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Bordeuax

Bordeuax

Titel: Bordeuax Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Torday
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Treiber zusammenhockten und
ihre Thermoskannen und Sandwiches auspackten. Wir anderen setzten oder legten
uns ins Gras, umgeben von Weidenkörben und Weinkühlern, aus denen uns Horace,
in Tweedjacke und Stoff hose statt dem üblichen dunklen Anzug, alle möglichen
Leckereien servierte.
    Catherine setzte sich zu Ed, Eck und
mir. »Na, Wilberforce?«, fragte sie mich. »Was sagen Sie nun?«
    »Alles sehr aufregend. Nur verstehe
ich nicht, wie man in dem ganzen Wirrwarr etwas treffen kann. Die Vögel fliegen
wahnsinnig schnell.«
    Sie lachte. »Das werden Sie noch
herausfinden. Etwas werden Sie schon treffen, davon können Sie ausgehen. Sie
schießen doch nach dem Essen auch selbst, oder? Erlegen Sie bloß nicht mehr
Tiere als Ed. Das hat er nämlich nicht so gerne.«
    Ed, der sich im Heidekraut ausruhte
und an einem Hühnchenschenkel knabberte, erwiderte etwas schroff: »Im
Gegenteil, Catherine. Ich wäre begeistert.«
    »Ich weiß, Darling«, sagte
Catherine. Sie rückte näher an ihn heran und strich ihm durchs Haar. »Du bist
ja so gut.«
    Bevor sich die Picknickgesellschaft
auflöste, zog Ed noch eine Kamera aus der Tasche und machte Fotos von allen,
die im Gras saßen. Dann bat Catherine mich, ein Bild von ihr mit Ed und Francis
zu knipsen. Die drei standen extra dafür auf, Francis in der Mitte, ein Arm um
Ed, den anderen um Catherine. Die Heidekrautlandschaft hinter ihnen erstreckte
sich bis zum Horizont, darüber der milchig weiße Himmel, und die Luft so klar,
dass ich später, immer wenn ich mir das Bild ansah - Ed hatte mir einen Abzug
geschenkt -, den Eindruck hatte, gleich würden die drei aus dem Bild treten,
oder ich könnte hineintreten und zu dem unschuldigen Glück jenes Moments
zurückkehren.
     
    Gleich nach dem Essen begann die
nächste Jagd. Ich zog los, gefolgt von meinem Aufseher Bob, der meine
Gewehrtasche trug und um die Schulter einen Beutel mit Schrotpatronen. Ed ging
voraus, zu einer anderen Reihe mit Schießständen, etwa siebenhundert Meter
von unserem Picknickplatz entfernt. Dort angekommen, wies er wieder jedem
Schützen einen Stand zu. In der Mitte der Reihe blieb er stehen und sagte: »Der
ist für Sie, Wilberforce. Von hier aus müssten Sie genug vor die Flinte
kriegen. In diesem Moorabschnitt treiben sich immer sehr viele Hühner herum.«
    Ich konnte sie bereits überall um
uns herum hören, ihre brodelnde, gurgelnde Musik, gelegentlich von einem
aufgescheuchten Hahn unterbrochen, der mal nachschauen wollte, was da vor sich
ging, und dabei sein warnendes »G'bäck! G'bäck!« gackerte.
    Mein Aufseher und ich betraten den
Schießstand, Bob zog die Flinte aus der Tasche und fing an, mich in den
Gebrauch der Waffe einzuweisen. »Also, Sir«, sagte er. »Diese beiden Stangen
stelle ich links und rechts vor dem Schießstand auf. Niemals darüber hinaus mit
Ihrer Flinte ausscheren, sonst treffen Sie noch einen der anderen Gentlemen in
der Linie, das mögen die nicht besonders, Sir. Wenn das Signal geblasen wird,
ist die Treiberlinie in Schussweite, dann dürfen Sie nur auf Moorhühner
schießen, die über uns hinwegfliegen, sonst treffen Sie einen der Aufseher,
und die mögen das erst recht nicht, Sir.«
    Er zeigte mir noch, wie man die
Flinte nach dem Schuss öffnet und sie ihm präsentiert, damit er sie neu laden
kann. Einige Helfer, Beutesammler und Flankentreiber zogen an uns vorbei, die
Flankentreiber ließen sich jeweils an den beiden Enden der Reihen mit
Schießständen im Heidekraut nieder. Sie hatten Stöcke dabei, an die weiße
Plastikbahnen aus zerrissenen alten Düngesäcken geheftet waren.
    »Was machen die Männer?«, fragte ich
Bob.
    »Wenn die Hühner anfangen
auszubrechen, wedeln sie mit ihren Attrappen, damit die Vögel über die Kette
der Schützen fliegen und nicht an den Flanken ausweichen. Jetzt heißt es
warten, Sir. Die Treiberwehr setzt ziemlich weit von hier entfernt an.«
    Ich stand an meinem Schießstand,
einer Hürde aus Holz, deren obere Latte zur Tarnung mit Heidekraut umflochten
war, die Flinte im Anschlag, und wartete auf das Erscheinen der Moorhühner.
Mein Herz schlug schneller als normal. Halbwegs hoffte ich, ich würde kein Tier
treffen, aber ein tief sitzender Trieb meldete sich: Ich wusste, wenn sie
angeflogen kamen, wollte ich bestimmt eins erlegen.
    Es war vollkommen still. Vor mir tat
sich der grenzenlose Horizont der Pennines auf. Am Himmel über uns kreiste ein
großer grauer Vogel.
    »Gucken Sie mal, Sir«, sagte Bob.
»Ein Hühnerbussard. Die

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