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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Geschäftsmann, der nie mehr als zweihunderttausend im Jahr verdiente. Unterprivilegiert, verstehen Sie? Deshalb bildet Lern sich ein, er muß euch weiße Boys durch Reifen hüpfen lassen, wenn er kann, um all die Jahre der brutalen Unterdrückung auszugleichen.«
    »Er verlangt sogar, daß ich >Massa< zu ihm sage«, grinste Cliff.
    »Genauso hab' ich es mir vorgestellt«, sagte Walt. Lem seufzte und meinte:
    »Ihr beiden macht mir ungefähr soviel Spaß wie ein Leistenbruch. Wo ist die Leiche?«
    »Hier entlang, Massa«, sagte Walt. Ein warmer Windstoß ließ die Bäume rundum erzittern, in die Stille des Canyons fiel das Wispern des Blattwerks. Der Sheriff führte Lem und Cliff in den ersten der beiden Räume der Hütte. Lem wußte sofort, weshalb Walt so witzig tat. Der gezwungene Humor war die Reaktion auf das Schreckliche im Inneren der Hütte. Es war, wie wenn man nachts im Friedhof laut lacht, um die Nervosität zu verjagen.
    Zwei Lehnsessel waren umgestürzt, die Polsterung aufgeschlitzt. Die Sofakissen waren zerfetzt, der weiße Schaumgummi bloßgelegt. Von einem Büchergestell in der Ecke waren Taschenbücher heruntergefegt, zerrissen und über den ganzen Raum verstreut worden. Glasscherben der großen Fensterscheibe glitzerten wie Edelsteine in all dem Durcheinander. Und alles, die Wände mit eingeschlossen, war mit Blut bespritzt, auf dem hellen Fichtenholzboden waren dunkle Flekken getrockneten Blutes zu sehen. Wie ein paar Krähen, die bunte Fäden suchten, um damit ihr Nest herauszuputzen, arbeiteten sich zwei Labortechniker in dunklen Anzügen mit Sorgfalt durch das Chaos. Gelegentlich gab einer von ihnen ein leises, krächzendes Geräusch von sich, zupfte sich irgend etwas mit einer Pinzette und deponierte es in einem Plastikbeutel. Offensichtlich hatte man die Leiche bereits untersucht und fotografiert, denn sie war in einem undurchsichtigen Plastiksack verstaut, lag jetzt neben der Tür und wartete darauf, zum Fleischerwagen hinausgetragen zu werden. Lem schaute auf die verschwommen sichtbare Leiche im Sack, die unter dem milchfarbenen Plastik nur undeutlich als menschliche Gestalt zu erkennen war, und sagte:
    »Wie hieß er denn?«
    »Wes Dalberg«, sagte Walt.
    »Hat hier zehn Jahre oder länger gelebt.«
    »Wer hat ihn gefunden?«
    »Ein Nachbar.«
    »Wann ist er getötet worden?«
    »Soweit wir das feststellen können, vor etwa drei Tagen. Vielleicht Dienstag nacht. Wir müssen die Labortests abwarten, um es genau zu wissen. Das Wetter in letzter Zeit war ziemlich warm, und das hat natürlich Einfluß auf den Zersetzungsprozeß.« Dienstag nacht... Am Dienstagmorgen, noch bevor es dämmerte, war es in Banodyne zu dem Ausbruch gekommen. Es war also durchaus möglich, daß der Outsider bis Dienstag nacht soweit gekommen war. Lem dachte darüber nach - und erschauerte.
    »Ist dir kalt?« fragte Walt sarkastisch.
    Lem gab keine Antwort. Sie waren Freunde, und sie dienten beide dem Gesetz, der eine als örtlicher, der andere als Bundesbeamter. Aber in diesem Fall dienten sie einander entgegengesetzten Interessen: Walts Aufgabe war es, die Wahrheit herauszufinden und sie der Öffentlichkeit bekanntzugeben; Lems Aufgabe bestand darin, einen Deckel über den Fall zu stülpen und dafür zu sorgen, daß er draufblieb.

    »Hier drin stinkt's wirklich«, meinte Cliff Soames.

    »Du hättest das riechen sollen, bevor wir die Leiche in den Sack gesteckt haben«, meinte Walt.
    »Richtig reif.«
    »Nicht nur... Zersetzung«, sagte Cliff.
    »Nein«, sagte Walt und deutete auf ein paar Flecken, die  nicht von Blut herrührten.
    »Auch Urin und Kot.«

    »Vom Opfer?«

    »Glaub' ich nicht«, sagte Walt.

    »Habt ihr schon erste Tests gemacht?« fragte Lem, bemüht,  nicht besorgt zu klingen.
    »Mikroskopische Untersuchungen  am Tatort, meine ich.«

    »Fehlanzeige. Wir nehmen die Proben mit ins Labor. Wir glauben, es stammt von dem, was da durchs Fenster reingekommen ist.«
    Lem hob den Blick von dem Plastiksack mit der Leiche und  sagte:
    »Du meinst den Mann, der Dalberg umgebracht hat?«

    »Das war kein Mann«, sagte Walt,  »und ich schätze, das  weißt du.«

    »Kein Mann?« sagte Lem.

    »Zumindest kein Mann wie du oder ich.«

    »Was denkst du dann, das es war?«

    »Verdammt will ich sein, wenn ich das weiß«, sagte Walt  und rieb sich mit einer seiner mächtigen Pranken die Stoppeln am Hinterkopf.
    »Aber der Leiche nach zu schließen, hatte der Killer scharfe Zähne, vielleicht Klauen, und ein

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