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Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika

Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika

Titel: Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Brühwiler
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unselige Praxis mit Sicherheit rasch vorbei.

    Unter den Müttern wurde noch vor Ferienanfang in der Krippe heiss diskutiert, dass die Kriminalität gerade in der Vorweihnachtszeit einen traurigen Höhepunkt erreicht. Eine Französin erzählte mir, wie sie von ihrer südafrikanischen Freundin gewarnt worden sei, man solle vor Weihnachten besser nicht am späteren Nachmittag einkaufen gehen. Und besser nicht in Geschäften, in denen viel mit Bargeld bezahlt wird. Überfälle auf Supermärkte und andere Läden sind offenbar an der Tagesordnung, und die Täter wählen sich bewusst ein Geschäft und eine Tageszeit, von der sie sich erhoffen, dass sie möglichst viele Geldscheine erbeuten. Ich weiss nicht, ob das wieder eine der Schreckensgeschichten rund um Johannesburg ist, aber es tönt plausibel. Um mich an den Tipp zu halten, brauche ich meine Gewohnheiten aber nicht stark einzuschränken: Wegen dem starken Verkehrsaufkommen um den Feierabend bin ich spätestens um 16 Uhr sowieso wieder auf dem Heimweg von meinen Einkäufen.

    Unser Weihnachtsfest am Heiligabend ist ein bisschen, wie erwartet: Kein „richtiges“ Weihnachten, aber doch eine schöne Feier. Und Tim und Max zeigen sich in keiner Weise davon beeinträchtigt, dass der Christbaum auf der Terrasse am Pool steht. Solange nur das Christkind ein paar Geschenke unter den Baum gelegt hat.

    Im südafrikanischen Sommer bin ich zur Frühaufsteherin geworden, denn schon vor 6 Uhr scheint schon die Sonne. So früh am Morgen ist der Golfplatz noch ruhig und leer und somit ideal für einen Morgenspaziergang, während meine Familie noch schläft. Als ich mich zwei Tage nach Weihnachten auf den Weg mache, beginnt mein Spaziergang mit einer gewagten Kombination aus Hoch- und Weitsprung. Vor Schreck, weil vor unserer Haustür etwas liegt. Ein, ein... eine circa 10 Zentimeter lange Kakerlake. Oder meinetwegen, bei genauerem Hinsehen, wenn auch mit Sicherheitsabstand, eine Mischung aus Grille und Kakerlake. Aber eben monströs. Grotesk. Ekelerregend. Wird hier irgendwo ein Alien-Film gedreht und das genetisch manipulierte, sprich vergrösserte Tier hat Reissaus genommen? Mein Gehirn ist zu dieser frühen Stunde mit der Situation total überfordert, nur die Instinkte sind wach, und die sagen: Töten. Dieses Ding darf auf keinen Fall ins Haus. Nur dass ich richtig verstanden werde: Ich liebe Tiere. Spinnen fange ich im Haus jeweils ein und transportiere sie nach draussen, statt sie zu töten. Für Fliegen öffne ich die Fenster und wedle mit einer Zeitung. Aber das hier? Vor Ekel regelrecht geschüttelt schliesse ich die Augen und trete ich auf die Kakerlake. Und wieder einen Schritt zurück. Und die springt mir nach! Die lebt noch! Definitiv genmutiert. Wie eine Schlange fange ich das Ding mit Besen und Plastiksack, zur nachträglichen Beseitigung durch Lukas. Mein Magen würde sonst nicht mehr mitmachen.
    Petra klärt mich später auf: Bei dieser Grille handelt es sich um eine Parktown Prawn . Während ich an Kakerlake dachte, fühlen sich die Südafrikaner offenbar an eine Garnele erinnert, denn das bedeutet prawn . Die Tiere sind nicht beliebt, aus offensichtlichen Gründen, aber ihre Beseitigung ist problematisch: Petra schwört jedenfalls Stein auf Bein, dass sie schon mal gehört hat, wie jemand eine Parktown Prawn mit der Bratpfanne erschlagen wollte. Worauf die Grille fröhlich davon sprang, während sich ihr Umriss als Delle in die Bratpfanne eingedrückt hatte. Sollte es einmal zu einem Atomkrieg kommen, dann wissen wir jetzt, welche Spezie als einzige überleben würde...

    Das Silvester-Wochenende feiern wir auf eine Art und Weise, wie man sie nur in Afrika kann: Wir fahren in den Busch. Mit unseren Schweizer Freunden von KehlTech haben wir eine ganze Lodge im Busch gemietet, weil wir mit den Kindern fast 20 Personen zählen.
    Von Dainfern aus fahren wir über Brits in die Richtung von Thabazimbi, um dann nach links abzubiegen nach Northham. Etwas später überqueren wir den Fluss Bier, nehmen aber keine Wasserprobe um festzustellen, ob er aus Hopfen und Malz besteht. Jeder zweite Fluss hier scheint Crocodile River zu heissen - Bier als Name ist eine nette Abwechslung. Weiter geht es in Richtung Mokgalwaneng und Dwaalboom, nun auf Sandstrassen. Es ist sehr flach, sehr heiss und sehr einsam in dieser Gegend. Zweimal spaziert jemand auf der Strasse, und einmal überholen wir einen Fahrradfahrer. Die müssen sich bestimmt eine Pause gönnen, bis sich die von

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