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Bone 02 - Das Ende des Himmels

Bone 02 - Das Ende des Himmels

Titel: Bone 02 - Das Ende des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O´Guilín
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wirkten. Doch was ihm am meisten Angst machte, war ein kurzer Blick nach unten – wie es aussah, war es die Oberfläche der Welt. Die Heimat, nach der er sich sehnte, war jetzt nur noch einen tödlichen Sturz von ihm entfernt.
    Der Jäger wich zurück und wandte sich wieder den anderen Menschen zu, von denen erneut laute Schreie kamen. Hätte er selbst nicht so große Angst gehabt, hätte er vielleicht versucht, sie zu beruhigen. Er hatte vergessen, wie sehr er sich vor diesen gähnenden Abgründen fürchtete. In der Sphäre war es anders gewesen, als er gewusst hatte, dass er nicht in die Tiefe stürzen würde. Hier jedoch fühlte es sich fast wieder wie auf der schrecklichen Brücke im Obergeschoss an.
    »Alles gut«, sagte eine nervöse Stimme neben ihm – das seltsame Mädchen, das seinen Namen kannte. Sie hatte sich zwischen ihn und die anderen gestellt. Er fragte sich, wie man ihn erkennen konnte, doch ein kurzer Blick auf seine Haut verriet ihm, dass der letzte Rest seiner Tarnung vom Schleim weggeätzt worden war. Er war jetzt wieder er selbst. Ein deplatzierter Wilder unter Zivilisierten.
    Er sah das Mädchen lächelnd an. »Du kennst mich«, sagte er.
    Sie antwortete mit einem Nicken. »Ich habe gesehen, wie die Gelbrachen dich erwischt haben, aber mir war klar, dass du nicht sterben würdest. Bei den Göttern! Als ich die Szenen meinem Freund vorgespielt habe, konnte ich … konnte ich es einfach nicht glauben!«
    »Wer bist du?«, fragte er.
    »Tarini«, sagte sie, und ihre lustigen Augen strahlten vor Freude.
    »Nein … ich meine, danke, Tarini. Ich wollte wirklich wissen, wie du heißt. Aber warum sind wir alle hier, mit so viel Nahrung? Wer hat uns hierhergebracht?«
    »Ich glaube, wir sind Geiseln«, sagte eine Frau. Sie war eine typische Weltliche: jung, mager, erschöpft. Niemand sonst wollte reden, aber sie schien Schweigen höchstens für ein paar Momente ertragen zu können. »Mein Mann hat an irgendeinem Projekt in der Werft gearbeitet.« Sie zeigte dorthin, wo die Wand fehlte. »Man hatte ihm verboten, darüber zu sprechen. Zwei Wochen später kam er nach Hause und sagte: ›Ich werde nicht zurückgehen, Yogita. Auf gar keinen Fall! Ich will die Zeit, die mir noch bleibt, mit meiner Familie verbringen.‹ Er hatte es kaum ausgesprochen, als auch schon die Wärter vor der Tür standen und uns ohne weitere Erklärung wegbrachten! Er schrie herum … ich weiß nicht, es ging um irgendwelche Deserteure. Dann hat man ihn einfach niedergeknüppelt. Einfach so!«
    Ihr Ehemann schien die Wahrheit gekannt zu haben, dachte Stolperzunge. Er fragte die anderen, warum sie hier waren, aber niemand konnte es erklären, außer dass sie alle, mit Ausnahme von Tarini, offenbar jemanden kannten, der in der Werft gearbeitet hatte.
    Aber die gesprächige Frau, Yogita, war noch nicht fertig. »Und mein Mann war nicht der Einzige«, sagte sie. »Einige Ingenieure haben aufbegehrt. Sie hatten etwas gehört – etwas Schreckliches –, aber ich weiß nicht, was es war. Und sie haben damit gedroht, den Startkode zu ändern, damit das Kriegsschiff nicht benutzt werden kann, aber ich kann dir nicht sagen, was danach mit ihnen geschehen ist, weil ich seitdem hier bin.«
    Sie sah Stolperzunge an, als hätte er Antworten auf ihre Fragen, aber was konnte er dazu sagen? »Die Welt endet, und ihr alle werdet sterben.« Oder: »Mach dir keine Sorgen, eure tapferen Herrscher werden sich in Sicherheit bringen und euch für euer Opfer danken.« Wie sollte er ihr mit solchen Worten helfen? Oder sich selbst.
    Aber es war in der Tat interessant, dass diese Arbeiter den … diese Sache ändern wollten. Er hatte den Begriff schon wieder vergessen – irgendetwas mit »Start«. Er wusste, dass es dabei um das magische Papier ging, das Indrani gesehen hatte. Wenn Dharam nur die alte Fassung hatte, wäre das eine Erklärung, warum er sie jetzt so dringend brauchte.
    »Ich muss hier raus«, sagte er. »Wir alle sollten hier verschwinden.«
    Er beantwortete ihre Fragen nicht. Stattdessen machte er sich an der verschlossenen Tür zu schaffen, forderte das Dach auf, sie zu öffnen oder für ihn Möbel bereitzustellen, mit denen er sie zertrümmern konnte. Doch nichts tat sich. Er versuchte, Kontakt zu Indrani aufzunehmen, um ihr zu sagen, dass es ihm gut ging, und um nach Flammenhaar zu fragen. Doch sie reagierte nicht auf seine Botschaften, und er wusste nicht einmal, ob sie überhaupt noch am Leben war – abgesehen von der Tatsache, dass

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