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Bone 02 - Das Ende des Himmels

Bone 02 - Das Ende des Himmels

Titel: Bone 02 - Das Ende des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O´Guilín
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sondern schaute nach oben zum Raumschiff der Deserteure. Hiresh folgte seinem Blick und blinzelte überrascht. War es in Ordnung, dass das Schiff auf diese Weise hin und her schwankte? Dann sagte Stolperzunge etwas, und Hiresh lief ein eiskalter Schauder über den Rücken, als ihm klar wurde, dass er ihn nicht mehr verstand – kein einziges Wort.
    Als hätten sich die Menschen abgesprochen, verstummte das Getöse der Menge. Die Leute standen verwirrt mit offenem Mund da. Überall wachten Träumer auf und blickten sich wie wilde Tiere um.
    In diesem Moment geschah es.
    Der Boden hob sich und zitterte so heftig, dass Hiresh umgeworfen wurde. Neben ihm lagen Jagadamba und Stolperzunge. Er hörte nur noch das Geschrei der Menge und ein schreckliches lautes Knirschen. Aufgrund der Vibrationen klapperten seine Zähne. Die Menschen wurden hin und her geworfen. Es wurde immer dunkler, bis nur noch die blassgrüne Beleuchtung der Notsysteme zu erkennen war. Doch es war nicht stockfinster, und er konnte erkennen, wie eine der riesigen Statuen langsam von ihrem Sockel kippte. Er versuchte aufzustehen und wegzulaufen. Er rief nach Stolperzunge und hörte, wie dieser ihm mit einem unverständlichen Ruf antwortete. Doch dann warf ihn der Boden wieder um, und als er den Kopf hob, sah er, wie der dunkle Koloss nur wenige Meter entfernt in eine schreiende Menschenmenge stürzte. Der Aufprall war so heftig, dass ihm warmes Blut auf die Stirn spritzte.
    »O Mutter Dach!«, rief er, weil nun zweifellos das Ende der Welt gekommen war. Die Vibrationen hörten nicht auf. Er hatte so große Angst, dass er irgendwann sogar schrie. »Was ist los?«, wollte er vom Dach wissen. »Was ist hier los?« Aber es kam keine Antwort.
    Einige Sekunden später war das Beben zu Ende. Die Lichter gingen wieder an, als wäre nichts geschehen. Doch die Menschen hörten nicht auf zu schreien, vor allem rund um das blutige Gemetzel in der Umgebung der umgestürzten Statue.
    Hiresh rappelte sich auf. »Wir müssen ihnen helfen!«, sagte er zu Stolperzunge.
    Der Wilde nickte. Sein dunkler gewordenes Gesicht zeigte Verwirrung und Furcht. »Ich kann dich wieder verstehen«, sagte er. Dann sah er Jagadamba an. »Was ist, wenn es mit ihr zu Ende geht? Wer wird ihr helfen? Wer wird meinen Stamm retten?«
    Seine Sorgen waren berechtigt. Und jetzt erhoben sich die Menschen zu Hunderten, um ihren Mitbürgern zu helfen.
    »Dann sollten wir lieber gehen.«
    An der Station herrschte große Verwirrung. Niemand wusste, was geschehen war. Das Dach wollte oder konnte es nicht sagen, und die Kommission suchte noch nach der Ursache. Alle schienen große Angst zu haben.
    Auch Stolperzunge war zunehmend über Jagadambas verschlechterten Zustand beunruhigt. »Besitzt hier irgendwer die Gabe des Heilens?«, rief er.
    Hiresh musste ihn ermahnen, still zu sein. »Damit lenkst du nur Aufmerksamkeit auf uns. Außerdem ist es sinnlos. Hier gibt es keine Heiler.«
    »Nein«, sagte der Wilde. »Hier gibt es niemanden, der irgendetwas tun kann.«
    »In einem Jahr wird es nicht mehr zu solchen Zwischenfällen kommen«, sagte der Junge, dem immer noch recht mulmig war. »Dann haben wir wieder genug Nanos, und alles wird wieder so sein wie in der Zeit, bevor ich geboren wurde. Perfekt. Es wird wieder perfekt sein.«
    Stolperzunge schüttelte nur den Kopf mit dem Haar, das jetzt schwarz geworden war. Offenbar dachte er an seine Leute auf der Oberfläche und stellte sich vor, wie ihre Feinde mit jedem Herzschlag näher rückten.
    Allmählich löste sich das Gedränge auf, als die ersten Shuttles an der Station eintrafen. Schließlich kam ein blauer Wagen aus dem Tunnel, der am Bahnsteig hielt und Hiresh rief, der sich mit Stolperzunge in Bewegung setzte. Sein Magen hatte sich verkrampft. Er wäre am liebsten einfach umgekehrt. Stattdessen forderte er den Wagen auf, eine Liege für Jagadamba zu formen, während er und der Wilde auf normalen Sitzen Platz nahmen.
    Er war so nervös und verunsichert, dass er hilfesuchend nach Stolperzunges Arm griff. Ein Kannibale! Ein Killer! Und schon bald das Opfer eines miesen Verrats.
    Der Wagen schoss in den Vakuumtunnel. Nur eine Stunde , dachte er und krallte die Finger in den Sitz. Nur noch eine Stunde.
    Als sie wieder zum Stehen kamen, führte er Stolperzunge mit seiner Bürde durch mehrere verwinkelte Gassen. Er musste das Dach nicht fragen, welche Richtung er einschlagen sollte.
    »Warum gehen wir so langsam?«, fragte Stolperzunge. »Jagadamba könnte

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