Bradshaw Gillian - Artus 02
Willen, dann wirst du es, so weit du kannst, durch die Tür nach draußen werfen, und wenn er versucht, es wiederzuholen, dann wirst du ihm die Tür versperren. Dann kommen Medraut und Rhuawn und bitten ihn, und deine Arbeit ist erledigt.«
»Ich könnte das nicht tun, selbst wenn ich gewillt wäre«, sagte ich. »Gawains Schwert ist eine Waffe aus der Anderwelt, und alle sagen, es verbrennt die Hand von jedem, der versucht, es zu ziehen. Das Schwert hat sogar einen Namen aus der Anderwelt.«
»Sein Name ist Caledwlch«, warf Medraut ein. »Möge es bald zerschmettert werden! Aber es verbrennt die Hand nicht, wenn es freiwillig gegeben wird. Du wirst tun, was man dir befohlen hat.«
»Sei still«, sagte ihm Morgas sehr sanft und liebenswürdig. Medraut hielt inne, so abrupt wie ein Fuchs, wenn er die Hunde hört. Schweigend drückte er sich wieder zurück zur Wand. Mir wurde klar, daß er Angst vor der Königin hatte, und mein eigener Mut wuchs.
»Es spielt keine Rolle, ob das Schwert meine Hand verbrennt oder nicht«, sagte ich Morgas. »Ich will dir nicht helfen. Versuch es mit Rhuawn – aber seiner Hilfe kannst du auch nicht allzu sicher sein, sonst würdest du mich nicht fragen. Kann es sein, daß er nach deinem Plan im Irrtum befangen bleiben muß? Nun, dann versuch deine Zaubereien an mir, wenn du glaubst, sie wirken. Aber ich sage dir, daß ich Christ aus einem christlichen Königreich bin. Ich bin der Diener eines guten Herrn, eines großen Kaisers und des höchsten Gottes. Ich demütige mich nicht vor einer, die nur Königin von den Orcades ist.«
Medraut zuckte leicht zusammen, als ob er vorwärts stürzen und mich schlagen wollte, aber er beherrschte sich und schaute Morgas an. Sie lächelte nur wieder. »Noch einmal schöne Worte. Aber sag, was du willst. Trotz all deiner Herren und Götter kann ich jetzt mit dir machen, was ich will. Und ich will, daß diese Dinge geschehen, und ich werde dich dazu zwingen. Medraut!«
Sie hob träge einen Arm und streckte den Zeigefinger aus, einen dünnen, feingliedrigen, kräftigen Finger, wie Gawain sie besaß.
Medraut war nur zu bereit. Er kam eilig heran, packte mich, setzte mich wieder auf den Hocker und band mir die Arme auf dem Rücken. Aus den Augenwinkeln schaute ich Eivlin an. Sie hockte an der Tür, die Hand auf den Mund gepreßt, und ihre blauen Augen waren groß vor Elend. »Ich wußte nicht, daß sie dir weh tun würden«, hatte sie am Nachmittag gesagt. Zum erstenmal brach mein Zorn auf sie zusammen. Es war deutlich: Sie freute sich nicht über das Ergebnis ihres Verrats. Konnte ich glauben, daß sie mich nicht die ganze Zeit angelogen hatte wie Medraut, sondern daß sie nur dem Befehl ihrer Herrin gefolgt war, ohne Fragen zu stellen, aus reinem Schrecken? Mein Blick lag jetzt voller auf ihr, und sie schaute mir direkt in die Augen. Sie nahm die Hand herunter und starrte mich mit angstvollen Augen an, und ihre Lippen bewegten sich leise. Ich wandte schnell den Blick ab. Aber ich konnte jetzt glauben, daß sie nur ein Werkzeug gewesen war, voller Angst und ohne Kenntnis der Umstände. Es war tröstlich zu wissen, daß ein Mensch wie Eivlin existierte und daß sie nicht nur dazu da war, um andere zu betrügen. Dennoch, sie war ein Werkzeug.
Morgas wollte auch mich zu einem Werkzeug machen, um Gawain zu verraten, wie Eivlin mich verraten hatte. Medraut war jetzt mit meinen Händen fertig und band auch meine Beine an die Beine des Hockers. Ich biß die Zähne zusammen und wartete.
Morgas löste die goldenen Bänder, die ihr Haar zusammenhielten, und es fiel über ihre Schultern und ihren Rücken. Sie ließ die Finger hindurchgleiten und warf den Kopf zurück. Ihr Haar war sehr schwarz.
»Schön«, bemerkte ich und versuchte, ein wenig von meinem Schrecken loszuwerden und Medraut zu ärgern, indem ich eine unverschämte Bemerkung machte. »Ziehst du jeden Morgen die grauen Haare aus?«
Sie machte sich nicht die Mühe zu antworten. Sie breitete nur die Hände aus und sang irgend etwas, den Anfang eines Ritus.
Es ist mir nie möglich gewesen, anderen genau zu erzählen, was während der nächsten paar Stunden geschah. Nicht, daß es so schmerzhaft oder so widerwärtig gewesen wäre, daß man nicht davon sprechen kann – es hat ein bißchen weh getan, und es war unangenehm, aber nicht mehr als eine kleine Übelkeit. Ich fand es noch nicht einmal schändlich oder ekelerregend – obwohl mir damals wie heute, weiß Gott, heiß wird, wenn ich daran denke. Aber
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