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Bragg 04 - Dunkles Verlangen

Bragg 04 - Dunkles Verlangen

Titel: Bragg 04 - Dunkles Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Liebe verzichten konnte, eines konnte er dadurch nicht aus der Welt schaffen: dass er Derek noch immer wie einen Vater liebte, denn in seinem Herzen war Derek sein wirklicher Vater. Langsam stieg er aus der Kutsche.
    Derek sah kaum älter aus als an dem Tag, als Nick ihn zuletzt gesehen hatte. Er war so groß wie Nick und hatte früher ähnliche Muskelpakete gehabt wie heute sein Sohn. Inzwischen war er zwar etwas schmaler geworden, trotzdem war er noch immer ein ungewöhnlich kräftiger Mann. Mit der hemmungslosen Begeisterungsfähigkeit, deren er fähig war – Derek tat immer, wozu er gerade Lust hatte, wie Miranda häufig bemängelte –, beäugte er die zarte behandschuhte Hand, die Jane ihm entgegenstreckte.
    »Was haben wir denn da?«, brüllte er lachend und entblößte dabei seine ebenmäßigen weißen Zähne. Dann drehte er sich grinsend zu seiner Frau um, die gerade Chads Hand hielt, eine zierliche, schlanke, elegante Mittfünfzigerin. »Mein Gott, Miranda, erinnert sie dich zufällig an jemanden?«
    Jane drehte sich ebenfalls um und sah Miranda fragend an.
    Miranda nahm ihre Hand. »Verzeih ihm, es geht ihm alles so nahe. Aber es war als Kompliment gemeint. Ich glaube, er fühlt sich durch dich daran erinnert, wie ich ausgesehen habe, als ich vor vielen Jahren hier in den Westen gekommen bin.«
    Jane nahm die Hand der Frau und wurde von ihr in die Arme geschlossen. Kurz darauf wurde sie von einem wahren Bären umklammert, der sie leicht hätte zerdrücken können und sie ein wenig in die Luft hob. Als Derek sie wieder absetzte, war sie rot wie eine Tomate.
    Nick hätte sich fast zu einem Grinsen hinreißen lassen. Derek schien seine Frau zu mögen, und Jane würde sich schon an den Enthusiasmus des älteren Mannes gewöhnen. Dann entdeckte sein Vater ihn, und Nick erstarrte.
    Nicht so Derek. »Na, mein Sohn!«
    Als sein Vater ihn mit seinen starken Armen umschlang und an sich drückte, schloss Nick die Augen und kämpfte mit dem kindischen Impuls zu weinen. Dann gab sein Vater ihn wieder frei. »Mein Gott, lass dich mal anschauen.« Derek fasste Nick bei den Schultern. »Schau dir das mal an. Als du damals weggegangen bist, warst du zwar auch schon ein Mann, aber noch nicht so einer.«
    »Hallo Vater.« Nick sprach die Worte mechanisch aus und spürte, wie er errötete.
    Derek legte ihm den Arm um die Schultern und hatte Tränen in den Augen. »Verdammt!«, brüllte er. »Ich führe mich hier ja wie ein altes Waschweib auf. Mein Gott, Sohn, du hast es inzwischen weit gebracht: zwei schöne Kinder und eine schöne Frau …«
    »Derek«, tadelte ihn Miranda, aber auch sie hatte Tränen in den Augen und fiel Nick um den Hals. Die winzige Frau hielt ihn umschlungen, und er klammerte sich an sie, bis es beiden irgendwann peinlich wurde und Nick sich wieder von seiner Mutter löste.
    »Hallo Mama.« Er sah sie mit einem Grinsen an und hoffte, dass in seinen Augen keine Tränen zu sehen waren.
    »›Hallo Mama‹? Wir haben uns seit zehn Jahren nicht gesehen, und du sagst einfach ›hallo Mama‹?« Sie sprach mit bebender Stimme und wischte sich mit einem Spitzentaschentuch die Tränen ab. »Oh Nick, es ist ja so gut, dass du mal wieder zu Hause bist.«
     
    Wie schon in der Postkutsche sprach Nick auch während es üppigen Mahles, das Miranda vorbereitet hatte, kaum ein Wort. Jane wusste, dass seinen Eltern die Wortkargheit ihres Sohnes aufgefallen war, denn beide hatten sich mehrmals besorgt angesehen. Nun saßen sie alle im Esszimmer an dem schweren Eichenholztisch und taten sich an Mirandas Apfelstrudel und ihrem starken Kaffee gütlich. Molly hatte die (wie ihre Großeltern) vehement protestierende Nicole ins Bett gebracht. Chad rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Derek hatte ihm nämlich versprochen, mit ihm reiten zu gehen und ihm die Ranch zu zeigen. »Wann gehen wir denn endlich, Großvater?«, fragte er ungeduldig.
    »Kann dein Großvater vielleicht vorher noch seinen Kaffee austrinken?«, entgegnete Derek grinsend.
    »Chad«, wiesen ihn Nick und Jane gleichzeitig zurecht. Dann führte Nick seine Tasse zum Mund und überließ es Jane, Chad zu belehren. »Lass doch deinen Großvater erst einmal in Ruhe zu Ende essen und sich über den Besuch seines Sohnes freuen. Oder würdest du nicht gerne mit deinem Papa zusammensitzen, wenn du ihn über zehn Jahre nicht gesehen hättest?«
    Chad biss sich auf die Unterlippe und nickte dann bedächtig. »Oh ja, zehn Jahre, das ist wirklich eine sehr lange

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