Brandung des Herzens
Schwester war.
»Dann hast du dich als meine Hure bezeichnet«, flüsterte er, »als wären wir nichts weiter als zwei Fremde gewesen, die es im Dunkeln miteinander treiben. Doch für mich war das, was wir hatten... wundervoll.«
Willow fühlte die Anspannung in Calebs Fingern, ein feines Zittern, das sich von ihm auf sie übertrug, ihr von dem Tumult unter seiner beherrschten Oberfläche erzählte.
»Also habe ich dir gegeben, was du wolltest«, fuhr Caleb leise fort. »Ich ließ dich allein schlafen, eine Frau, keine Hure. Und als ich aufwachte, mußte ich feststellen, daß du trotzdem Haß für mich empfandest, obwohl ich deinen Bruder nicht getötet hatte - einen solchen Haß, daß du lieber in den sicheren Tod reiten wolltest, statt mich zu heiraten.«
»Das ist nicht wahr!« rief Willow und setzte sich auf. Es gab einen Augenblick, als stechender Schmerz sie durchzuckte, aber er ging schnell vorüber, erstickt von dem drängenden Bedürfnis, Caleb ihr Handeln begreiflich zu machen. »Ich hatte nicht vor zu sterben. Ich wollte nur nicht mein Leben mit einem Mann verbringen, der glaubte, alles, was zwischen Mann und Frau existierte, wäre ein simples Abkommen - sie stillt seine Lust, und er gibt ihr die Ehe oder eine Handvoll Silber dafür, je nachdem, was für eine Sorte Frau sie ist. Diese Denkweise macht alle Frauen gleich. Macht sie alle zu Huren.«
Als Caleb sich aufsetzte, kämpfte er um die Selbstkontrolle, die er immer als selbstverständlich betrachtet hatte, bevor er Willow Moran begegnet war. Behutsam, ganz behutsam, drehte er ihr Gesicht zu sich herum und umarmte sie, ohne ihr weh zu tun.
»So habe ich niemals von dir gedacht«, sagte er nach einer Weile gepreßt. »Als du dich mir hingegeben hast...« Seine Stimme erstarb, kehrte dann wieder, noch gebrochener, als sie zuvor geklungen hatte. »Es war das schönste Geschenk, das ich jemals bekommen habe. Ich konnte dir nichts dafür zurückgeben, bis auf die häßlichen Wahlmöglichkeiten, die mich innerlich entzweirissen. Meine einzige Hoffnung, daran etwas zu ändern, war, dir so viel Lust zu schenken, daß du nicht fähig sein würdest, mich zu hassen, ganz gleich was passierte, nachdem ich deinen Bruder gefunden hatte.«
Caleb zwang sich, tief und gleichmäßig zu atmen. Der rohe Schmerz, den er fühlte, entglitt mehr und mehr seiner Kontrolle.
»Als ich herausfand, daß Reno nicht der Verführer meiner Schwester war, dachte ich, Gott hätte meine Gebete erhört. Ich war aus der Falle befreit. Aber du hast mich trotzdem gehaßt.«
Caleb holte zitternd Luft, als seine Stimme erneut versagte. Er schloß die Augen und versuchte mit aller Macht, das zu sagen, was gesagt werden mußte, bevor er gar nicht mehr zu sprechen in der Lage war. »Du könntest jetzt mein Baby unter dem Herzen tragen. Ich kann nicht zulassen, daß du allein davongehst und dich als Witwe ausgibst. Wir werden heiraten. Wir schulden es dem Baby, das wir möglicherweise gezeugt haben. Akzeptiere es, Willow. Kämpfe nicht länger gegen mich an. Du wirst dich nur selbst verletzen.«
»Pflicht«, erwiderte Willow, versuchte vergeblich, die Bitterkeit aus ihrer Stimme herauszuhalten. »Verdammte Pflicht«, flüsterte sie verzweifelt. »Kalte Pflichterfüllung, ein ganzes Leben lang. Ich wollte das nicht. Deshalb bin ich hinausgeritten. Ich hatte mir mehr von meiner Ehe erhofft als nur Pflichterfüllung. Soviel mehr.«
Ein Schauder überlief Caleb, als ihm die Kontrolle entglitt und seine Stimme noch rauher wurde. »Es tut mir leid, Willow. Ich habe mir auch soviel mehr erhofft. Ich wollte mit dir in meinen Armen schlafen und dich beim Erwachen lächeln sehen. Ich wollte Liebe in deinen Augen sehen, wenn du mich anschautest. Ich wollte ein Haus für dich bauen und Babys mit dir haben. Ich habe mir eine Leidenschaft gewünscht, so tief, daß ich in deine Seele einsinken würde, so wie du in meine eingesunken bist. Ich wollte... alles.«
»Ich auch«, flüsterte sie.
»Wir könnten es immer noch haben«, murmelte Caleb an ihrem Haar. »Kannst du mir nicht verzeihen und wieder lernen, mich zu lieben? Ich brauche dich, Willow. Ich liebe dich so sehr, daß ich kaum atmen kann.«
Sie zuckte zusammen und hätte am liebsten laut geschrien, während sie mit anhören mußte, wie Caleb Pflicht als Liebe ausgab, aber sie hatte nicht mehr die Kraft zu schreien. Sie besaß noch nicht einmal mehr die Kraft, aufrecht zu sitzen, ohne sich gegen den Mann zu lehnen, der immer stärker gewesen
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