Böses Blut: Ein Vampir-Thriller (Spider) (German Edition)
neugierigen Teenager-Mädchen in einem Hotelzimmer zu schlafen. Ich persönlich habe nie einen Sarg ausprobiert, obwohl ich den Sinn darin sehe. Ruhe und Frieden. Doch man könnte leicht mit einer Leiche verwechselt werden … und sich beim Aufwachen plötzlich zwei Meter unter der Erde befinden.
» Es ist nicht gerade nett, andere Leute beim Schlafen zu beobachten.«
» Mir ist langweilig. Und ich habe Hunger.« Sie stand auf und ging zum Fenster, um die Vorhänge aufzuziehen.
» Stopp!«
Erschrocken fuhr sie herum. »Was? Was ist passiert?« Mit einer Hand hielt sie noch immer den Rand des Vorhangs und das Licht, das plötzlich – wenn auch nur schwach – den Raum erfüllte, reichte aus, um mich zurückfahren zu lassen. Sie ließ den Vorhang los und runzelte die Stirn.
» Tut mir leid, aber ich … habe da so eine Krankheit.«
» Krankheit?«
» Sensible Haut. Ich kann nicht so lange in der Sonne bleiben.«
» Aber die Sonne scheint doch gar nicht mehr.«
» Noch ist sie nicht ganz untergegangen.«
» Woher weißt du das?«
Ich wusste es. Vertraut mir, ich wusste es, doch ich sagte: »Ich kann die Vögel immer noch zwitschern hören. Komm, lass uns was essen gehen. Und jetzt mach dich raus, damit ich mich umziehen kann.«
Sie ging aus dem Zimmer. Auf halbem Weg drehte sie sich um und sah mich finster an: »Brauchst du Hilfe?«
Ich konnte nicht genau sagen, ob sie es ernst meinte oder einen auf kokett machte. »Das bekomme ich schon hin. Bis gleich.«
Ich lächelte, zog mich an und nahm mir eines meiner Sonderpakete aus der Kühltasche in meinem Koffer. Das Päckchen war nicht so süß wie Parker, aber mindestens genauso nahrhaft.
* * *
Mount Shasta war ein sehr idyllisches Plätzchen.
Es lag am Fuße der Südseite des Berges. Der Mount Shasta war für die seltsamen Wolkenformationen bekannt, die sich um seinen Gipfel herum bildeten, und auch diese Nacht machte hierbei keine Ausnahme. Wie Samt breiteten sich von der Spitze Kondensstreifen in drei oder vier Richtungen aus, als ob der Berg einen Dornenkranz trug. Außerdem hatte sich direkt über ihm eine merkwürdige Wolke gebildet, die ihm eine Art Deckel aufsetzte.
Ich erwischte Parker dabei, wie sie mit leicht geöffnetem Mund den Berg anstarrte. Auch als wir auf der Suche nach etwas zu essen durch die Straßen fuhren, sah ich immer wieder Leute, die einfach nur in ihrer Tür standen, rauchten und starrten … oder liefen und starrten. Oder einfach nur standen und starrten.
Der Berg war ihre Gottheit. Und wenn er das nicht war, dann war er zumindest nah dran.
Wir fanden ein mexikanisches Restaurant namens Lalo’s mit einer Bar ohne Sperrstunde. Das mit der Sperrstunde war wichtig. Die Kellnerin führte uns zu einem Tisch direkt neben einer Verkaufsauslage mit Kristallen. Ich wusste, dass Mount Shasta ein Mekka für New-Age-Anhänger und ihre Kristalle war. Wie wäre es auch möglich, bei einem derart prachtvollen Berg mit mystischen Geschichten, die sich durch alle Zeitalter zogen, niemanden zu haben, der Kristalle verkauft? Anscheinend war das Restaurant auf den Zug aufgesprungen und verdiente sich mit Mixgetränken für acht Dollar und Kristallen ein hübsches Sümmchen dazu.
Parker bemerkte die Auslage und betrachtete sie aufmerksam. Ein Kristall schien es ihr besonders ange tan zu haben. Eine wunderschöne violette Druse in einer dunklen Schale gleicher Farbe.
Wir bestellten unsere Drinks und prompt orderte ich eine Bloody Mary. Die Kellnerin fragte mich nach meinem Ausweis. Ich zeigte ihr meinen gefälschten Personalausweis und nachdem sie wieder abgedampft war, sagte ich es Parker. Sie kicherte. Für Teenager waren gefälschte Ausweise cool … und für Unsterbliche eine absolute Notwendigkeit.
Nachdem uns die Kellnerin unsere Drinks gebracht hatte – Orangensaft für Parker – tat ich so, als würde ich an meiner Bloody Mary nippen. Ich tat so, weil ich nicht trinken kann. Danach bestellten wir uns etwas zu essen – oder besser gesagt, Parker bestellte sich etwas. Ich wand mich aus der Sache, indem ich ihr erzählte, ich wäre nach dem Aufstehen nie hungrig, und Parker schluckte meine Ausrede. Sie bestellte Käse-Enchilada und die Kellnerin eilte davon.
Dann fragte ich Parker, ob sie mir eine Karte von Mount Shasta aus dem Auto holen würde. Ich hatte die Karte zu Hause ausgedruckt, bevor wir losgefahren waren. Sie zuckte mit den Schultern und ich gab ihr den Schlüssel. Sobald sie außer Sicht war, machte ich mich
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