Der Lustmolch
Buch
Drei Dinge ereignen sich in jenem September in Pine Cove, bevor das Unheil über die Kleinstadt an der Pazifikküste hereinbricht: Erstens läuft aus dem nahen Atomkraftwerk radioaktives Wasser ins Meer. Zweitens sucht Mavis Sand zwecks Belebung des Geschäfts einen Blues-Sänger für ihre Bar.
Und drittens begeht Bess Leander Selbstmord. Im verseuchten Meerwasser wächst nun ein Seeungeheuer von wahrhaft gigantischen Maßen heran, das den frisch eingetroffenen Musiker Catfish für ein leckeres Häppchen hält. Probleme hat auch die ortsansässige Psycho-therapeutin Val Riordan. Sind vielleicht die von ihr großzügig ver-teilten Antidepressiva am Tod von Bess schuld? Da die ganze Stadt von Val mit Pillen versorgt wurde, droht eine Katastrophe. Sie beschließt also kurzerhand, die ahnungslosen Einwohner auf Entzug zu setzen. Als Nebeneffekt ist eine dramatisch gesteigerte Libido zu vermelden, die bald für allerhand Trubel sorgt und auch das Seeun-geheuer nicht verschont: Es entbrennt in Liebe zu der unkonventio-nellen Molly Michon, die seinem hartnäckigen Werben nur mühsam widersteht. Als sich dann auch noch die Polizei in das bunte Treiben stürzt, um Bess Leanders Tod zu untersuchen, überschlagen sich die Ereignisse ...
Autor
Der ehemalige Journalist Christopher Moore wird von der Kritik zu Recht immer wieder mit Douglas Adams und Terry Pratchett verglichen.
Seine Romane haben in Amerika Kultstatus.
Christopher Moore
Der Lustmolch
Roman
Aus dem Amerikanischen von Christoph Hahn
GOLDMANN
Die Originalausgabe erschien 1999 unter dem Titel »The Lust Lizard of Melancholy Cove« bei Avon, New York
4. Auflage
Taschenbuchausgabe Juni 2001 Copyright © der Originalausgabe 1998 by Christopher Moore
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 1999
by Wilhelm Goldmann Verlag, München, .
in der Verlagsgruppe Bertelsmann GmbH
Umschlaggestaltung: Design Team München
Satz: Uhl + Massopust, Aalen
Druck und Bindung: GGP Media GmbH, Pößneck
Redaktion: Alexander Groß
KvD-Herstellung: Heidrun Nawrot
Printed in Germany
ISBN 978-3-442-44986-6
www. goldmann-verlag. de
Für Mom
PROLOG
Der September in Pine Cove ist ein Seufzer der Erleichterung, ein Gute-Nacht-Trunk, ein Nickerchen, das man sich redlich verdient hat. Das weiche Herbstlicht dringt durch die Bäume, die Touristen verziehen sich wieder nach Los Angeles und San Francisco, und die fünftausend Bewohner von Pine Cove wachen eines Morgens auf, um festzustellen, daß es doch möglich ist, im Ort einen Parkplatz zu bekommen, ebenso wie einen Tisch in einem Restaurant, und man die Strände entlangspazieren kann, ohne sich von einem verirrten Frisbee eine Beule einzufangen.
Der September ist so etwas wie ein Versprechen. Endlich wird der Regen kommen und die goldenen Weiden um Pine Cove in ein sattes Grün tauchen. Die Monterey-Kiefern auf den umliegenden Hügeln werden nicht länger ihre Nadeln verlieren, die Wälder von Big Sur werden aufhören zu brennen, und das grimmige Lächeln, das die Kellnerinnen und Kassierer im Laufe des Sommers entwickelt haben, wird förmlich aufblühen zu so etwas wie einem menschlichen Gesichtsausdruck. Die Kinder werden in die Schule zurückkehren, und zurückkehren wird auch die Freude über alte Freunde, Drogen und Waffen, auf die man den Sommer über verzichten mußte, und alle haben endlich die Gelegenheit, sich ein wenig auszuruhen.
Kaum daß es September ist, macht sich Theophilus Crowe, der Town Constable, mit großer Liebe daran, die klebrigen violetten Knospen seiner Sensimilla-Pflanzen zu beschneiden. Mavis aus dem Head of the Slug Saloon kippt den Schnaps aus dem obersten Regal wieder in die dunklen Niederungen des Kanisters, dem er entstammt. Die Jungs vom Baumservice rücken totem und absterbendem Gehölz mit Motorsägen zu Leibe, um zu verhindern, daß es während des stürmischen Winters das ein oder andere Dach durchschlägt. Allenthalben türmen sich vor den Häusern in Pine Cove Holzstapel, und der Schornsteinfeger hat einen Zwölf-Stunden-Tag. Das Regal mit Sonnenmilch und unnützen Andenken in Brine's Angelbedarf, Bootsausrüstung und Erlesene Weine wird ausgeräumt und statt dessen mit Kerzen, Taschenlampenbatterien und Lampenöl aufgefüllt! (Monterey-Kiefern sind berüchtigt für ihre nicht allzu tief reichenden Wurzeln und ihre Neigung, auf Hochspannungsleitungen zu kippen.) Und zum zehnten Mal in Folge wird in der Pine Cove Boutique der Pullover mit dem grausamen
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