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Bradshaw Gillian - Artus 02

Bradshaw Gillian - Artus 02

Titel: Bradshaw Gillian - Artus 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Koenigreich des Sommers
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geglaubt, bis ich angefangen habe, dich mit deinem Bruder zu vergleichen. Ja, so war es«, sagte ich.
Das traf ihn doch. Er schlug mich, und mein Kopf knallte gegen die Wand. Prompt wurde ich wieder ohnmächtig. Nach ein paar Minuten kam ich mühsam wieder zu mir, und Medraut war noch da. Mir war sehr schlecht, und ich lehnte mich gegen die Wand. Ich wünschte mir, er würde verschwinden.
»Mein Bruder ist ein Narr«, zischte Medraut, »und ein Verräter an der Königin, unserer Mutter. Er hatte die Chance, die Macht zu gewinnen, die sie ihm angeboten hat, und statt dessen hat er Artus gewählt. Er hat uns alle verkauft, er zürnte uns und rannte weg. Er war der Ehre nicht würdig, die sie ihm gegeben hat. Er ist ein Narr, ein verräterischer, oberflächlicher…« Medraut hielt inne und stand abrupt auf. Ich schaute ihn ohne Begeisterung an und verbiß mir die Bemerkung, die mir auf der Zunge lag.
»Du allerdings«, fuhr Medraut in einem anderen Tonfall fort und lächelte wieder sein angenehmes, offenes Lächeln, »du hast Glück. Mutter wünscht mit dir zu sprechen. Ich werde ihr sagen, daß es dir bereits wieder gut genug geht, um zu antworten, und sie wird diesen Ort mit dem Glanz ihrer Anwesenheit beehren.«
Ich wünschte mir, sie würde irgendeinen anderen Ort beehren, aber Medraut schritt davon. Er rief einem anderen Mann, der neben der Tür saß, irgendeinen Befehl zu. Ich schaute mich zum erstenmal um. Der Ort, der in Kürze vom Glanz der Königin von den Orcades erleuchtet werden sollte, schien mir eine von diesen Hütten zu sein, die Schafhirten benutzen, wenn ihre Herden auf der Sommerwiese sind. Vier Wände aus Lehm und Weidengeflecht, ein einfacher Lehmfußboden mit einer Feuergrube in der Mitte und als Bett ein Haufen Heidekraut, auf dem ich saß. Einer von Lots Kriegern hatte auf einem dreibeinigen Hocker neben der Tür Platz genommen und beobachtete mich ohne Interesse.
»Sprichst du Britisch?« fragte ich ihn ohne viel Hoffnung. »Loquisne latine?« Er starrte mich einfach an. Ich stöhnte und legte mich wieder.
Mein Kopf dröhnte. Mir war noch immer schlecht, und ich fühlte mich im großen und ganzen verwirrt. Morgas von den Orcades würde kommen und mir Fragen stellen. Und mir fiel nichts Besseres ein, als darum zu beten, daß ich ihr passende Antworten geben konnte und nicht nachgab. Also tat ich das. Während ich betete, fragte ich mich, ob ich die ganze Angelegenheit wohl hätte vermeiden können. Na, da war ja auch noch Rhuawn. Der war kein schlechter Mensch. Ich wußte, daß er unter normalen Umständen ein großzügiger, ausgeglichener Krieger war, wenn es einen gab. Hätte ich ruhiger mit ihm geredet oder wenigstens unter vier Augen, dann hätte er mir vielleicht zugehört. Es sei denn… Ich fragte mich, was wohl mit Medrauts Harfenspiel war. Zauberei? Wenn das der Fall war, dann hatte es bei mir nicht gewirkt, und es hätte auch auf Rhuawn nicht wirken sollen.
Aber selbst wenn Rhuawn Medraut unterstützte, dann hätte ich wohl den Mund halten sollen. Das glaubte ich jetzt. Ich hätte so tun sollen, als ob ich zustimmte, und wenn ich dann den Plan kannte, dann hätte ich gehen können, um meinen Herrn zu warnen. Das wäre sehr viel besser und sehr viel weniger riskant gewesen. Hätte ich mich doch nur ein bißchen beherrscht, wäre ich ein bißchen vernünftiger gewesen! Der gesunde Menschenverstand war doch immer meine starke Seite gewesen, das sagten alle. Ich stöhnte noch einmal, und ich entschloß mich, in Zukunft vorsichtiger zu sein – wenn ich eine Zukunft hatte, was keineswegs sicher war.
Mit Entschlüssen ist es merkwürdig. Vor noch nicht drei Monaten hatte ich mich entschlossen, aktiv für das Licht zu kämpfen. Ich hatte einen fremden Gast darum gebeten, mich nach Camlann mitzunehmen. Und jetzt lag ich hier und wartete darauf, ausgefragt zu werden, und Gott allein wußte, welche Fragen mir gestellt würden. Eine berüchtigte Hexe würde mich ausfragen. Ich dachte darüber nach, ob ich wohl den nächsten Morgen noch erlebte. Der Gedanke ließ mich zittern. Nie wieder die Gesichter meiner Lieben zu sehen, nie wieder ein warmes Herdfeuer im eigenen Haus, das auf mich wartete, nie wieder erntereife Felder oder Ochsen, die den Pflug zogen, nie wieder die Lerchen singen hören. In einem fremden Land zu sterben, ohne daß irgendeiner etwas davon wußte.
Andererseits hatte ich meine Wahl getroffen, und das in aller Ehrlichkeit. Also hatte es keinen Zweck, darüber nachzudenken, was

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