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Bova, Ben - Asteroiden-Trilogie 1

Bova, Ben - Asteroiden-Trilogie 1

Titel: Bova, Ben - Asteroiden-Trilogie 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Asteroidenkrieg
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Cardenas angemessen gekleidet, wie Humphries feststellte. Sie trug ein ärmelloses moosgrünes Kleid, das mit geschmackvollen Goldapplikationen verziert war. Aber sie machte ein Gesicht, als hätte sie sich zu einer Beerdigung eingefunden anstatt zu einem gediegenen Dinner.
    Ohne Umschweife beugte sie sich so weit über den Tisch, dass sie fast Körperkontakt mit Humphries bekam. »Sie müssen sie warnen«, flüsterte sie eindringlich.
    »Dafür ist noch reichlich Zeit«, sagte er leichthin. »Entspannen Sie sich und genießen Sie das Essen.«
    Das ›Erdblick‹ war in jeder Hinsicht ein ausgezeichnetes Restaurant. Das Personal war jung bis auf den steifen und formellen Empfangschef, der dem Etablissement ein gediegenes Flair vermittelte. Das Restaurant war vier Ebenen unter der Oberfläche aus dem Mondgestein gehauen worden und verdankte seinen Namen den breiten Panoramafenstern, die eine Aussicht von der Mondoberfläche simulierten. Man hatte fast den Eindruck, eine Aussicht auf den öden, minimalistisch schönen Boden des großen Alphonsus-Kraters zu haben. Die Erde stand immer am dunklen Himmel. Sie hing dort wie ein glühendes blau-weißes Juwel, das sich periodisch veränderte und doch immer präsent war.
    Im Restaurant ›Erdblick‹ waren keine Roboter zu sehen, obwohl die Speise- und Weinkarte auf Monitoren angezeigt wurden, die in die Tischplatten integriert waren. Anstelle von Tischdecken standen die Gedecke auf Platzdecken aus einem glänzenden Wabenkern-Mondmetall, das so dünn und weich wie Seide war.
    Humphries bestellte Wein bei ihrem Ober. Als der junge Mann sich vom Tisch abwandte, beugte Cardenas sich wieder nach vorn und flüsterte: »Sofort! Sagen Sie es ihnen sofort! Je eher sie es wissen, desto schneller können sie darauf reagieren.«
    Er musterte sie. Anscheinend sind die Nanobots in ihrem Blutkreislauf nicht imstande, die Folgen des Schlafmangels zu kompensieren. Oder vielleicht hat sie auch Albträume. Sie hat einen ausgewachsenen Schuldkomplex entwickelt, das steht jedenfalls fest.
    »Wir waren übereingekommen, Dr. Cardenas«, sagte er leise,

    »dass wir sie warnen würden, sobald sie die Peripherie des Gürtels erreichen. Das wird aber erst in anderthalb Tagen der Fall sein.«
    »Ich will aber, dass Sie sie jetzt warnen«, insistierte sie. »Es ist mir egal, was wir vereinbart haben.«
    »Ich befürchte, dazu bin ich nicht in der Lage«, sagte Humphries mit einem unmerklichen Kopfschütteln. »Wir müssen uns an den Plan halten.«
    »Ich muss verrückt gewesen sein, dass ich dem überhaupt zugestimmt habe«, zischte Cardenas.
    »Aber Sie haben zugestimmt«, sagte Humphries. »Langfristig werden Sie froh darüber sein.«
    Es war so leicht gewesen, sie rumzukriegen. Humphries hielt es für eins seiner größten Talente, die Schwachstellen in der Persönlichkeit anderer Menschen zu finden und auf der Klaviatur dieser Schwächen zu spielen, um seine Ziele zu erreichen. Es hatte bei Dan Randolph mit seinem lächerlichen Kreuzzug zur Rettung der Erde funktioniert. Es hatte bei Dr. Cardenas mit ihrem brennenden Hass auf die Erde und die Leute funktioniert, die sie von ihrem Mann und ihrer Familie getrennt hatten.
    Der Wein kam. Humphries kostete ihn und ließ ihn zurückgehen.
    Mit dem Wein war eigentlich alles in Ordnung, doch Humphries hatte das Bedürfnis, sich dicke zu tun. Subtil. Cardenas hat wahrscheinlich keine Ahnung davon, was Sache ist - jedenfalls nicht auf der bewussten Ebene, sagte er sich. Aber im tiefsten Innern muss sie wissen, dass ich hier den Ton angebe. Ich treffe die Entscheidungen. Ich gewähre die Belohnungen und verhänge die Strafen.
    Sie saß wortlos da, während der düpierte Ober den Wein fortbrachte und umgehend mit einer anderen Flasche erschien.
    Humphries verkostete den Wein. Er war nicht einmal so gut wie der erste, aber Humphries hatte sein Image gepflegt.
    Sie bestellten das Essen. Cardenas stocherte nur lustlos auf dem Teller herum. Humphries ließ es sich schmecken. Fast genoss er sogar Cardenas’ Unbehagen.
    Nachdem der Ober das Dessert serviert und sich vom Tisch entfernt hatte, sagte Cardenas schließlich: »Gut, wenn Sie es ihnen nicht sagen wollen, dann werde ich es eben tun.«

    »Das hatten wir aber nicht abgemacht«, sagte Humphries gepresst.
    »Zum Teufel mit unserer Abmachung! Ich weiß gar nicht, wieso ich mich von Ihnen dazu habe überreden lassen.«
    »Sie haben sich von mir dazu überreden lassen, weil ich imstande bin, Sie unter falschem

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