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Bone 02 - Das Ende des Himmels

Bone 02 - Das Ende des Himmels

Titel: Bone 02 - Das Ende des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O´Guilín
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Geschwüre um Mund und Nase verunzierten sein ansonsten makelloses Gesicht.
    »All deine Wärter sind tot«, sagte er ruhig.
    »Mehr werden kommen«, erwiderte Hiresh.
    »Dann werden wir auch sie töten.«
    »Und mich«, sagte Hiresh. Der junge Mann nickte, und Hiresh spürte, wie ein bitteres Lachen in seiner Kehle emporstieg. Die Menge raunte, doch sie wartete geduldig ab. »Ich wollte nur ungehindert euren Sektor passieren«, sagte er. »Nicht aus Eigeninteresse … Es gibt jemanden, der die schlechte Luft und die Verknappungen beenden kann. Ich schwöre, dass ich die Wahrheit sage. Lasst mich diese Person holen, und dann wird alles wieder wie früher.«
    »Wir haben schon lange aufgehört, Leuten wie euch zu glauben«, sagte der Mann schulterzuckend, und die Menge murmelte zustimmend. »Du stehst jetzt nur noch vor der Wahl« – er zeigte auf das verängstigte Mädchen in Hireshs Händen – »ob du mit dem Karma, eine Unschuldige ermordet zu haben, sterben willst, oder ob du in Würde abtreten möchtest.«
    Hiresh schüttelte den Kopf. Er spürte neue Wut aufsteigen und drängte sie zurück. Ihm war klar, dass sie nicht genügte, um sich gegen eine so große Überzahl durchzusetzen. »Warum sollte ich mich für eine dieser beiden Möglichkeiten entscheiden? Ihr müsstet mit der Schuld leben, nicht ich. Ihr könnt sie retten, wenn ihr mich gehen lasst.«
    »Wir dürfen nicht zulassen, dass jemand aus der Elite entkommt. Das weiß Manju, nicht wahr, meine Kleine?« Hiresh spürte, wie das Mädchen nickte, obwohl es am ganzen Körper zitterte. »Jeder von uns, auch die Allerjüngsten, wären bereit, das nötige Opfer zu bringen.«
    »Selbst wenn ein anderer dieses Opfer bringen muss? Dieses Mädchen? Willst du die Entscheidung für sie treffen?«
    Der junge Mann lächelte traurig.

21
    Ertrinkende
    Stolperzunge trat vom Schleimteich zurück und schüttelte den Kopf, bis er Indranis Hand auf seiner Schulter spürte.
    »Es sind nur dreißig Schritte bis zur anderen Seite«, sagte sie. »Wenn es nicht zu tief ist, könnten wir hindurchwaten … Wir haben es schon einmal gemacht, Liebster. Es brennt, aber nicht mehr.« Doch ihrem Tonfall fehlte es an Überzeugungskraft. Ihr musste klar sein, dass es schlimmer wurde, je weiter sie liefen. Dreißig Schritte würden zweifellos das Baby töten, falls sie es nicht vor dem Zeug schützen konnten. Und wer wusste, in welchem Zustand der Boden war? Welche Gefahren lauerten am halb zersetzten Grund? Was geschah, wenn sie darüber stolperten? Und wie sah es mit Wasser aus? Sie brauchten es dringender als alles andere. Stolperzunges gesamter Körper schrie danach.
    »Ich werde Flammenhaars Trageschlinge fester zurren«, sagte Indrani.
    Stolperzunge ging nicht darauf ein.
    Er drückte das Gesicht gegen die feuchte Oberfläche der nächsten Wand und spürte ein ganz leichtes Vibrieren an der Wange. War es vorher schon da gewesen? Er war sehr müde geworden, und seine Gliedmaßen fühlten sich gleichzeitig warm und voller Schmerz an. Als Stolperzunge aufgewachsen war, hatte er nie alte Menschen gesehen. Jäger, die zu schwach oder erschöpft waren, um einen Speer zu tragen, gaben – zumeist freiwillig – ihr Leben und ihr Fleisch zum Wohl des Stammes. Nachdem er mit Indrani aus seiner Heimat geflohen war und andere Menschen entdeckt hatte, waren ihm Männer und Frauen mit ungewöhnlich grauem Haar und runzligen Gesichtern aufgefallen. Er h atte versucht, einigen von ihnen die Jagd beizubringen, un d war erstaunt gewesen, wie schwer ihnen das Laufen fiel, als könnten ihre Beine jeden Augenblick nachgeben.
    So bin ich jetzt , wurde ihm bewusst. Aber ich muss nur etwas trinken. Dann werde ich wieder zu Kräften kommen. Nur ein kleiner Schluck. Wenn ich doch nur ein klein wenig Wasser schlucken könnte!
    »Stolperzunge? Stolperzunge!« Er spürte das Brennen eines Schlags im Gesicht. »Tut mir leid, aber ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Du sahst aus, als … Ich wollte nicht, dass du …«
    »Alles gut«, sagte er flüsternd. Er konzentrierte sich darauf, entspannt aufrecht zu stehen. Aber es kam anders, als er gedacht hatte. Plötzlich wurde die Beleuchtung schwächer, und er wurde umgeworfen. Indrani fiel auf ihn, und Flammenhaar weinte. Der Boden zitterte, und das Dach schloss sie von seinem Wissen aus. Das Beben hörte nicht auf. Die Zähne des Jägers klapperten, und sie alle glitten über den Boden des Korridors.
    Die Tür einer Wohnung sprang auf; Metallteile und andere

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