Boeses mit Boesem
davon und ich folgte ihm.
Wir gingen zwei Treppen zur Befehlsstelle der Kompanie hinunter. Vor dem Raum standen zwei Marines vom Aufklärungsbataillon und unterhielten sich mit einem iranischen Übersetzer, der eine Sturmhaube aufhatte. Die trugen alle Übersetzer, und zwar immer. Sollten die Pasdaran jemals herausfinden, |46| dass er für uns arbeitete, würden sie seine Frau und seine Kinder vor seinen Augen töten. Die Marines starrten uns kurz an und taten dann so, als gäbe es uns gar nicht.
»Hast du unsere neuen Nachbarn schon kennen gelernt?«, fragte Benny.
»Ich muss die Einzugsparty versäumt haben.« Die Marines kamen aus einer Gruppe namens Spezialeinheit Siebzehn. Sie waren in die alte Zentralbibliothek in der Mitte des Universitätsgeländes gezogen. Sie waren eine sonderbare Versammlung von Einheiten: Marines, eine Kompanie Rangers und eine Unzahl Stillwater-Söldner und nachrichtendienstliche Auftragnehmer. »Das ist doch die neue Spezialeinheit, die die Massenvernichtungswaffen sucht, oder?«
»So heißt es. Die sind komische Vögel, Scheißkerle«, sagte Benny ein bisschen zu laut. Sie reagierten nicht. »Sie reden mit niemandem außerhalb der Spezialeinheit, nicht einmal mit Jungs aus ihren eigenen Bereichen. Das ist ein Befehl von Colonel Glass.«
Ich hatte Glass nie kennen gelernt, aber es war nicht schwer, sich aus den Geschichten, die im Umlauf waren, ein Bild von dem Mann zu machen. Er hatte vier Einsätze im Irak und zwei in Afghanistan hinter sich und dabei so viele Orden zusammengerafft, dass er eine Zusatzbrust hätte mieten müssen, um sie alle zu zeigen. Er hatte nie vor einem Kongressausschuss gestanden und keinerlei Interesse an Politik gezeigt, bis Adamson ins Weiße Haus eingezogen war. Jetzt war er ein regelmäßiger Gast dort. Glass’ besondere Beziehung zum Oberbefehlshaber war für seine Ernennung zum Chef der Spezialeinheit Siebzehn ausschlaggebend gewesen. Wir waren inzwischen seit anderthalb Jahren im Iran und hatten noch immer keinen Hinweis auf die Waffen gefunden, die Houston ausgelöscht hatten.
»Ich frage mich, wie ein geheimes Massenvernichtungswaffenlager aussieht«, meinte Benny. »Jedes Mal, wenn ich |47| versuche, mir das bildlich vorzustellen, habe ich alte James-Bond-Filme vor Augen.«
»Wie auch immer es aussieht, ich hoffe, dass sie es finden. Wir könnten ein paar gute Nachrichten gebrauchen.« Die große Leere im Zentrum unseres Unternehmens war mehr als nur peinlich: Sie kostete uns die letzten paar Verbündeten, die uns noch blieben.
»Es sieht dir gar nicht ähnlich, optimistisch zu sein.«
»Tja, Skeptizismus ist heutzutage Verrat.«
Die Marines beendeten ihre Unterredung mit dem Übersetzer und gingen weg. Wir traten in Elks’ Büro.
Captain Elks erwartete uns in einem großen Raum, der einmal die Verwaltung beherbergt hatte. Stabsoffiziere hatten Notebooks, LC D-Bildschirme und Satellitentelefone auf jedem Tisch aufgebaut, der noch vier Beine hatte.
Wir nahmen Haltung an und salutierten. Captain Elks gab uns die Erlaubnis, bequem zu stehen. Er war ein rundlicher Mann Ende dreißig. Seine Brille unterstrich nur seine scharfen Gesichtszüge. Man munkelte auf dem Stützpunkt, dass er vor Jahren der Reserve in der Hoffnung beigetreten war, dadurch seine politische Karriere zu fördern. Wie er zur Luftlandedivision geraten war, war mir allerdings schleierhaft.
»Wie geht es Lieutenant O’Day?«, fragte Elks, was schon mehr Smalltalk war, als man normalerweise von ihm erwarten konnte. Unser Lieutenant hatte letzten Monat ein paar Schrapnellsplitter abbekommen und lag noch immer auf der Krankenstation. Die Armee erwartete nicht, dass er so lange dienstunfähig sein würde, um ersetzt werden zu müssen, und so gab es, während O’Day sich erholte, niemanden, der uns vor Elks’ großartigen Ideen beschützt hätte.
»Es geht ihm gut, Sir, er wird von Tag zu Tag kräftiger«, sagte Benny.
»Gut, gut«, antwortete Elks, der kaum hinhörte. »Ich möchte, dass Sie sich etwas ansehen.« Hinter ihm stand ein |48| großer Flachbildschirm. Dort wiederholte sich etwas, das aussah wie das Filmmaterial einer Predator-Drohne. Wir hatten eine Flotte dieser unbemannten Fluggeräte über der Stadt fliegen, die die Welt in Schwarz-Weiß beobachtete.
»Es gibt nicht viel zu sehen«, sagte Elks. Er hatte die Gewohnheit, beim Nachdenken die Zunge im Mund zu bewegen, als kaute er buchstäblich auf dem Thema herum. »Das Gebäude, das Sie hier sehen, liegt etwa
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