Bordeuax
Francis. Hinter der
Linie kriegen Sie einen besseren Eindruck davon, wie eine Jagd abläuft. Wenn
Sie Lust haben, können Sie heute Nachmittag mal selbst losziehen. Bob zeigt Ihnen,
was zu tun ist. Er bleibt bei Ihnen und achtet darauf, dass Ihnen nichts
passiert.« Bob hängte sich die Flinte, die Ed mir geliehen hatte, über die
Schulter.
»Warum schießen Sie nicht auch,
Francis?«, fragte ich.
»Ich habe das Jagen Vorjahren aufgegeben«, sagte er. »Es ist ein teurer Sport, heute
richte ich lieber meinen Hund ab.«
» Schade «, sagte Ed. » Francis war
nämlich einer der besten Schützen des Landes.«
»Ich war nur Durchschnitt«,
erwiderte Francis bescheiden. »Aber mein Vater, der war ein guter Schütze. Und
mein Großvater erst, der war der Allerbeste.«
Ed lachte. »Liegt wohl in der
Familie.«
Wir stiegen in unsere Autos und
machten uns in einem Konvoi auf die Fahrt ins Moor, über einen Forstweg zur
ersten Reihe der Schießstände. Eine sanft hügelige Landschaft aus Heidekraut,
Torfflächen und kleinen Tümpeln breitete sich vor uns aus, und an einer
trockenen Stelle, im Windschatten eines kleinen Berges, machten wir Halt. Dann
gingen die Schützen und die Nachhut, Francis, Catherine und ich
eingeschlossen, langsam die Reihe der Schießstände ab, wobei Ed nacheinander
jedem Schützen einen Stand zuwies.
Francis verließ die Linie und
schlenderte mit Campbell, der ihm um die Beine herumtollte, durch das
Heidekraut. Ich ging ihm nach, und als wir etwa dreihundert Meter hinter der
Linie waren, blieben wir stehen und hockten uns auf den Boden ins Kraut.
Eine Zeit lang herrschte absolute
Stille. Francis sagte nichts, und Campbell saß zitternd neben ihm, gab nur
einmal ein erregtes Stöhnen von sich. Über uns wölbte sich ein großer weißer
Himmel. Das Moor um uns herum erstreckte sich in alle Richtungen wie ein Meer.
Kein Haus, keine Straße war zu sehen, keine menschliche Gestalt. Dann erkannte
ich fern am Horizont eine Reihe schwarzer, sich bewegender Punkte. Erst
schienen sie nicht näher zu kommen, dann wurde mir klar, dass es die Streife
der Treiber war, und in der Stille hörte ich jetzt auch das Rascheln der Goose
flags, der drachenartigen Vogelattrappen, mit denen die Hühner aufgescheucht
wurden. Gelegentlich waren Rufe aus der Streife heraus zu vernehmen: »Auf!
Auf!«
»Sie versuchen, die Hühner daran zu
hindern, über die Treiber hinweg zurückzufliegen, und sie in Richtung der
Flinten zu scheuchen«, erklärte Francis. »Gleich geht es richtig los.«
Ich sah einen Schwarm Vögel in der
Luft umkehren und über die Treiberlinie hinwegfliegen, dann sank er so tief,
dass ich ihn vor dem Hintergrund des Heidekrauts nicht erkennen konnte. Ein
Schuss ertönte aus dem letzten Stand der Reihe, dann wurden Schüsse aus allen
Ständen abgefeuert. Ein Zug Moorhühner kam direkt auf uns zugeflogen, und als
sie über die Stände segelten, sah ich ein, zwei Vögel trudeln, und diejenigen,
die nicht getroffen waren, zischten in einem einzigen Flügelrausch an uns
vorbei.
Am Ende der Treibjagd stand Francis
auf, Campbell hockte sich auf die Hinterbeine, hob eine Pfote und wartete auf
Order seines Herrn. Francis streckte einen Arm vor. »Los, Campbell«, sagte er.
»Such voran! Apport!«
Der kleine Hund stöberte durch das
Heidekraut, nur ab und zu tauchte der Kopf auf, die Ohren flatterten, während
er nach erlegten Vögeln suchte. Nach wenigen Minuten kam er mit einem toten
Tier in der Schnauze zurück.
»Da, Wilberforce«, sagte Francis und
reichte mir das weiche, noch warme Tier mit dem braunen Gefieder und
daunenweißen Beinkleid. »Ihr erstes Moorhuhn.«
Behutsam hielt ich es in den Händen,
dann übergab ich es Francis. Er lachte und widmete sich wieder der Abrichtung
seines Hundes.
Nachdem die Beute eingesammelt war,
folgte die nächste Treibjagd und danach noch eine. Jede war so spannend wie
die erste, auch für uns Zuschauer, und als die dritte vorüber war, war es bereits
Nachmittag. Eine fahle Sonne versuchte sich durch die Wolkendecke zu brennen,
hatte aber keinen Erfolg. Es war warm und still. Francis und ich gingen zu den
Schießständen und gesellten uns zu den Schützen, dann marschierten wir alle ein
paar Hundert Meter den Hang hinunter zu einem Bächlein, das zwischen weichen
grasbewachsenen Ufern dahinplätscherte, da, wo die Schafe das Heidekraut bis
auf die Narbe weggefressen hatten. Wir machten Picknick neben dem Bach,
während fünfzig Meter weiter die Aufseher und die
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