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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Segelausflügen die Küste hinauf und hinunter, so viel Muße, daß Lem in Schweiß ausbrach und den Wunsch verspürte, laut aufzuschreien. Und dann hatte er noch etwas, worüber er sich Sorge machen mußte: den Outsider. Seit dem Tag, an dem Travis Cornell in seinem gemieteten Haus auf ihn geschossen hatte, Ende August, war keine Spur mehr von ihm aufgetaucht. Drei Monate war das jetzt her. Was hatte das Ding in diesen drei Monaten getan? Wo hatte es sich versteckt? War es immer noch hinter dem Hund her? War es tot? Vielleicht hatte irgendwo draußen in der Wildnis eine Klapperschlange es gebissen, oder vielleicht war es von einer Klippe gestürzt. Herrgott, dachte Lem, laß es tot sein, tu mir den einen Gefallen: Laß es tot sein. Aber er wußte, daß der Outsider nicht tot war, denn das wäre zu einfach gewesen. Nichts im Leben war so einfach. Das verdammte Ding war irgendwo dort draußen, immer noch hinter dem Hund her. Wahrscheinlich hatte es den Drang unterdrückt, die Menschen zu töten, denen es begegnete, weil es wußte, daß jeder Mord Lem und seine Leute näher herbeirief, und weil es nicht gefunden werden wollte, ehe es den Hund getötet hatte. Erst wenn die Bestie den Hund und die Cornells in blutige Fetzen gerissen hatte - aber erst dann -, würde es wieder anfangen, seine Wut an den Menschen im allgemeinen auszulassen, und jeder Tod würde schwer auf Lem Johnsons Gewissen lasten.
    Unterdessen waren die Ermittlungen, die sich mit der Ermordung der Banodyne-Wissenschaftler befaßten, praktisch zum Stillstand gekommen. Jene zweite NSA-Einsatzgrupe war aufgelöst worden. Offensichtlich hatten die Sowjets Außenstehende für diese Morde angeheuert, und es gab keine Möglichkeit, herauszufinden, wen sie dafür eingesetzt hatten. Ein von der Sonne tief gebräunter Mann in weißen Shorts und einem T-Shirt schlenderte an Lem vorbei und sagte:
    »Herrlicher Tag heute!«
    »Da nehm' ich Gift drauf!« sagte Lem.
    Am Tag nach Thanksgiving kam Travis in die Küche, um sich ein Glas Milch zu holen, und sah, daß Einstein ununterbrochen nieste. Aber er dachte sich nicht viel dabei. Auch Nora, die sich gewöhnlich viel schneller als Travis um das Wohlbefinden des Retrievers sorgte, fand nichts dabei. In Kalifornien ist der Pollenflug im Frühjahr und Herbst ziemlich heftig, aber da das Klima eine zwölfmonatige Blüte erlaubt, gibt es keine Jahreszeit, die ganz frei ist von Pollen. Und das Leben im Wald machte die Situation sogar noch schlimmer.
    In jener Nacht weckte Travis ein Geräusch, das er nicht bestimmen konnte. Sofort war er hellwach, setzte sich in der Dunkelheit auf und griff nach der Schrotflinte, die neben dem Bett auf dem Boden lag. Mit der Mossberg in der Hand, lauschte er, und nach ein oder zwei Minuten kam es wieder. Aus dem oberen Flur.
    Er glitt aus dem Bett, ohne Nora zu wecken, und ging vorsichtig zur Tür. Der Flur draußen war wie die meisten Räume im Haus mit einem schwachen Nachtlicht ausgestattet, und im fahlen Schein sah Travis, daß das Geräusch von dem Hund kam. Einstein stand am Treppenansatz, hustete und schüttelte dauernd den Kopf.
    Travis ging zu ihm, und der Retriever blickte auf.
    »Bist du okay?«
    Ein schnelles Schweifwedeln: JA.
    Er beugte sich vor und zerzauste dem Hund das Fell.
    »Ganz  bestimmt?« JA. Eine Minute lang drängte sich der Hund an ihn und genoß es, gestreichelt zu werden. Dann wandte er sich von Travis ab, hustete ein paarmal und ging die Treppe hinunter. Travis folgte ihm. In der Küche fand er Einstein vor seiner Schüssel, Wasser schlürfend. Nachdem er die Schüssel geleert hatte, ging der Retriever in die Kammer, schaltete das Licht ein und begann Steine aus den Kunststoffschächten zu befördern.
    DURSTIG.
    »Bist du auch ganz sicher, daß dir nichts fehlt?« JA. DURSTIG. TRAUM HAT MICH GEWECKT. Überrascht sagte Travis:
    »Du träumst?« DU NICHT?
    »Ja. Viel zuviel.« Er füllte die Wasserschüssel des Retrievers wieder auf, und  Einstein leerte sie erneut, worauf Travis sie zum zweitenmal füllte. Jetzt hatte der Hund genug. Travis rechnete damit, daß er hinauswollte, um zu pinkeln, aber der Hund ging statt dessen wieder hinauf und machte es sich vor der Schlafzimmertür bequem, wo Nora immer noch schlief. Im Flüsterton sagte Travis:
    »Hör zu, wenn du reinkommen und neben dem Bett schlafen willst, dann ist das schon in Ordnung.« Genau das wollte Einstein. Er rollte sich auf Travis' Seite auf dem Boden ein. In der Dunkelheit konnte Travis die

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