Im Sturm: Thriller (German Edition)
Vorwort
Die Arbeit an diesem Buch begann schon vor längerer Zeit. Larry Bond lernte ich kennen, als ich auf eine Anzeige in den Proceedings der US-Marineakademie sein Computerspiel »Harpoon« bestellte, das sich als verblüffend nützlich entpuppte und zur Hauptgrundlage von »Jagd auf Roter Oktober« wurde. Es faszinierte mich so, daß ich im Sommer 1982 zu einem Kongreß für Kriegsspiele fuhr, um ihn persönlich kennenzulernen, und am Ende wurden wir gute Freunde.
1983, als »Roter Oktober« in der Herstellung war, begannen Larry und ich über eines seiner Projekte zu reden: Convoy 84, ein Makro-Kriegsspiel auf der Basis des »Harpoon«-Systems, dessen Gegenstand eine Nordatlantikschlacht unter heutigen Bedingungen sein sollte. Ich war fasziniert, und wir begannen ein auf dieser Idee basierendes Buch zu diskutieren, denn bisher hatte niemand außerhalb der Verteidigungsministerien untersucht, wie es bei einer solchen, mit modernen Waffen geführten Kampagne zugehen mag. Je länger wir redeten, desto besser gefiel uns die Idee. Bald umrissen wir in groben Zügen spielerisch die Handlung und versuchten, das Szenarium auf einen vertretbaren Umfang zu beschränken, ohne essentielle Elemente von der Bühne zu entfernen. (Trotz endloser Diskussionen und heftiger Meinungsverschiedenheiten fanden wir für dieses Problem keine adäquate Lösung.)
Obwohl Larrys Name nicht auf dem Umschlag erscheint, ist er für dieses Buch genauso verantwortlich wie ich. Wir kümmerten uns nie um die Arbeitsteilung, doch es gelang uns, als Koautoren ein Buch zu vollenden – und unsere Vertragsbasis war nicht mehr als ein Händedruck. Viel Spaß hatten wir obendrein bei der Arbeit. Ob unser Unternehmen erfolgreich war, muß der Leser entscheiden.
Larry und ich können unmöglich allen danken, die uns bei der Vorbereitung dieses Buches geholfen haben, denn bei dem Versuch müßten wir die Namen all derer auslassen, deren Beitrag mehr als nur wichtig war. Allen, die uns willig ihre Zeit zur Verfügung stellten, endlose Fragen beantworteten und dann ihre Antworten detailliert erklärten – wir wissen, wer ihr seid und was ihr für uns getan habt. Ihr taucht alle in diesem Buch auf.
Besonderer Dank dem Kapitän, den Offizieren und der Mannschaft der Fregatte FFG-26, die eine phantastische Woche lang einer Landratte zeigten, was es heißt, Seemann zu sein.
»Schon seit undenklichen Zeiten ist es die Funktion der Marine, Situationen an Land zu beeinflussen und manchmal sogar zu entscheiden. Das war bei den alten Griechen der Fall; bei den Römern, die eine Marine aufbauten, um Karthago zu schlagen; den Spaniern, deren Armada die Eroberung Englands nicht gelang; und, ganz besonders entscheidend, im Atlantik und Pazifik in beiden Weltkriegen. Die See hat dem Menschen schon immer günstige Transportmöglichkeiten und bequeme Verbindungswege über große Distanzen geboten. Sie gab auch Tarnung, denn wer unter der Kimm lag, war außer Sichtweite und damit praktisch unerreichbar. In der ganzen Geschichte des Westens hat die See für Mobilität, Stärke und Nachschub gesorgt, und jene Imperien, die auf See versagten – man denke an Alexander, Napoleon und Hitler – waren nicht von Dauer.«
Aus Edward L.Beach: Keepers of the Sea.
1
Träge Lunte
Nischnewartowsk, UdSSR
Sie gingen rasch, lautlos, zielstrebig vor; über ihnen leuchtete kristallklar der Sternenhimmel Westsibiriens. Sie waren Moslems, was man ihnen kaum anmerkte; sie sprachen russisch mit dem singenden Tonfall der Aserbeidschaner. Die drei hatten gerade auf dem Lkw-Parkplatz und an den Bahngleisen eine komplizierte Aufgabe erledigt, nämlich das Öffnen Hunderter von Füllventilen. Ibrahim Tolkase war ihr Anführer. An der Spitze ging jedoch Rasul, ein Schrank von einem Mann, ehemals Feldwebel beim MVD; er hatte in dieser kalten Nacht bereits sechs Männer getötet – drei mit der Pistole, drei mit bloßen Händen. Niemand hatte etwas gehört, denn in einer Erdölraffinerie herrscht viel Lärm. Die Leichen waren im Dunkel zurückgelassen worden, und die drei Männer bestiegen nun Tolkases Wagen, um die nächste Phase in Angriff zu nehmen.
Das Kontrollzentrum befand sich in einem modernen zweistöckigen Bau in der Mitte des Komplexes. Mindestens fünf Kilometer weit in alle Richtungen erstreckten sich die Destillations- und katalytischen Anlagen, Tanklager und vor allem das kilometerlange Röhrengeflecht, das Nischnewartowsk zu einer der größten Raffinerien der
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