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Bone 02 - Das Ende des Himmels

Bone 02 - Das Ende des Himmels

Titel: Bone 02 - Das Ende des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O´Guilín
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sagen, um die Maske verschwinden zu lassen.
    »Wie kannst du es wagen, du kleiner Deserteur! Du Verräter!«
    »Du weißt«, warf Mutter ein, »dass ich es aus freien Stücken tue, Hiresh! Du weißt, dass er stark sein muss, damit er unseren Leuten helfen kann!«
    Hiresh ging nicht darauf ein. Er konnte es nicht mit ansehen, wie hager sie geworden war. Er gab jede Zurückhaltung auf und ließ seine jahrelange Verbitterung in seine Worte einfließen. »Du frisst sie auf, Vater. Du bist nicht besser als die Wilden auf der Oberfläche.«
    Vater stürmte quer durch den Raum. Hiresh zuckte nicht einmal zusammen.
    Mutter rief seinem Vater zu, dass er aufhören sollte, noch während die beiden gemeinsam zu Boden stürzten. Hiresh sah eine Faust, die gegen ihn erhoben wurde, eine große Keule aus Knorpel, Knochen und narbiger Haut. Es war ihm egal, völlig egal. Er hatte gesagt, was er nie hatte sagen können, als er noch hier gelebt hatte. Sein Vater ließ zu, dass seine Mutter sich für ihn zu Tode hungerte. Und sie ließ zu, dass er es tat. Und all das nur für die Liebe einer Maschine, die sie als Göttin verehrten.
    Der Schlag traf nie ins Ziel.
    Hireshs Gewand hatte sich teilweise geöffnet, sodass die Narben an seinem Arm zu sehen waren, wo sich früher die Tätowierungen befunden hatten. Vater erstarrte. Vielleicht stellte er sich den Schmerz oder die Verzweiflung vor, die jemanden zu einer solchen Tat trieb. Oder er war einfach nur entsetzt, dass sich ein guter religiöser Junge zu einer derartigen Blasphemie hinreißen ließ.
    Stolperzunge zerrte Vater zurück und setzte ihn neben Jagadamba auf den Boden, während die Kiefer des Mannes arbeiteten.
    »Die Frau stirbt«, sagte Stolperzunge. »Sie braucht diese ›Medizin‹.«
    »Überall im Dach sterben Menschen«, erwiderte Hireshs Vater. »Die wenige noch übrige Medizin wird für die Krieger des bevorstehenden Kampfes gebraucht. Schau sie dir an … sie wird in Kürze ihre letzte Flucht antreten. Sie hat alles gegeben, was sie geben konnte.«
    »Nein«, sagte Stolperzunge. »Sie hat noch mehr zu geben. Viel mehr.«
    »Vater«, sagte Hiresh. »Sie weiß, wo Indrani ist.«
    »Was für eine Indrani?« Er sah seinen Sohn nicht an.
    »Du weißt schon, die Tochter des alten Kommissionsvorsitzenden. Die Hexe, so habt ihr sie genannt. Um sie zu finden, stellen sie gerade das Dach auf den Kopf. Diese alte Frau weiß, wo sie steckt.«
    »Und wie wurdest du in diese Sache verwickelt?« Nun stand Interesse in seinen Augen. Eine Chance, die Kommission zu ärgern, musste seinem verbitterten Herzen gefallen. »Solltest du nicht eigentlich der anderen Seite helfen?«
    »Eigentlich sollte ich das.«
    »Vielleicht bist du endlich bereit, dich zu ändern«, sagte Vater.
    »Ich versichere dir, dass das nicht der Fall ist. Bitte hör auf, noch mehr Zeit vergeuden. Wir brauchen die Medizin.«
    »Entspann dich, Deserteur. Die Medizin ist unterwegs. Ich habe sie längst bestellt.«
    Alle saßen sich in verschiedenen Ecken des Raumes gegenüber. Hiresh erhielt nun die Gelegenheit, die Veränderungen der letzten zwei Jahre zu bemerken, seit er davongelaufen war. Die Wohnung war natürlich kleiner. Als er mit dem Krabbeln angefangen hatte, war noch genug Platz für eine Trennwand gewesen, die seinen Eltern ein wenig Privatsphäre geboten hatte. Er hatte vage Erinnerungen daran, wie er in einem weichen Kokon lag, während das Dach bunte Formen über die Decke spielen ließ, um ihn bei Laune zu halten. Bis zu seinem zweiten Lebensjahr – so hatte Mutter es ihm erzählt – war die Verknappung noch nicht so schlimm gewesen, und Vater hatte sie beide noch nicht geschlagen.
    Auch die Inneneinrichtung war jetzt trister. Im Hintergrund wurden nicht mehr die Szenen abgespielt, die vom Überfluss im Dach kündeten. Die Bilder an den Wänden zeigten nun die ernsteren Aspekte der großen Mutter – ihre vielen Hände, die Speerspitzen und Raumschiffe hielten und sie in alle vier Quadranten der Galaxis schleuderten, um Aliens und andere Dämonen zu bestrafen.
    Mutter servierte allen Tee, dann setzte sie sich neben ihn. Er ließ zu, dass sie seine Hand nahm, und stellte erstaunt fest, dass ihre Hände nun gleich groß waren. Offenbar bin ich gewachsen , dachte er. Oder sie war geschrumpft. So etwas konnte mit alten Menschen geschehen. Jagadamba war das beste Beispiel. Aber Mutter war noch keine Greisin. So alt konnte sie noch nicht sein!
    Es war Vaters Schuld. Er aß ihre Nahrungsrationen, damit er

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