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Bombenspiel

Bombenspiel

Titel: Bombenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Nach einer halben Minute hatte sie das Handy gefunden. Sie drückte auf ›Kontakte‹, die Nummer ihrer Kollegin Babs kam als zweiter Eintrag. Babs hatte Bereitschaft und würde die Meldung über einen Mord in der Landeshauptstadt sofort absetzen können. Wieder einmal wäre das Radio das schnellste Medium, wie es ihr Redaktionsleiter immer wieder einforderte.
    Doch Linda Roloff wählte stattdessen die Notrufnummer und gab der Dienstleitstelle alle nötigen Angaben durch. Ein Toter, erschossen vor dem Tor 3 der Mercedes-Benz-Arena. Dann erst informierte sie Babs Wagner.
    Als sie das Gespräch beendet hatte, rief sie noch einmal die SMS auf, die sie von dem Erschossenen vor einem halben Tag erhalten hatte und derentwegen sie an diesem Donnerstag im Mai nachts allein nach Bad Cannstatt gefahren war. Den Treffpunkt hatte der Mann selbst vorgeschlagen, als sie am Mittag miteinander telefoniert hatten. Alles Weitere direkt. Mercedes-Benz-Arena um Mitternacht. Das waren die letzten Worte gewesen, die sie von ihm gehört hatte. Als Journalistin hatte sie die Angewohnheit, sich Dinge, die ihr wichtig schienen, sofort zu notieren. Und so hatte sie auch diesen Wortlaut auf ein Blatt in ihrem Kalenderblock geschrieben: Mercedes-Benz-Arena um Mitternacht.
    Sie sah zu dem Toten, der mit ausgestreckten Armen und Beinen auf dem Boden lag. Das Einschussloch in seiner Stirn glänzte schwarz. Der Mörder musste ein genialer Schütze gewesen sein. Oder aus kurzer Distanz abgedrückt haben. Die Augen starrten ausdruckslos zum Himmel. Was hatte der Tote ihr Wichtiges mitteilen wollen? Welches Geheimnis hatte er mitgenommen?
    Jetzt lag er hier vor ihr. Tot. Erschossen von einem Unbekannten.
    Werden sie dir das glauben?, durchfuhr es Linda plötzlich. Würde nicht der Verdacht naheliegen, dass sie es war, die ihn erschossen hatte? Sie waren schließlich befreundet gewesen. Vor Jahren. Zwei Jahre lang. Immerhin.
    Warum hatten sie sich hier getroffen? Was wollte er von ihr? Mercedes-Benz-Arena um Mitternacht. Oder sie von ihm? Wo war die Tatwaffe? Fragen, die man ihr stellen würde. Gab es Zeugen für ihre Version der Geschichte? Nein. Dann konnte ebenso gut sie die Schützin gewesen sein. Und was war mit der SMS? Diese Botschaft, derentwegen sie überhaupt auf dieses geheimnisvolle Treffen eingegangen war. Klangen die wenigen Zeilen nicht wie die Einladung zu einem Date, ein Abschied für immer? Man konnte daraus – wenn man wollte – eine bevorstehende Trennung herauslesen. Und somit ein Motiv für einen Mord. Sie nestelte an ihrer Umhängetasche, fand das kleine Notizheft und einen Kugelschreiber. Sie kritzelte die Botschaft auf einen Zettel und löschte die SMS.
    Was musste sie noch tun? Wie viel Zeit blieb ihr, bis die Polizei eintraf?
    Die Handybotschaft beschäftigte sie. Er hatte sie ihr geschickt, aber warum? – Er hatte sie ihr geschickt! Der Gedanke durchfuhr sie – sein Handy! Wenn er die Botschaft nicht gelöscht hatte, würde die Polizei sie auf seinem Handy finden. Dort war sie ebenso missverständlich zu lesen.
    Linda überwand ihre Scheu und durchsuchte die Kleidung des Toten. In der rechten Hosentasche fand sie sein Handy. Es blinkte und zeigte eine ungelesene Mitteilung an. Sie drückte auf die grüne Taste und las. Die SMS kam von einer Nummer, mit deren Ländercode 0027 sie zunächst nichts anfangen konnte, obwohl er ihr bekannt vorkam. Ein Name erschien nicht. Und was sie las, bestand aus vier Worten, mit denen sie nichts anfangen konnte: Hoffnung = Sub Africa. Oel.
    Was steckte hinter dieser Nachricht? Wer hatte das abgesendet?
    Sie folgte ihrer Intuition, notierte sich auch diese Zeilen auf der Rückseite des Zettels, hackte eine Botschaft als Antwort in das Handy des Toten, verschickte sie und löschte anschließend beides.
    Von irgendwo her glaubte sie den Klang eines Martinshorns zu vernehmen. Jetzt musste das Handy verschwinden. Sie sah sich nach einem Versteck um. Der Müllbehälter, der neben dem Grillpoint stand. Sie würde das Gerät dort morgen abholen. Vielleicht fand sie dann Hinweise auf das, was der Tote ihr zu sagen gehabt hatte? Und eine Antwort des Unbekannten? Falls die Müllabfuhr nicht schneller war. Gab es denn kein besseres Versteck? Das Martinshorn dröhnte in ihren Ohren. Es schien sich auf der Mercedesstraße aus Richtung Porsche-Arena und Wilhelma zu nähern.
    Die Wilhelma … ihre Gedanken wanderten zurück. Das Blaulicht vor dem Tigergehege. Wie lange war das her?
     
    Der Krankenwagen

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