere Knopfdose! Ich fand das richtig aufregend. Dafür dauert das dann auch ewig, so circa acht bis zehn Wochen. Gemäss den Berechnungen der Speditionsfirma sollten sie unseren Container termingemäss Mitte März liefern können.
    Wir können es kaum mehr erwarten! Ich möchte endlich das Gefühl haben, angekommen zu sein. Die letzten Wochen waren für uns alle sehr, sehr anstrengend.
    Lukas musste seine Familie zurücklassen und in Südafrika seine neue Stelle antreten. Er kommt als neuer Chef in eine Firma, die er nicht kennt, in ein Land, das er nicht kennt und muss in einem Umfeld arbeiten, von dessen Mentalität er nur eine ungefähre Vorstellung hat.
    Tim hat die ganze Angelegenheit bis jetzt sehr sportlich genommen. Er fand den Umzug und die neue Situation offenbar sehr spannend, war immer offen und positiv und hat sich nie beschwert. Ausser in den ersten Tagen in der neuen Krippe, da hat er sich ganz offensichtlich einsam gefühlt, das

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