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Boeses mit Boesem

Boeses mit Boesem

Titel: Boeses mit Boesem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elliott Hall
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einer brennenden Masse gewichen, die ihr Bestes tat, sich selbst zu verzehren. Früher hätten Makler hier mit Zähnen und Klauen um den Büroraum gekämpft, aber aufgrund der Rezession waren eine Menge Immobilien in hervorragender Lage ungenutzt. Doch vermietet oder nicht, ich konnte mir nicht vorstellen, warum jemand einen so langweiligen grauen Kasten von der Landkarte tilgen wollte.
    Ich spürte eine Hand auf dem Arm. Sie gehörte einem untersetzten Polizisten in Schutzkleidung. »Was zum Teufel machen Sie denn hier, Freundchen?«, schrie er mich durch sein Kunststoff-Gesichtsschild an. »Sind Sie lebensmüde, oder was?«
    Ein schwarzer Regen fiel auf uns nieder, eine giftige Mischung aus verbranntem Holz, Mörtel und menschlichem Fleisch. Ich hatte diesen Film schon zu oft gesehen: in Teheran |36| und davor zwei Mal in dieser Stadt. Ich erhaschte einen Blick auf den brennenden Fetzen eines Adamson-Gedächtnis-Plakats, bevor es sich in Rauch auflöste.
    »Verschwinden Sie«, sagte der Polizist und zeigte in Richtung Sixth Avenue. Die ganze Straße war schon der Länge nach mit Band abgesperrt. Feuerwehrmannschaften legten ihre Schutzkleidung an und schnallten ihre Sauerstoffflaschen fest, während in der Nähe SWA T-Spezialeinheiten bereitstanden, damit das Gebäude auch ja nicht plötzlich weglief. Als ich mich nicht rührte, nahm der Polizist den Schlagstock in die Hand. »Verschwinden Sie hier!« Er führte mich zum Absperrband, aber ich wandte den Kopf nicht ab. Der Rauch hatte den Streifen Himmel bedeckt, der über dem Straßenzug zu sehen war, und tauchte den Nachmittag in ein ungewohntes Dunkel.
    Ich starrte auf das brennende Gebäude und spürte, dass etwas Neues und Schreckliches begonnen hatte.

|37|
Isaac
     
    Und er sprach: Nimm Isaak, deinen einzigen Sohn, den du lieb hast, und geh hin in das Land Morija und opfere ihn dort zum Brandopfer auf einem Berge, den ich dir sagen werde.
     
    – 1.   Mose, 22,2

|39| 2
    Zehn Jahre zuvor
     
    »Willkommen in Teheran, meine Herren«, sagte ich.
    Ich stand in dem, was von einem einstigen Vorlesungssaal im Medizinischen Institut der ehemaligen Universität von Teheran noch übrig war. Er gehörte nun zum Camp Able, offizieller Name des Universitätsgeländes, das wir und mehrere andere Armee- und Marineeinheiten als Kaserne nutzten. Frischfleisch aus den Staaten saß überall da, wo der Saal nicht total geschrottet war.
    Ich sah die Männer an und spürte, wie ihre Gesichter schon aus meinem Kopf verschwanden. Ich kannte nicht einmal ihre Namen, doch schon jetzt störte mich etwas an ihnen. »Bevor wir anfangen, wo zum Teufel sind Ihre Fallschirmspringer-Abzeichen?«
    Ich sah in überwiegend verständnislose Gesichter, bis eine Stimme aus den hinteren Reihen sagte: »Wir haben noch kein Sprungtraining absolviert, Sir.«
    Benny – seit letztem Monat Sergeant Profane – verdrehte die Augen. Diese Männer waren die Neuzugänge der zweiundachtzigsten Luftlandedivision und konnten noch nicht einmal aus einem Flugzeug springen.
    Unser letzter Sergeant, Brown, hatte auf einer unserer vielen sinnlosen Vernichtungsmissionen in der Stadt einen |40| Schrapnellsplitter in den Kopf bekommen. Ein Iraner hatte ein paar Schüsse auf sich gelenkt und uns in eine Gasse gelockt, die mit einer Sprengfalle versehen war. Meistens durchschauten wir solche Tricks, aber man kann eben nicht immer recht haben. Brown erholte sich in den USA.   Die Ärzte waren sich noch immer nicht sicher, wie schlimm der Schaden war.
    Ich schluckte meinen Unglauben herunter und machte weiter. »Falls Sie irgendwelche Fragen über Ihr Quartier oder Heimattelefonate haben, stellen Sie die jemand anderem. Das hier ist eine nachrichtendienstliche Einweisung.« Damit meinte die Armee ein zweiseitiges Merkblatt, das ich laut vorlas, während ich PowerPoint-Folien zeigte.
    »Unser Operationsgebiet ist der westliche Sektor, der sich vom Flughafen Mehrabad bis zum alten Basar erstreckt. Unser Auftrag lautet, die Straße vom Flughafen zur Universität zu sichern, also dafür zu sorgen, dass Nachschub an Soldaten und Vorräten in die Stadt gelangt, ohne in einen Hinterhalt zu geraten oder in die Luft gesprengt zu werden.«
    Ursprünglich hatte unser Auftrag gelautet, im Iran zu landen und den Flughafen zu sichern, während die Armee aus dem Irak vorrückte. Ein logistisches Schlamassel hatte unsere Flugzeuge sechsunddreißig Stunden auf dem Boden festgehalten. Als wir schließlich eintrafen, war der Flughafen

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