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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Kissen auf dem Wohnzimmerboden vor dem großen offenen Kamin und hörten Musik. Einsteins goldenes Fell glänzte im Feuerschein. Während Travis, einen Arm um Nora gelegt, dasaß und mit der anderen Hand den Hund streichelte, dachte er, daß Grasfressen gar keine so schlechte Idee sein konnte, denn Einstein sah gesund und robust aus. Einstein nieste ein paarmal, hustete auch hier und da, aber das schienen ganz natürliche Reaktionen zu sein auf das übermäßige Essen und die warme, trockene Luft vor dem Kamin. Travis machte sich keinen Augenblick Gedanken um die Gesundheit des Hundes.
    Am Nachmittag der sechszundzwanzigsten November, dem Freitag, der dem Thanksgivingtag folgte, war mildes Wetter, und Garrison Dilworth befand sich an Bord seines Segelbootes >Amazing Grace< im Jachthafen von Santa Barbara. Er war damit beschäftigt, das Messingzeug zu polieren, und so in seine Arbeit versunken, daß er die zwei Männer in Straßenanzügen beinahe nicht bemerkt hätte, die über die Pier auf ihn zukamen. Er blickte auf, als sie gerade im Begriff waren, ihn anzusprechen, und wußte, wer sie waren - nicht ihre Namen, aber für wen sie tätig sein mußten -, und dies, noch, bevor sie ihm ihre Ausweispapiere zeigten. Der eine hieß Johnson, der andere Soames. Indem er Verblüffung und Interesse heuchelte, lud er sie ein, an Bord zu kommen. Während der eine namens Johnson von der Pier auf das Bootsdeck herüberstieg, sagte er:
    »Wir würden Ihnen gern einige Fragen stellen, Mr. Dilworth.«
    »Worüber?« erkundigte sich Garrison und wischte sich die Hände an einem weißen Lappen ab.
    Johnson war ein Neger von mittlerer Körpergröße, fast ein wenig hager, fast ausgezehrt wirkend, und doch beeindruckend.
    »National Security Agency sagten Sie?« meinte Garrison.
    »Sie nehmen doch sicherlich nicht an, daß ich im Dienst des KGB stehe?« Johnson lächelte dünn.
    »Sie haben für Nora Devon gearbeitet?« Er hob die Brauen.
    »Nora? Ist das Ihr Ernst? Nun, ich kann Ihnen versichern, daß Nora nicht die Frau ist, die ...«
    »Dann sind Sie also ihr Anwalt?« fragte Johnson. Garrison sah den jüngeren der beiden, den mit den Sommersprossen, Soames, an und hob erneut die Brauen, als wollte er fragen, ob Johnson immer so unnahbar sei. Soames starrte ausdruckslos durch ihn hindurch und wartete offenbar darauf, daß sein Boß ihm ein Stichwort liefere. O Mann, mit den beiden wird es Ärger geben, dachte Garrison. Nach der enttäuschenden und erfolglosen Befragung Dilworths schickte Lem Cliff Soames mit ein paar Aufträgen aus: Er sollte die gerichtliche Erlaubnis einholen, den Privatapparat und die Bürotelefone des Anwalts anzuzapfen; die seinem Büro und die seinem Haus am nächsten gelegenen drei Telefonautomaten feststellen und veranlassen, daß auch diese sämtlich angezapft würden; die Aufzeichnungen der Telefongesellschaft über alle Ferngespräche beschaffen, die von Dilworths Haus-und Bürotelefonen aus geführt wurden; und schließlich zusätzliche Männer aus dem Büro in Los Angeles anfordern, um Dilworth rund um die Uhr zu beschatten. Und zwar sollte die Aktion binnen drei Stunden beginnen.
    Während Cliff sich um alle diese Dinge kümmerte, schlenderte Lem im Hafen herum und hoffte, die Geräusche der See und der beruhigende Anblick des bewegten Wassers würden ihm helfen, seinen Verstand wieder klarzumachen und seine Gedanken auf seine Probleme zu konzentrieren. Weiß Gott, er hatte es verzweifelt nötig, sich zu konzentrieren. Mehr als sechs Monate waren verstrichen, seit der Hund und der Outsider aus Banodyne entkommen waren, und Lem hatte bei ihrer Verfolgung inzwischen fast sieben Kilo verloren. Er hatte seit Monaten nicht mehr gut geschlafen, wenig Appetit, und selbst sein Sexualleben hatte gelitten.
    Man kann sich auch zu sehr bemühen, sagte er sich. Was dann zu einer Art Verstopfung des Geistes führte.
    Aber derlei Ermahnungen nützten ihm nichts. Er war immer noch blockiert wie ein Leitungsrohr voll Beton.
    Seit drei Monaten, seit sie Cornells Airstream am Tag nach dem Mord an Hockney auf dem Schulparkplatz gefunden hatten; wußte Lem, daß Cornell und die Frau in jener Augustnacht von einer Reise nach Vegas, Tahoe und Monterey zurückgekehrt waren. Sie hatten in dem Wohnwagen und dem Pick-up Tischkarten von Las Vegas, Hotelbriefbogen, Streichholzbriefchen und Benzinquittungen gefunden, die jeden Haltepunkt auf ihrer Route auswiesen. Wer die Frau war, wußte er nicht, nahm aber an, sie sei eine

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