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Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika

Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika

Titel: Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Brühwiler
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geschwungenen Giebeln und den Reetdächern.
    Bevor wir uns in unserer Bed&Breakfast-Pension einfinden, kurvt Lukas in die schattige Allee des Weingutes Backsberg, damit wir dort ein frühes Nachtessen einnehmen können. Im Restaurant bekommen wir einen Tisch auf dem grünen Rasen zugewiesen und Tim und Max finden den Weg zum Kinderspielplatz um die Ecke, wo sie sich glücklich vergnügen. Das Essen und die Atmosphäre sind so traumhaft, dass Lukas und ich uns wie die Besitzer des Weingutes fühlen: Zu unserer Linken das elegante weisse Herrschaftshaus, dessen Türe von leuchtend rosa Bougainvilleas bewachsen ist, zu unserer Rechten der formelle Garten, von dem uns ein leichter Rosenduft erreicht, und vor uns auf dem Tisch die einzelnen Gänge eines fein gekochten Menüs, das von einer Pavlova mit Erdbeeren gekrönt wird. Die wussten schon zu leben, die alten Südafrikaner der ersten Stunde!
    Am nächsten Morgen machen wir einen Spaziergang durch Franschhoek, das in einem Talkessel gelegen und durch die umliegenden Berge geschützt ist. Franschhoek heisst der Franzosen-Winkel oder die Franzosen-Ecke. Das kommt daher, dass sich viele Hugenotten hier niederliessen, nachdem sie wegen ihres reformierten Glaubens im 17. Jahrhundert ihr Heimatland Frankreich verlassen mussten. Ihnen verdankt Südafrika die lange Tradition guter Weingewinnung, und deshalb gebührt ihnen wohl auch das unübersehbare Hugenotten Monument.
    Franschhoek selber ist ein nettes Städtchen, in dem wie in Europa flaniert werden kann, was wir natürlich besonders schätzen. In Johannesburg vermissen wir das manchmal.
    Am frühen Nachmittag, als es politisch schon wieder beinahe erlaubt ist, Alkohol zu trinken, besuchen wir das berühmte Weingut Boschendal. Während ich mit den Kindern die jahrhundertealten Bäume bestaune, die einen Durchmesser von mehreren Metern haben, folgt Lukas einer Kellertour. Danach lassen wir uns an einem Tischchen im lichten Schatten der ahornartigen Bäume nieder und testen uns durch eine Batterie von Weingläsern mit verschieden farbigem Inhalt. Alles ist so hübsch und gut organisiert, dass sogar mir das Weintesten Spass macht. Insbesondere, weil sich unsere Jungs recht anständig aufführen und ich nicht dauernd aufspringen muss. Dass sie beide ein bisschen nass und zerzaust sind, weil sie sich mit grossem Einsatz im Goldfische Fangen versucht haben, das ist bei diesem sommerlichen Wetter wirklich kein Problem.
    Auf dem Rückflug nach Johannesburg, gesättigt von tollem Essen, feinen Weinen und Bildern von fantastischen Landschaften, freuen wir uns einmal mehr darüber, dass wir in Südafrika leben. Nicht unbedingt nur wegen der kurzen Flugzeit, sondern vor allem weil wir uns die verkosteten Weine problemlos in Johannesburg beschaffen können und sie nicht mit uns schleppen müssen.

16
    In der Sternendisco
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    Schon seit November werden wir beim Einkaufen mit Weihnachtsmusik beschallt, die shopping malls sind mit Weihnachtsgirlanden geschmückt, und in unserem internationalen Supermarkt türmen sich englische Weihnachtspuddings, Panettone und Packungen mit deutschen Lebkuchen-Keksen. Irgendwie, also irgendwie... komme ich einfach doch nicht in Weihnachtsstimmung. Der strahlende Sonnenschein, die sommerliche Hitze, tägliches Planschen im Pool, spekta-kuläre glutrote Sonnenuntergänge und dazu Stechpalmenkränze und Weihnachtsbeleuchtungen? Für mich passt es nicht zusammen.
    Aber da müssen wir durch. Es ist Zeit, dass wir uns über unser eigenes Weihnachtsfest Gedanken machen. In der Schweiz hatten wir jeweils keinen Christbaum, weil wir zu Weihnachten die Schwieger-eltern besuchten und fanden, dass sich der Aufwand für die wenigen restlichen Tage nicht lohne. So haben wir zwar diverse Weihnachtsdekorationen für das Hausinnere, aber keinen Baumschmuck. Und einen Baum natürlich auch nicht.
    Ich beginne mit letzterem und schnappe mir den zweitletzten Christbaum, den Woolworths in der Fourways Mall noch anzubieten hat. Oops, die Südafrikaner haben sich wahrscheinlich schon im November eingedeckt, und ich muss mich jetzt sputen, damit ich überhaupt noch was für Weihnachten ergattern kann! Aber die meisten Weihnachtsdekorationen gefallen mir überhaupt nicht – für meinen Geschmack sind sie recht kitschig. Viel Gold und Glitter, nicht ganz mein Stil. Lebkuchen-Herzen und -Sterne könnte ich ja backen und an den Christbaum hängen, denke ich. Das finde ich sehr hübsch. Zum Glück fällt mir noch rechtzeitig

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