Bradshaw Gillian - Artus 02
standen, und Gawain beugte sich auf Ceincaled nach vorn und stemmte einen Arm auf die Knie. Schließlich wurde das Fenster wieder aufgeschlagen, und das scharfkantige, dunkle Gesicht von Teleri spähte hinaus.
»Rhys! Du bist es ja wirklich.«
»Ich bin es, heil und ganz. Und ich habe meinen Herrn gebracht.« Teleri schaute zum erstenmal auf den Mann hinter mir, und ihr Blick wurde starr. Gawain sprang vom Pferd, blieb einen Augenblick stehen, um die Balance nicht zu verlieren, und verbeugte sich dann leicht.
Das Tor öffnete sich. »Kommt also herein.« Teleri musterte Gawain mit starkem Interesse, aber sie redete mit mir. »Deiner Eivlin geht’s nicht besser. Zu dieser Frage hast du ja gerade den Mund aufgerissen, nehme ich an. Ach, Mann, ich bin froh, dich heil wiederzusehen, und es freut mich, daß du diesen wilden irischen Teufeln entschlüpft bist. Kann dein Herr dem Mädchen helfen?«
Ich zuckte die Achseln. Gawain, der gerade durch das Tor eingetreten war, schaute sich um und antwortete dann für mich. »Es ist möglich, aber nicht sicher. Ich will es versuchen.« Er hielt inne, und dann stellte er ernst seine eigene Frage. »Mein Diener Rhys hat mir gesagt, daß die Herrin Elidan, die Tochter des Caw, eine eurer Schwestern ist.«
»So ist es«, sagte Teleri flach. »Willst du das Mädchen Eivlin jetzt sehen?«
Er nickte. »Ja. Wo kann ich mein Pferd lassen?«
Ceincaled und mein Kriegsroß blieben im Hof stehen, und wir folgten Teleri in ein Gebäude mit einem tief herabgezogenen Dach. Eine ganze Anzahl von Nonnen hatte sich schon um uns versammelt, und sie starrten alle Gawain an. Sein roter Umhang und seine Kriegsausrüstung machten ihn sehr auffällig. Aber er nickte denen, die an ihm vorübergingen, nur höflich zu und übersah die neugierigen Blicke. Wahrscheinlich war er daran gewöhnt.
Man hatte Eivlin in eine der Nonnenzellen gebracht. Sie lag, in Decken gewickelt, auf dem Bett, und sie sah sehr blaß und leblos aus. Nur ihr Haar lag ausgebreitet auf der Matratze, und ein Sonnenstrahl berührte es und verlieh ihm die Farbe reifen Weizens. Es schnitt mir ins Herz, sie so zu sehen, und ich blieb in der Tür stehen, so daß Gawain fast in mich hineinrannte. Ich starrte Eivlin an.
Teleri, die schon am Bett stand, schaute sich ungeduldig um. »Nun hör auf, sie anzustarren wie ein Ochse, und komm herein«, schnappte sie. »Natürlich nur, wenn du wirklich sehen willst, ob dein Herr ihr helfen kann.« Ich fuhr zusammen und kam herein. Ich stellte mich an die Seite. Gawain trat ans Bett. Er fiel auf ein Knie nieder, nahm Eivlins Handgelenk und legte dann den Rücken der anderen Hand auf ihre Stirn. Er schaute sie angestrengt an.
»Fieber hat sie nicht«, sagte er Teleri.
»Wahrhaftig? Das habe ich sofort herausgefunden.« Teleri stemmte die Hände auf die Hüften. »Nein, man kann nichts bei ihr finden, außer daß sie weder aufwacht noch sich rührt, egal, was wir tun. Rhys sagt, er hat sie getauft, und ich habe gehört, daß die Taufe der Tod der Sünde ist. Wenn das stimmt, dann hat dieser Tod aber sehr gründlich bei ihr stattgefunden.«
»Hast du versucht, ihr heißen Met mit Minze zu geben?« fragte Gawain.
Teleri sah verblüfft aus und ließ die Hände sinken. »Ja, haben wir. Eine ordentliche Schockbehandlung, das weckt gewöhnlich die Schläfer auf. Aber sie kann nicht schlucken, und gerührt hat sie sich auch nicht.«
»Ihr Herz schlägt sehr schwach.«
»Und wird schwächer. Ich glaube, du hast ein paar Kenntnisse in der Heilkunst.«
»Ja, ein wenig. Hauptsächlich über die Behandlung von Wunden.« Gawain nahm seine Hand von Eivlins Handgelenk und schaute ihr ins Gesicht. »Ich habe mit Gruffyd ap Cynan gearbeitet, nach den Schlachten meines Herrn Artus – natürlich nur, wenn ich selbst nicht verwundet war.«
»Tatsächlich?« fragte Teleri. Ein anderer Klang war in ihrer Stimme, einer, der sich gefährlich nach Respekt anhörte. »Nun, das ist ein Arzt, von dem ich schon viel gehört habe.«
»Seine Kunst ist groß.« Gawain schob eine Haarsträhne aus Eivlins Gesicht und drückte ihre Hand an sein Schwert. Er runzelte wieder die Stirn.
Teleri kam einen Schritt näher heran, kniete dann neben ihm nieder und strich sich das Gewand glatt. »Dein Diener Rhys ap Sion glaubt, daß dieser Schlaf das Ergebnis eines Fluches ist. Ich habe keine Ahnung von Flüchen, und als Krankheitsursache mag ich sie absolut nicht. Aber wenn das nicht stimmt, dann weiß ich nicht, warum sie nicht aufwacht.«
»Es
Weitere Kostenlose Bücher