Brandung des Herzens
hat die Schießereien nie provoziert, aber das hat die Leute nicht vom Reden abgehalten. Wolfe hatte mich auch gewarnt. Er sagte, Reno und ich würden uns wahrscheinlich gegenseitig töten.«
»Du hast all das gewußt und hast Matt trotzdem verfolgt?«
Caleb blickte Willow stirnrunzelnd an. »Natürlich. Ich konnte mich doch nicht einfach abwenden und Weggehen. Wer sonst hätte dafür gesorgt, daß nicht noch mehr unschuldige Mädchen verführt und verlassen wurden, um bei der Geburt von Renos Bastarden zu sterben?«
»Matt würde niemals so etwas tun!«
»Ich weiß. Jetzt weiß ich es. Und ich werde es auch nicht tun. Wir werden heiraten, Willow.«
»Du hast mich nicht verführt!« stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
»Pferdescheiße«, sagte Caleb barsch. Dann berührte er Willows Wange in einer stummen Entschuldigung. »Liebste, kein Mann hat sich jemals so vorsichtig an ein ahnungsloses Mädchen angeschlichen, wie ich es bei dir gemacht habe. Deine Mischung aus Unschuld und Leidenschaft erweckte ein solches Verlangen in mir, daß ich dachte, ich würde verrückt. Ich war entschlossen, dich zu besitzen, aber noch fester hatte ich mir vorgenommen, dich dazu zu bringen, um meine Liebe zu betteln. Mein Stolz konnte den Gedanken nicht ertragen, irgend jemand würde sagen, ich hätte dich gegen deinen Willen genommen.«
»Das ist also der Grund, weshalb ich dich wegstoßen sollte«, sagte Willow leise, als sie endlich begriff.
»Das ist nicht der Grund«, gab Caleb heftig zurück. »Ich hatte gerade erfahren, daß du die Schwester des Mannes warst, den zu töten ich geschworen hatte. Ich wußte, wenn ich dich nahm, würdest du dich selbst ebensosehr hassen wie mich, wenn du mich über Renos Leiche hinweg angesehen hättest. Ich wollte auf keinen Fall, daß es dazu kommt, aber ich begehrte dich so sehr.«
Willows Augen wurden riesengroß vor Überraschung, als sie begriff, was Caleb ihr zu ersparen versucht hatte... aber selbst seine unglaubliche Selbstbeherrschung hatte ihn nicht davon abgehalten, sie zu nehmen.
»Da habe ich dir befohlen, mich wegzustoßen«, flüsterte er, »als ich wußte, daß du Renos Schwester warst. Die Vorstellung, daß du mich irgendwann hassen würdest, hat mich innerlich entzweigerissen, aber ich wußte nicht, was ich tun konnte, um es zu verhindern. Ich hätte nicht mit mir selbst in Frieden leben können, wenn ich Reno hätte weitermachen und andere Mädchen verführen lassen. Dennoch wollte ich dich so sehr, daß ich dich nicht gehen lassen konnte. Wie auch immer ich mich entschieden hätte, ich hätte auf jeden Fall verloren.«
Verstehen dämmerte in Willow auf, als sie sich erinnerte, wie sie selbst vor der Wahl gestanden hatte, einen Mann zu heiraten, der sie nicht liebte, oder den Mann, den sie liebte, durch den Revolver ihres Bruders sterben zu sehen. Beide Möglichkeiten waren unerträglich gewesen, und so war sie einfach auf und davon gegangen, hatte sich beiden Entscheidungen entzogen. Für Caleb hatte es selbst diesen traurigen Ausweg nicht gegeben. Pflicht oder Begehren oder Tod hatten eine nahtlose, unentrinnbare Falle gebildet. Kein Raum für Bitten oder um sich zu verstecken. Keine Chance, frei zu sein. Keine Chance zu ändern, was passieren würde. Keine Chance, mit der Zukunft zu leben.
Willow wußte nicht, was sie selbst getan hätte, hätte es kein Entrinnen für sie gegeben. Sie stieß einen dumpfen Laut aus, überwältigt von der schmerzlichen Erkenntnis, daß Caleb einen hohen Preis für die Leidenschaft gezahlt hatte, die sie in ihm erweckt hatte.
Wieder berührten lange Finger behutsam Willows Wange, dann zog Caleb seine Hand zurück, weil er sich vor ihrer Reaktion fürchtete.
»Ich habe dich genommen, weil ich mich nicht mehr beherrschen konnte«, gestand er rauh. »Ich habe dir nichts vorenthal-ten. Ich konnte es einfach nicht. Ich bin noch niemals mit einer Frau auf diese Weise zusammengewesen... Leidenschaft und Frieden und Lachen, alles in allem. Du hast mir gezeigt, wieviel ich versäumt hatte. Und jede Minute, die ich mit dir zusammen war, wußte ich, daß ich dich verlieren würde, sobald ich Reno gefunden hatte.«
Caleb kämpfte gegen das Gefühl an, das ihm die Kehle zuschnürte und wie nackte Flammen in seinen Augen brannte. Er atmete tief durch, versuchte, die brutale Anspannung in seinem Körper zu verringern. Es war sinnlos. Die Anspannung war niemals vollständig gewichen, seit er gewußt hatte, daß Willow Renos
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