Bradshaw Gillian - Artus 02
verwirrt. Und du, Rhuawn, du weißt es auch. Aber du findest Medrauts Worte wahrscheinlicher und bequemer zu glauben. Ich will keinen Anteil haben an gewissen ungenannten Dingen, die unternommen werden, um ihn ›zu kurieren‹. Das sind Dinge, vorgeschlagen von einem, der seinem Ruf nach ein Zauberer ist und der dich dazu gebracht hat, seinem Feind, deinem Herrn, dem Kaiser Artus, alles zu verschweigen.«
Rhuawn sprang wütend auf. »Beschuldigst du mich der Untreue gegen meinen Herrn Artus?«
»Das mag sein, wie es will. Deinem Freund Gawain gegenüber bist du untreu. Noch vor einem Monat war er dir Vetter und Bruder, und jetzt bist du bereit, das alles zu vergessen. Du vergißt, daß er dein Leben gerettet hat, im gleichen Moment, wo du davon redest. Du vergißt das alles wegen ein paar Worten von einem Mann, den du erst kürzlich kennengelernt hast. Einem Mann, der offen zugibt, daß politische Notwendigkeit ihn zum Feind deines Herrn macht, und dessen Mutter eine berühmte Hexe ist. Wir sind hierhergekommen, um seinen Vater daran zu hindern, Pläne zu schmieden. Sag mir, daß ich lüge!«
Rhuawn schlug mich ins Gesicht. Der Schlag war hart genug, daß ich zurücktorkelte. Ich stolperte über eine Bank, stürzte und knallte mit dem Kopf auf den Fußboden. Eine Sekunde lang wurde die Welt schwarz, und dann krabbelte ich herum, bis ich es endlich geschafft hatte, mich mühsam aufzurichten. Ich umklammerte meinen Schädel.
»Du vergißt, welche Stellung du hast«, sagte Rhuawn. »Ich könnte dich dafür umbringen, daß du es wagst, so mit einem Krieger zu reden. Du brauchst eine Tracht Prügel, damit du dich daran erinnerst, was du bist. Ein Diener. Diener tun, was ihnen gesagt wird. Sie geben keine Widerrede. Man hat dich mehr geehrt, als dir zusteht, und das hat dich stolz gemacht.« Er tat einen Schritt vorwärts, zog sein Schwert und hielt es so, als ob er mich mit der flachen Seite der Klinge schlagen wolle.
Medraut, der jetzt auch aufgestanden war, fiel ihm in den Arm. »Nein, du darfst ihn nicht verprügeln, Rhuawn. Er ist Gawains Diener, nicht deiner.«
»Aber Gawain verprügelt ihn ja nicht.« Rhuawn hielt inne. Ich stand auf. Die Festhalle schwankte mir um den Kopf. Undeutlich bemerkte ich, daß ein paar andere auf der anderen Seite des Raumes uns anstarrten, aber ich war zu wütend, um mich darum zu kümmern. Ich wünschte mir, daß Rhuawn auf mich loskäme, selbst mit seinem Schwert. Ich hatte den Drang, ihn zu schlagen. Nur ein einziges Mal.
»Wenn Rhys es für richtig hält, die Wahrheit nicht zu glauben, dann ist das keine Bosheit, sondern nur mißverstandene Treue«, sagte Medraut. »Wir brauchen uns nicht davon behindern zu lassen. Wenn wir meinen Bruder heilen können, dann wird Rhys sich schon freuen, da bin ich ganz sicher. Komm, laß ihn in Ruhe.«
Da wurde mir klar, daß Medraut sich Rhuawns Hilfe für irgendeinen finsteren Plan bemächtigte. Er hatte gehofft, daß auch ich meinen Teil darin erfüllen würde, aber ich war nicht so wichtig. Rhuawn war wichtig… Um Artus in Sicherheit zu wiegen? Ich schaute Rhuawn an. Der schäumte noch immer. Jetzt konnte ich nicht mit ihm reden. Ich ließ meine Blicke in der Halle umherwandern, drehte mich dann um und ging davon. Ich hielt mir noch immer den Hinterkopf, massierte die Stelle, wo mein Kopf auf den Fußboden aufgeschlagen war. Medraut und Rhuawn setzten sich hinter mir wieder, und ich hörte wieder Medrauts leise Stimme.
Einer von Maelgwyns Kriegern grinste, als ich die Halle verließ. »Na, hast du genug von der Gesellschaft deiner Vorgesetzten?« Die anderen lachten. Ich hatte den Drang, auch diesen Kerl zu schlagen, aber noch dringender mußte ich Gawain finden. Ich mußte ihn finden und warnen.
Er war nicht im Haus. Anstatt draußen herumzulaufen und nach ihm zu suchen, setzte ich mich hin und befingerte meinen Hinterkopf. Eine herrliche Beule hatte ich da. Mit den Zähnen hatte ich mir auch den Mund verletzt, und ich spülte mir das Blut mit etwas abgestandenem, schon einmal gekochtem Wasser ab. Dann setzte ich mich auf das Bett und wartete auf Gawain. Ich hatte noch nicht lange da gesessen, als es an die Tür klopfte. Ich rief »Herein« und sorgte dafür, daß ich ein Messer zur Hand hatte. Aber es war nur Eivlin.
Sie schaute sich mit einigem Interesse im Zimmer um, kam dann herüber und baute sich vor mir auf. Sie stemmte die Hände auf die Hüften. »Wahrhaftig, ich hoffe, dem anderen geht es schlechter als dir«, sagte sie.
Ich starrte
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